Kritik an Stadt Bonn Anwohnerin über Knöllchen in der Luisenstraße: "Willkür und reine Schikane"

Bonn · Anwohner der Luisenstraße in Bonn ärgern sich über die Stadt. Sie verteilt seit Kurzem Knöllchen, obwohl sie das Parken dort laut der Anwohner seit Jahren geduldet hatte. Die Verwaltung zieht Parallelen zur Situation am Rheinufer.

 Seit Kurzem verteilt die Stadtverwaltung Verwarnungen an der Luisenstraße.

Seit Kurzem verteilt die Stadtverwaltung Verwarnungen an der Luisenstraße.

Foto: Meike Böschemeyer

Seit fast 40 Jahren lebt Claudine Bohere-Püschel in der Luisenstraße zwischen Kessenich und Poppelsdorf. 1984 ist sie dort in eine Wohnung eingezogen. Genauso lange parkt sie ihren Wagen am Bürgersteigrand. Vor wenigen Tagen fiel sie jedoch aus allen Wolken, als sie morgens in ihr Auto einstieg: An der Windschutzscheibe klemmte deutlich sichtbar ein Knöllchen.

„Mit dieser brüsken Vorgehensweise wird die Stadtverwaltung die Bürgerinnen und Bürger bestimmt nicht für ihr Verkehrskonzept begeistern“, entrüstet sie sich. „Wieso dieses harte Vorgehen?“ Schließlich sei die Luisenstraße keine Durchgangsstraße, es gebe keine Baustellen, auf der breiten Fahrbahn sei genügend Platz für Radler und der Gehweg sei so breit, dass er selbst mit Kinderwagen oder Rollator genutzt werden könne.

Mit Blick auf die geänderte Parksituation am Rheinufer (der GA berichtete) fragt sie sich: „Wird nun im ganzen Stadtgebiet so verfahren? Mit welchem Zweck? Weniger Parkplätze reduzieren nicht automatisch die Zahl der Autos. Fraglich ist für sie zudem, ob solche Maßnahmen bezüglich des Umweltschutzes sinnvoll sind. „Wie meine Nachbarn fahre ich jetzt jeden Abend mindestens 20 Minuten umher, um irgendwo mein Auto abzustellen. Hat man sich im Stadthaus mal Gedanken darüber gemacht, wie hoch die Umweltbelastung durch dieses unnötige Fahren ist?“

Keine Beschilderung

Die Lage in der Luisenstraße lasse sich jedoch nicht mit der am Rheinufer vergleichen, entgegnet Isabel Klotz vom Presseamt den Vorwürfen. „In der Luisenstraße fallen keine Parkplätze weg. Dort ist das Parken noch nie erlaubt gewesen“, antwortet sie auf GA-Anfrage. Dem widerspricht Bohere-Püschel jedoch. „Das stimmt nicht. Vor Jahren war das Parken erlaubt. Es gab sogar entsprechende Schilder. Die sind allerdings vor etwa 20 Jahren abmontiert worden. Aktuell gibt es keine Hinweise darauf, ob das Parken erlaubt oder verboten ist“, reagiert Bohere-Püschel.

Daher sei dieses Vorgehen für die Anlieger mehr als ärgerlich. „Hätte man nicht ähnlich wie am Rheinufer zunächst „Null-Euro-Knöllchen“ verteilen können, um Autofahrer zu sensibilisieren?“, fragt sie. „Muss man gleich das höchste Verwarnungsgeld fordern? Wir sind alle mündige Bürger. Man hätte durch eine entsprechende Beschilderung dafür sorgen können, dass Klarheit herrscht“, fügt sie hinzu. „Jahrzehntelang wurde das Parken geduldet. Von heute auf morgen sollen wir also alle Verkehrssünder sein?“, schimpft sie. „Für mich ist dieses Vorgehen Willkür und reine Schikane.“

Die Suche nach einem regulären Parkplatz im Bereich des Rheinufers hat erst vor wenigen Tagen für viel Ärger unter Bonner Autofahrern gesorgt. Dort hatte die Stadtverwaltung die Parkplätze auf dem Gehweg des Brassert- und Rathenauufers aufgehoben und die kostenfreien Parkplätze zwischen Zweiter Fährgasse und Rheingasse gestrichen. Allerdings verteilte der Stadtordnungsdienst zunächst nur „Null-Euro-Knöllchen“. Diese Maßnahme ist Teil der „Aufwertung des Bonner Rheinufers“, um Fußgängern und Radfahrern mehr Platz zu geben. Auf 1,5 Kilometern Länge zwischen Zweiter Fährgasse und Rosental will die Stadt Bonn das Rheinufer zu einem verkehrsberuhigten grünen Boulevard umgestalten. Diesen Beschluss hat der Stadtrat im vergangenen Herbst gefasst.

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