Müllkippe vor der Haustür Menge illegal entsorgten Abfalls in Bonn steigt

Bonn · Auch in der Bundesstadt ist im Jahr 2020 die Menge illegal entsorgten Abfalls um 25 Prozent gestiegen. Selbst Gefahrenstoffe werden am Straßenrand entsorgt. Die Kosten trägt dabei die Allgemeinheit.

 Stehen hier nur erlaubte Gegenstände? Andreas Jambor ist bei Bonnorange für die Kontrolle des Sperrmülls zuständig.

Stehen hier nur erlaubte Gegenstände? Andreas Jambor ist bei Bonnorange für die Kontrolle des Sperrmülls zuständig.

Foto: Nicolas Ottersbach

Der seit fast einem Jahr andauernde Corona-Ausnahmezustand verleitet offenbar auch in Bonn immer mehr Menschen dazu, sich ihres Mülls auf illegale Weise zu entledigen. Zwar lässt sich ein Kausalzusammenhang mit der Pandemie weder logisch erklären, noch plausibel belegen – klar ist jedoch: Die Menge des illegal entsorgten Abfalls hat im Verlauf des vergangenen Jahres um ein Viertel zugelegt.

Diese Zahl nennt das städtische Abfallentsorgungsunternehmen Bonnorange auf Anfrage des General-Anzeigers. Man habe im Jahr 2020, so Sprecher Jérome Lefèvre, monatlich durchschnittlich 193 wilde Müllablagerungen vorgefunden. Im Jahr zuvor hatte der monatliche Durchschnitt noch bei nur 155 gelegen.

Deutlich höher als diese Zahlen dürfte noch die Dunkelziffer liegen, denn: Auch im Zuge ihrer turnusmäßigen Reinigung ihrer Reviere beseitigen die Handreinigerkolonnen illegal entsorgten Müll. Diese Funde flössen gar nicht in die Statistik ein, wie Lefèvre erklärt. „Außerdem fährt eine extra dafür eingerichtete Tour mit einem Abfallsammelfahrzeug täglich, nur um größere Gegenstände und Müllkippen von den Containerstandorten einzusammeln“, ergänzt der Sprecher.

Die Kosten für den regulären wie für den illegal abgelagerten Müll trägt die Allgemeinheit. Trennscharf beziffern lässt sich der zusätzliche Schaden wegen der beschriebenen Sammeltouren laut Bonnorange nicht. „Die Kosten sind in der Straßenreinigungs- und der Abfallgebühr enthalten, die entsprechend dem Kommunalabgabengesetz von der Stadt Bonn kostendeckend erhoben werden müssen“, so Lefèvre. Mit dem Phänomen steht die Stadt Bonn nicht allein: Auch viele andere nordrhein-westfälische Großstädte meldeten zuletzt unisono eine ähnliche Entwicklung.

Mit besonderer Sorge blickt Bonnorange auf Gefahrenstoffe, die ebenfalls häufig am Straßenrand zu finden sind. „Leider kommt es immer häufiger vor, dass Haus- und Sperrmüll und sogar gefährliche Abfälle im Freiland, an Containerstandorten oder auf privaten Grundstücken unrechtmäßig abgestellt werden“, so der Sprecher. Er erinnert daran, dass es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt, die mit einem Bußgeld geahndet werden kann, welches das Ordnungsamt eintreibt.

Die illegale Entsorgung einzelner Gegenstände kann bis zu hundert Euro, sperriger Abfall wie ein Kühlschrank bis zu 2500 Euro kosten. Bonnorange setzt unterdessen auf die Kampagne „Sauberes Bonn“, um die Bürger für das Thema Stadtsauberkeit zu sensibilisieren.

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