Neue Mehrwegpflicht Das Interesse am Pfandbecher ist bei den Bonnern nur mäßig

Bonn · Seit Januar müssen Restaurants, Cafés und Lieferdienste Mehrweg anbieten. In Bonn ist die neue Mehrwegpflicht für Gastronomien noch nicht in allen Geschäften, vor allem aber noch nicht in den Köpfen der Kunden angekommen.

Bei Tee Gchwendner in der Bonner Innenstadt gibt es auch Teegenuss für unterwegs im Recup-Becher.

Bei Tee Gchwendner in der Bonner Innenstadt gibt es auch Teegenuss für unterwegs im Recup-Becher.

Foto: Stefan Knopp

35 Tage ist die bundesweite Mehrwegpflicht für Gastronomien alt. Der Flut an Wegwerfbechern, -boxen und -schalen sollte damit etwas entgegengesetzt werden, aber funktioniert das auch? Eine Stichprobe in Bonner Imbissbuden, Fastfood-Ketten und Heißgetränke-to-go-Geschäften ergab: Es funktioniert so lala, und das Interesse an Mehrweg ist noch nicht sehr ausgeprägt.

Erste Anlaufstelle: Dunkin' Donuts, eine heiße Schokolade bitte, und zwar in den mitgebrachten Becher. Die nette junge Frau hinterm Tresen kommt dem ohne Zögern nach. Man biete auch wiederverwendbare Becher an, sagt sie, aber die sind bislang Ladenhüter. „Neulich waren ein paar Karnevalisten da, die haben welche gekauft, aber um daraus ihren Alkohol zu trinken.“ Besser angenommen würden die Thermobecher, die ebenfalls verfügbar sind.

Für das Mitbringen eigener Getränkebehälter gibt Starbucks am Friedensplatz einen finanziellen Anreiz: Man spart damit 30 Cent. Außerdem bietet das Unternehmen die „Reusable Cup“ an, die man mitnehmen und wieder mitbringen kann. Für drinnen gibt es eigentlich Keramiktassen. Am Tisch zur Rechten sitzt ein Mann, der seinen Kaffee aus einem Pappbecher trinkt. Das mache er schon immer so, sagt er. Zur Linken nimmt ein Student Platz, um zu lernen. „Ich finde es gut, dass es jetzt mehr Mehrweg gibt“, sagt er. Vor allem mit Systemen wie Vytal. Gegen einen Pfand kann man einen benutzten Becher in jedem Haus abgeben, das sich an dem Mehrwegsystem beteiligt.

Man bekommt es zum Beispiel bei der Imbissbude Engel&Teufel auf dem Marktplatz. „Es wird aber nicht angenommen“, sagt Verkäuferin Tamara Wolf. „Wir haben viele Touristen, für die ist das ein bisschen umständlich.“ Dennoch gebe es auch Kunden, die das schon lange machen.

Sie hält das System für zu aufwändig: App runterladen, um den QR-Code scannen zu können, dann aber auch Daten und Bankverbindungen angeben, denn es wird ein Pfand abgehoben und bei Rückgabe wieder draufgezahlt. Und dann müsse es gespült zurückgegeben werden, nur damit es von Vytal-Mitarbeitern abgeholt und nochmal gespült werde. „Vor allem Ältere tun sich schwer. Aber an sich finden wir das gut. Wir sind gewillt mitzumachen, doch das System müsste ausgereifter sein.“ Die Imbissbudenbetreiber beteiligen sich, obwohl sie es (noch) nicht müssten, da sie weniger als fünf Mitarbeiter und kein Ladenlokal haben. Sie würden das Essen aber auch in mitgebrachte Behälter füllen.

Von der Hälfte der Kunden genutzt

Abgeben könnte man die Becher auch bei Pizza Hut. Es klappt, sagt die Filialleiterin, aber mehr sagt sie nicht. Das ist das generelle Problem der großen Ketten wie Pizza Hut, Starbucks, McDonald’s und Burgerking: Die Mitarbeiter vor Ort dürfen keine Auskunft geben.

Ein Kaltgetränk in den mitgebrachten Becher zu geben, das war bei der Pizza-Kette nicht möglich. Anders als bei McDonald’s, wo das kommentarlos gemacht wird. Auch das Konzept mit dem Mehrwegbecher funktioniert, zumindest an der digitalen Bestellstation bekommt man die Auswahl zwischen Einweg- und Mehrwegbechern.

Ein Fazit ist, dass sich das Mitführen eines eigenen Trinkbechers lohnt. Auch bei Tee Gschwendner kann man sich das Heißgetränk dort einfüllen lassen. Seit einiger Zeit wird für den Tee-to-go auch das Recup-System angeboten. Das nutze etwa die Hälfte aller Kunden, wenn man sie darauf hinweise, sagt eine Mitarbeiterin. Junge Leute würden da mehr Wert drauf legen. Den Recup-Becher könnte man auch beim Burgerking am Verteilerkreis abgeben. Auch dort wird auf Wunsch der mitgebrachte Becher gefüllt, aber jenseits vom Dürfen war die Auskunftsfähigkeit in Sachen Mehrweg dort nicht gegeben.

Imbissbuden bleiben beim alten Modell

An vielen Imbissbuden spielt das Thema Mehrweg hingegen noch keine Rolle. Der Inhaber des Hauses des Döners am Friedensplatz verkauft seine Pommes Frites in der Pappschachtel und das Fleisch in der Alu-Schale. In mitgebrachte Behälter Essen einfüllen? Das mache er nicht, weil er dann nicht richtig portionieren könne. Für ihn gelte aber die Regel nicht, da er nur drei Mitarbeiter habe.

Es mangelt aber auch noch an der Nachfrage. Bei Pirkan Café gegenüber der Universität arbeitet man noch an einem Konzept, sagt ein Mitarbeiter. Man kann also noch nichts anbieten in Sachen Mehrweg, aber die Kundschaft würde auch nicht danach fragen.

Nebenan, bei Pommes Fritz, bleibt Betreiberin Henise Sahan vorerst auch bei Behältern aus Pappe, auch wenn im Haus gegessen wird, Teller und Schalen aus Keramik werden nicht angeboten. Die müsste man spülen, dafür bräuchte man die entsprechende Einrichtung und Personal, das kostet. Mehrweg? „Grundsätzlich würden wir das machen“, sagt Sahan. „Vielleicht kommt das irgendwann.“ Dort hätte man kein Problem damit, die Pommes Frites in mitgebrachte Behälter zu füllen – dann hätte man sich wieder eine Pappschachtel gespart, und für die Umwelt wäre das ja auch das Beste.

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