Steigende Inzidenzwerte Immer jüngere Corona-Patienten landen in Bonner Krankenhäusern

Bonn · Immer jüngere Patienten werden in Bonner Kliniken behandelt. Durch die fortschreitenden Impfungen sehen die Krankenhausmediziner erste Anzeichen einer Tendenz bei den älteren Bürgern.

 Georg Baumgarten, Chefarzt der Intensivmedizin im Johanniter-Krankenhaus, steht auf der Intensivstation neben einem Beatmungsgerät.

Georg Baumgarten, Chefarzt der Intensivmedizin im Johanniter-Krankenhaus, steht auf der Intensivstation neben einem Beatmungsgerät.

Foto: Benjamin Westhoff

Am Mittwoch hat die Stadt den 208. Corona-Toten gemeldet. Die Verstorbene sei 90 Jahre alt gewesen. Insgesamt sind in Bonn in den vergangenen Wochen allerdings deutlich weniger Menschen mit dem Coronavirus verstorben als in den Vormonaten. Wie aus der Langzeitstatistik des NRW-Landeszentrums Gesundheit hervorgeht, sind zumindest in Bonn teils tagelang keine Patientinnen und Patienten mit Covid 19 gestorben: Zwischen dem 21. und dem 28. März stagnierte die Zahl bei 207, zwischen dem 14. und dem 18. März bei 205. In der Statistik ist ebenfalls nachzuvollziehen, dass im gesamten März sieben Menschen mit dem Virus starben, im kürzeren Monat Februar waren es demnach 37 Bonnerinnen und Bonner.

Das Bonner Gesundheitsamt stellt nun angesichts der stetig ansteigenden Inzidenzwerte, die Auskunft geben über die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb der zurückliegenden sieben Tage, fest: “Die Anzahl der Verstorbenen hat relativ zum Infektionsgeschehen abgenommen.“ Über die Gründe für das Abflachen der Kurve wollte die Stadt nicht mutmaßen. Auch Bonner Krankenhausmediziner sind mit Analysen verhalten. Auf die Frage, ob inzwischen weniger Menschen mit dem Virus sterben, weil die Impfungen von Senioren, Lehrern und Erziehern voranschreiten, antwortete Yon-Dschun Ko, Chefarzt des Johanniter-Krankenhauses: „Die Tendenz ist schon zu erkennen, insbesondere im Vereinigten Königreich.“ Der Leiter der dortigen Intensivstation, Randolf Forkert, weist allerdings daraufhin, dass bei den letzten beiden Infektionswellen die Krankheitsverläufe mit der Zeit schwerer geworden seien.

Uniklinika veröffentlichen anonymisierte Daten

Bonn: Krankenhäuser verzeichnen immer jüngere Corona-Patienten
Foto: GA

Das Bonner Universitätsklinikum nimmt bei der Behandlung einen auffälligen Trend zu jüngeren Patienten wahr. Der Ärztliche Direktor Wolfgang Holzgreve erklärte: „Die Anzahl der sehr alten in der siebten und achten Dekade ist deutlich kleiner. Das ist mutmaßlich auf strengere Maßnahmen in Altersheimen und vor allem auf Impfungen zurückzuführen, kann aber auch durch Einhalten von Hygieneregeln in Heimen begründet sein.“ Christina Fuhrmann, Sprecherin des Helios-Klinikums, teilte mit, dort stellten die Ärzte seit Jahresbeginn jüngere Covidpatienten mit bislang geringerer Sterberate fest, was vermutlich auf die Impfungen zurückzuführen sei. Auch aus dem Bonner Gemeinschaftskrankenhaus heißt es, die Zahlen für Deutschland deuteten „auf eine Untersterblichkeit im Vergleich zum Vorjahr hin“, sagte Sprecherin Katharina Müller-Stromberg.

Unterdessen weist die Bonner Uniklinik am Mittwoch auf eine Datensammlung hin, die sie zusammen mit acht weiteren Uniklinika in Deutschland in einem vom Bundesforschungsministerium geförderten Kooperationsprojekt anonymisiert veröffentlicht. Unter coronadashboard.ukbonn.de werden gemeinsame Zahlen wie zur Infektionslage, zur Krankenhausbelegung und der Situation auf den Intensivstationen in den Häusern veröffentlicht. So seien für jeden „akute Entwicklungen bei der klinischen Versorgung zeitnah und detailliert nachzuverfolgen“. Die Beteiligten versprechen sich davon eine Beschleunigung der Covid-19-Forschung. Auch zu den Verstorbenen sind auf dem „Corona-Dashboard“ Zahlen zu finden. Hier ist ebenfalls eine Tendenz erkennbar, dass weniger Patienten mit Corona sterben. Zählten die neun Uniklinika im Januar noch 116 Tote, waren es im Februar noch 68. Im März sank die Zahl der Verstorbenen auf 44.

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