Glosse zu Bonn als Drehort Bonn kommt kaum vor in Kino und Fernsehen

Bonn · Die Stadt Bonn kommt in Kino und Fernsehen kaum vor, dabei finden die schönsten Drehs für den Münsteraner "Tatort" in der Bundesstadt statt. Da ist noch Luft nach oben, findet GA-Redakteur Thomas Kliemann.

Habe gerade meine aktuellen Lieblingsserien mit der Stadtmarketing-Brille angesehen: Der Verschwörungsthriller "American Odyssey" bietet ungewohnte New-York-Bilder, im brillanten Politdrama "Designated Survivor" sieht man tolle Washington-Impressionen, Chicago glänzt in der Justiz-Serie "The Good Wife", und nach zwei Folgen des Psycho-Reißers "Rectify" will man ins Reisebüro gehen und das Städtchen Paulie im US-Bundesstaat Georgia buchen. Doch Vorsicht! Paulie ist fiktiv, gibt es nicht.

Bonn gibt es. Doch ist die cineastische Verwertung der Bundesstadt - drücken wir es einmal höflich aus - ausbaubar. Warum eigentlich? Jeder weiß, dass die schönsten Drehs für den Münsteraner "Tatort" in Bonn, speziell im Musikerviertel liefen - ohne den Ort zu benennen.

Als Ballauf und Schenk am Kameha Grand ermittelten, verlegte die Dramaturgie die Bilder kurzerhand nach Köln - ohne Kommentar. Die TV-Serien "Wilsberg" und "Alarm für Cobra 11" haben Bonn als Location genutzt, auch für manchen ambitionierten Kunstfilm fiel in der Beethovenstadt die Klappe. Erste Liga ist das nicht. Da ist noch Luft nach oben.

Woran liegt es? Ist Bonn nicht sexy genug? Vielleicht schreckt der bürokratische Aufwand, den die Stadt vor einem möglichen Dreh veranstaltet. Fünf Seiten umfasst der Antrag für Filmarbeiten in Bonn, den man auf www.bonn.de downloaden kann. Unglaublich, was da alles gefragt wird und was als "wichtige Hinweise" im Kleingedruckten steht.

Oder mangelt es an geeigneten Drehorten? Die städtische Homepage hat einen "Location Guide" parat: Als Motive für Filmsequenzen werden unter anderem das Alte Rathaus, der Bonner Bogen, Arithmeum und Caesar, der Posttower und der Güterbahnhof in Beuel angepriesen. Richtig spannend ist das nicht. Wir können uns eher einen Krimi-Mord in den Katakomben der maroden Oper oder eine Verfolgungsjagd im alten Schlachthof vorstellen.

Doch selbst wenn eine Premiumproduktion in Bonn laufen würde: Es fände sich bestimmt ein Wutbürger, der dagegen klagt.

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