Projekt am Ex-Schlachthof Stadt gibt grünes Licht für neue Konzerthalle in Bonn

Bonn · Die Stadtwerke Bonn und ihre Partner beantragen ein Bebauungsplanverfahren für das „Innovationsdreieck“ in der Weststadt. Das neue Rock- und Popzentrum soll ein Teil davon werden – mit Unterstützung aus der Stadtverwaltung und aus dem Rat.

 Begutachten das ehemalige Schlachthof-Gelände vom MVA-Dach aus: SWB-Geschäftsführer Peter Weckenbrock, Oberbürgmeisterin Katja Dörner und Tom Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender der SWB.

Begutachten das ehemalige Schlachthof-Gelände vom MVA-Dach aus: SWB-Geschäftsführer Peter Weckenbrock, Oberbürgmeisterin Katja Dörner und Tom Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender der SWB.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Pläne für ein neues Gewerbegebiet rund um den verfallenen Schlachthof an der Immenburgstraße werden konkreter. Die Stadtverwaltung schlägt dem Rat vor, für einen Teil des neuen „Innovationsdreiecks“ das nötige Bebauungsplanverfahren einzuleiten. Dort soll auch das Westwerk, ein Zentrum für Rock- und Popmusik, entstehen. „Das ganze Projekt ist von gesamtstädtischer Bedeutung und hat für uns hohe Priorität“, erklärte Oberbürgermeisterin Katja Dörner am Dienstag bei einer Pressekonferenz vor Ort. Danach gab es eine Informationsveranstaltung für die Anlieger.

Bisher befinden sich im Dreieck zwischen Immenburgstraße, Bahngleisen und Am Dickobskreuz außer dem Ex-Schlachthof noch Teilflächen der benachbarten Müllverwertungsanlage (MVA), eine Remondis-Papiersortieranlage, das Verrichtungsgelände der Straßenprostitution, unbefestigte Stellplatzflächen und sonstige Brachen – städtebaulich ein ziemliches Chaos. Jetzt planen die Stadtwerke Bonn (SWB) einen Befreiungsschlag: Sie wollen eigene Grundstücke mit dem angrenzenden Areal des Unternehmers Detlev Klaudt zusammenlegen, der Stadt den Schlachthof abkaufen, dort die Bodenaltlasten sanieren und das gesamte Dreieck aus einem Guss neu bebauen. Dafür gründet die SWB GmbH, wie berichtet, mit Klaudt die Quartier.BonnWest GmbH, die als Bauherrin auftreten soll.

Das sind die Bausteine: ein Remondis-Entsorgungsstandort, eine Papiersortieranlage, ein neuer Bonnorange-Wertstoffhof, ein weiterer Neubau, in den der städtische Bauhof vom Lievelingsweg umziehen soll, ein Parkhaus. Auf der Fläche des Schlachthofs und des früheren Güterbahnhofs sieht das Konzept Bürogebäude und das Westwerk vor. Die Gebäude sollen begrünte Dächer und Fassaden sowie Sonnenkollektoren erhalten. Einzelhandel und Gastronomie sind nicht geplant. Auch Wohnungsbau ist laut SWB wegen der Nähe der industriellen Betriebe ausgeschlossen.

Um das neue Quartier mit dem Haltepunkt Bonn-West zu verbinden, ist eine Brücke für Fußgänger und Radler vorgesehen. Die Immenburgstraße soll verbreitert und attraktiver für Passanten und Radler gestaltet werden. Der Autoverkehr zum „Innovationsdreieck“ soll vor allem über die Karlstraße und die Immenburgstraße rollen. Ein Verkehrsgutachten ist in Arbeit.

„Wir sind stark in Vorleistung gegangen mit verschiedenen Untersuchungen, Vereinbarungen und Planungen“, betonte SWB-Geschäftsführer Peter Weckenbrock. „Als kommunales Unternehmen liegt uns die Stadtentwicklung am Herzen." Der neue SWB-Aufsichtsratsvorsitzende Tom Schmidt (Grüne) sprach bereits von einem „großen Wurf“, wenn die Pläne vom Rat abgesegnet und umgesetzt werden können: „Ein vernachlässigtes Areal wird genutzt, wir schaffen Gewerbeflächen und mit Westwerk eine Veranstaltungshalle, die der Bonner Rock- und Popkultur bisher fehlt.“ Das Westwerk hat Unterstützung sowohl aus der Stadtverwaltung als auch aus dem Rat. Auch Unternehmer Klaudt scheint zufrieden: Endlich könne man das ganze Gelände einer angemessenen Nutzung zuführen, sagte er dem GA am Telefon.

Mit dem Abbruch des Schlachthofs könnte im nächsten Jahr begonnen werden. Die SWB streben den Satzungsbeschluss des Bebauungsplans für das 1. Quartal 2023 an. Danach könnten die Bauarbeiten beginnen. Die Zeit drängt: Der Ankermieter – nach GA-Informationen ein Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche – will schon Anfang 2026 rund 40.000 Quadratmeter Bürofläche mieten. Und auch die Westwerk-Betreiber, schreibt die Stadt in einer Beschlussvorlage, wollen so bald wie möglich starten.

Eine Studie, wie die Konzerthalle aussehen könnte, existiert bereits; ein Pachtvertrag mit der Westwerk Betriebs GmbH ist ausgehandelt. „Ob das Projekt finanziell wirklich realisierbar ist, wird auch vom zu erwartenden Anstieg der Baukosten und der Marktlage im Veranstaltungsbereich abhängen“, sagte SWB-Geschäftsführer Weckenbrock. Das müssten am Ende die Westwerk-Macher entscheiden.

Die zeigten sich optimistisch. „Wir sind sehr erfreut, denn wir waren einer Realisierung noch nie so nah wie heute“, wird Thomas Kläser, Geschäftsführer der Westwerk Betriebs GmbH, in einer SWB-Pressemitteilung zitiert. „Es fehlt nicht mehr viel, und wir haben endlich Planungssicherheit für unser Herzensprojekt - dank einer sehr konstruktiven und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit unseren Verhandlungspartnern bei SWB und Stadt.“

Für das Projekt müssen die Verrichtungsboxen für die Straßenprostitution vom MVA-Gelände weichen. Sie sollen samt Anbahnungszone an den nordwestlichen Zipfel des Dreiecks zwischen Am Dickobskreuz und Gleisen verlagert werden. Die Betreuung übernimmt der dort schon ansässige Verein für Gefährdetenhilfe. Das Gelände soll mit sanitären Anlagen ausgestattet und eingezäunt werden. Die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, einen sicheren Ort für Straßenprostitution zur Verfügung zu stellen. Das Gesamtprojekt wird dem Stadtrat am 16. September als Grundsatzbeschluss vorgelegt. Am 24. August diskutiert bereits die Bezirksvertretung Bonn darüber.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Wie ein Déjà-vu
Kommentar zur fehlenden Corona-Strategie zum Schulstart Wie ein Déjà-vu