Stadtführer „Gratis durch Bonn“ Autor schreibt Reiseführer für kostenlose Angebote in Bonn

Bonn · Der Autor Martin Thull hat einen Reiseführer über Bonn geschrieben. Das besondere dabei: In seinem Buch „Gratis durch Bonn“ konzentriert er sich auf kostenlose Angebote, die der Stadt ihren Reiz geben.

 Martin Thull verweist auch auf die Sintigräber in Beuel.

Martin Thull verweist auch auf die Sintigräber in Beuel.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Entscheidung fällt ihm nicht leicht. „Mein Lieblingsort in Bonn?“, fragt Martin Thull und überlegt. „Da gibt es nicht nur einen, sondern eine Reihe. Der Kreuzgang, die Helenenkapelle oder der Jüdische Friedhof in Schwarzrheindorf. Das sind für mich allesamt besondere Orte in Bonn“, antwortet der Journalist. Die Stadt am Rhein, in der seine Kinder geboren wurden, hat viele versteckte Juwele, die man entdecken kann, ohne dafür Eintritt zu bezahlen. In seinem neuen Buch „Gratis durch Bonn – 66 kostenlose Angebote“ stellt er viele davon vor.

„Wer mit offenen Augen durch Bonn spaziert, der wird viel Schönes entdecken, ohne dass dafür ein Euro nötig wäre: Den Brunnen beim Plätschern zuhören oder auf dem Markt Obst und Gemüse riechen, Straßenmusikern lauschen oder sich an schöner Architektur erfreuen“, erklärt er. Und jeder kann viele schöne und spannende Momente erleben: Tango tanzen am Rhein oder Sport treiben auf der Hofgartenwiese, Boule spielen am Poppelsdorfer Schloss oder die Aussicht auf das Siebengebirge genießen am Alten Zoll. Sein neuestes Buch soll allerdings kein Reiseführer für Touristen sein. „Nein“, sagt Thull. „Es soll ein Lesebuch für Einheimische, Touristen und Neubürger sein.“ Bereits als junger Redakteur in Bonn habe dieses Projekt in seinem Kopf geschwirrt. Jetzt, im Ruhestand, habe er Zeit gehabt, es in die Tat umzusetzen.

Viele der von ihm beschriebenen Orte kennt er aus seiner jahrelangen Arbeit selbst. Allerdings war er auch auf die Tipps von Freunden und der Familie angewiesen. „So habe ich erst nach einem solchen Hinweis die Michaelskapelle und den Burgfriedhof entdeckt“, erzählt er. Dort haben beispielsweise auch Herbert Wehner und Ernst Dieter Lueg ihre letzten Ruhestätten gefunden. „Das ist schon bemerkenswert, wenn man sich an des legendäre Fernsehinterview nach der Bundestagswahl 1976 erinnert, das mit Herr Lüg und Herr Wöhner endete“, schmunzelt Thull.

Etwas Besonderes sind für ihn die Sinti- und Romagräber auf dem Beueler Friedhof. Ein Besuch dieser aufwändig gestalteten Familiengrabstätten aus schwarzem Granit, goldenen Verzierungen, die meist mit vielen Blumen sowie Engeln geschmückt sind, lohne sich zu jeder Jahreszeit, erklärt er. Versteckt und wohl auch nicht vielen Einheimischen bekannt, sind hingegen die Reste der ehemaligen römischen Bäder, die bei Arbeiten am Collegium Albertinum ans Tageslicht kamen. „Durch eine Seitentür kann man die Überreste jederzeit besichtigen“, verrät Thull. Ganz Journalist, gibt er zu jeder Sehenswürdigkeit einen Hinweis auf die Geschichte oder die Besonderheiten des Orts und hat in einer gesonderten Rubrik Angaben zu Adresse oder Öffnungszeiten zusammengestellt.

Thull kam 1968 nach dem Abitur nach Bonn. Er studierte Germanistik und katholischen Theologie auf Lehramt. Anschließend promovierte er in Erziehungswissenschaften und volontierte bei der Bonner Rundschau. Danach war er mehr als 20 Jahre Redakteur bei verschiedenen Printmedien in Bonn und Köln. Die letzten zehn Berufsjahre arbeitete er als Geschäftsführer im Zeitungsverlag Aachen, dem jetzigen Medienhaus Aachen. Heute genießt er seinen Ruhestand als freier Autor mit seiner Frau in Sankt Augustin.

Rund zwei Dutzend Bücher veröffentlichte Thull. Darunter vier über seine Reise auf dem Jakobsweg, den er in verschiedenen Etappen von Görlitz nach Santiago de Compostela ging. „Innerhalb von neun Jahren bin ich rund 3500 Kilometer auf dem Pilgerweg gegangen. Kein Wunder, dass man mich auch ‚Den Pilger’ nennt“, sagt er.

Martin Thull, „Gratis durch Bonn – 66 kostenlose Angebote“, Lesting Media 2020, 136 Seiten, 9,90 Euro Buch, 4,90 Euro E-Book.

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