Synagoge in Bonn Bonner halten Mahnwache gegen antisemitische Angriffe

Bonn · Nach den Angriffen auf die Bonner Synagoge in der vergangenen Woche wollte die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ein Zeichen setzen. Sie hat am Freitagabend eine Mahnwache gegen Antisemitismus organisiert.

 Geschlossen gegen Antisemitismus: Vor der Bonner Synagoge wird die Stuhlwache zur Mahnwache.

Geschlossen gegen Antisemitismus: Vor der Bonner Synagoge wird die Stuhlwache zur Mahnwache.

Foto: Stefan Knopp

Seit Montag ist der Stuhl vor der Bonner Synagoge fast durchgehend besetzt, zumindest tagsüber, berichtet Rolf Rau. Der Aufruf des Vorsitzenden des Vereins Freies Förderwerk, der seit vergangener Woche Freitag dort sitzt, hat viel Resonanz hervorgerufen. Dort sitzen – zwei Stunden oder länger – Menschen, um auf das Gebäude aufzupassen, darunter auch Prominente wie der Psychiater, Theologe und Vatikan-Berater Manfred Lütz. Andere, so Rau, kommen vorbei und verteilen Kekse. Hintergrund ist der Anschlag vom 11. Mai, bei dem drei junge Syrer vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern versuchten, Scheiben einzuschmeißen, und eine Israelflagge verbrannten.

Am Freitag versammelten sich dort viele Bonner zu einer „Mahnwache gegen antisemitische Angriffe“, einige hatten entsprechende Plakate mitgebracht, auf denen ein Ende von Hass und Hetze gefordert wurde. „Wir brauchen am Ende einen langen Atem im Kampf gegen Antisemitismus“, so Joachim Gerhardt, evangelischer Pfarrer der Lutherkirche und Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die die Mahnwache organisiert hatte. Jetzt sei die Zeit, deutliche Zeichen zu setzen. Die Gesellschaft rufe außerdem dazu auf, die Stuhlwache fortzusetzen. „Man kann mit kleinen Zeichen viel aussagen“, sagte er.

Vor allem jüdische Mitglieder des Gremiums appellieren für dauerhafte Bewachung der Synagoge

„Es gibt überall Leute, die Unfrieden hereintragen wollen“, bedauerte Gerhardt. Dagegen wollen die Bonner, die sich dort gestern unter den Augen der Polizei versammelten, Gemeinsamkeit demonstrieren: Ob Juden, Christen, Muslime oder auch – wie Rau – Atheisten: „Wir wollen zusammenleben in Frieden.“

Zugleich ist man sich in der Gesellschaft einig, „dass man ein sehr verlässliches Sicherheitskonzept braucht“, so Gerhardt. Diesbezüglich appellierten vor allem die jüdischen Mitglieder des Gremiums für eine dauerhafte Bewachung der Synagoge durch die Polizei. Das sei in der letzten Zeit nicht im gewünschten Maße erfolgt. Man sei der Polizei sehr dankbar, dass sie jetzt diese Präsenz zeigt, sagte Gerhardt.

Die Synagoge wird derzeit rund um die Uhr polizeilich bewacht. Dennoch wollen die Bürger ihr Engagement fortsetzen. Die Stuhlwache sei auch ein Zeichen dafür, dass sich neben den Ordnungshütern auch ganz normale Deutsche davor stellen, wenn die jüdische Gemeinde Opfer von Antisemitismus wird, sagte Lutz. Er plädierte auch dafür, künftig immer am 11. Mai eine solche Mahnwache zu organisieren.

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