Verhandlung vor dem Bonner Landgericht Mann soll 19-Jährige im Carpe Noctem vergewaltigt haben
Bonn · Ein 22-Jähriger muss sich wegen Vergewaltigung vor dem Bonner Landgericht verantworten. Er beteuert seine Unschuld und kann den Vorwurf einer 19-Jährigen nicht verstehen.
Sein großer Traum war es, Profi-Fußballer zu werden. Als Kind hatte der heute 22-Jährige viel Zeit auf dem Bolzplatz verbracht und sich in Jugendmannschaften in die erste Liga gekickt. Aber dann, da war er 15 Jahre alt, zerfiel die Mannschaft.
Auch der Realschulabschluss scheiterte und die Ausbildung zum Straßenbauer hat er abgebrochen: „Der Job war einfach zu hart, ich war nur kaputt und hatte Schmerzen“, so der Angeklagte, der kaum 60 Kilo wiegt und von feingliedriger Statur ist. Einen Monat später dann, am 11. November 2021, kam es zu einer schicksalhaften Begegnung in der Bonner Diskothek Carpe Noctem: Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Wegen Vergewaltigung muss sich der 22-Jährige vor der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts verantworten. Die Staatsanwältin wirft ihm vor, eine 19-Jährige, die er an dem Abend in dem Kellerclub kennengelernt hatte, in einem Nebenraum vergewaltigt zu haben. Zuvor hatte das Paar, das sich in der Couch-Lounge aufhielt, lange miteinander geflirtet, sich geküsst und getanzt.
Der Angeklagte jedoch – blütenweißes Hemd mit Stehkragen – beteuerte seine Unschuld: „Ich weiß nicht, warum sie mich angezeigt hat. Ich habe nichts gegen ihren Willen getan.“ Dann erzählt der 22-Jährige offen von der Begegnung: „Das Mädchen war sehr hübsch, ich habe mich mit ihr sofort gut verstanden.“ Auf der Tanzfläche habe er sie gefragt, ob sie woanders hingehen sollten. „Ich nahm sie an die Hand und öffnete eine Tür, es schien ein Notausgang zu sein.“
Plötzlich habe sie keine Lust mehr gehabt und wollte gehen
Dann sei es zum Sex gekommen, bei dem sie aktiv mitgemacht habe. Plötzlich habe sie keine Lust mehr gehabt und wollte gehen. Aber dann ließ sich die Tür von innen nicht öffnen – und die 19-Jährige bekam Panik. Immer wieder habe sie versucht, ihre Freundin, ebenfalls Partygast, mit ihrem Handy anzurufen, um befreit zu werden: „Sie wurde regelrecht hysterisch, ich konnte sie nicht beruhigen.“
Nach der Befreiung wurde der 22-Jährige von der Freundin auf der Straße lautstark als Vergewaltiger beschimpft. Es kam zu Turbulenzen, die Security rief die Polizei, der 22-Jährige – bereits auf dem Weg zum Busbahnhof – wurde festgenommen. „Ich habe nicht verstanden, warum das plötzlich so eskaliert ist. Zu keinem Zeitpunkt habe ich Gewalt angewendet“, beteuerte er. Gegen die Untersuchungshaft hat sein Verteidiger Sebastian Holbeck bis zum Oberlandesgericht Beschwerde eingelegt, blieb aber erfolglos.
Mit Freunden die Kante gegeben
Eingeräumt hat der Angeklagte, dass er an diesem Abend, wie so oft an Wochenenden, sich mit Freunden die Kante gegeben hatte, noch bevor sie in den Club gegangen sind: Geteilt hätten sie sich Wodka, Wodka Energy, Bier oder auch Cocktails. Und das nicht zu knapp.
Schließlich erzählte der Angeklagte, fast kindlich naiv und ohne Not, von einem nicht unähnlichen Vorfall: Vor zwei Jahren sei er schon einmal wegen Vergewaltigung angezeigt worden, was er bis heute auch nicht verstehe. An Karneval 2020 habe er mit einem Mädchen einvernehmlich Sex in einem Dixi-Klo gehabt. Dieses Verfahren jedoch wurde mangels Tatverdachts eingestellt.
Bevor die 19-Jährige am vierten Verhandlungstag gehört wird, will die Kammer viele Zeugen vernehmen, die an dem Abend Partygäste des Carpe Noctem waren.