Ende des Fastenmonats Ramadan Muslime feiern Zuckerfest auf Bonner Sportplätzen

Bonn · Diesen Sonntag feiern Muslime das traditionelle Fest des Fastenbrechens. In Bonn hielten einige Gemeinden ihr traditionelles Gebet zum sogenannten Zuckerfest auf Sportplätzen ab, die ihnen die Stadt Bonn zur Verfügung gestellt hatte.

 Betende feiern das Zuckerfest auf dem Sportplatz an der Hohe Straße in Bonn.

Betende feiern das Zuckerfest auf dem Sportplatz an der Hohe Straße in Bonn.

Foto: Stefan Knopp

Der Fastenmonat Ramadan ist für viele Bonner Muslime mit einer ungewohnten Erfahrung zu Ende gegangen: Das Gebet zum Seker Bayrami, türkisch für Zuckerfest, hielten einige Gemeinden auf vier Sportplätzen ab, die ihnen die Stadt zur Verfügung gestellt hatte, darunter auch auf dem an der Hohen Straße in Tannenbusch. „Ich habe als Junge auf diesem Platz Fußball gespielt“, sagte Mesut Gülbahar vom Ortsverein der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) am Sonntagmorgen. „Heute bete ich hier.“

Der Platz in der Moschee in der Maxstraße hätte in Zeiten der Corona-Auflagen  nicht ausgereicht, um allen Gläubigen das Gebet zu ermöglichen. Deshalb  waren die Gemeinden froh, auf die weitläufigen Sportanlagen ausweichen zu können. Dort konnte unter Einhaltung aller Sonderregeln gebetet werden: Die Teilnehmer breiteten ihre Gebetsteppiche im gebührenden Abstand auf dem Spielfeld aus, beim Einlass gab es eine Desinfektionsstation, es herrschte Maskenpflicht, und man musste seine Kontaktdaten hinterlegen. Die würden zwei Monate lang gespeichert, erklärte Mitorganisator Fatih Savas, der auch dem Bonner Integrationsrat angehört.

Die stärkste Einschränkung aber war das Kontaktverbot. „Iyi Bayramlar“ lautet der türkische Wunsch für ein gesegnetes Fest, und normalerweise schüttelt man dazu Hände oder umarmt sich. Bei den Gebeten an der Hohen Straße wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass darauf verzichtet werden solle. „Wir haben uns alle seelisch umarmt“, rief Imam Ensar Isik den Betenden zu. Er ist der neue Vorbeter in der IGMG-Moschee. „Als frischer Imam werde ich direkt nach der Ausbildung mit dem Coronavirus konfrontiert“, sagte er. „Open Air zu beten, diese Chance bekommt nicht jeder.“

Er dankte der Stadt für die Entscheidung, die Corona-Auflagen für dieses Fest zu lockern und die Sportplätze zu öffnen – gebetet wurde außerdem auf dem Finkenberg, dem Heiderhof und dem Sportplatz der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. „Das zeigt, dass die Muslime ein Teil der Gesellschaft sind.“ Und dass man gemeinsam handele, weil man gemeinsam von der Pandemie betroffen sei. Isik leitete in Tannenbusch das erste von zwei Gebeten für je 300 Muslime. Für das zweite kam ein anderer Vorbeter: „Ein Imam darf dasselbe Gebet nicht zweimal beten“, erklärte er.

Die Teilnehmer spendeten anschließend, wie es Brauch ist, für den Hilfs- und Sozialverein Hasene International, dessen Vorsitzender Gülbahar ist. Das Geld komme Notleidenden auf der ganzen Welt zugute, sagte Isik – und nicht nur Muslimen, betonte er. Danach gingen viele auf den Nordfriedhof zu den Gräbern ihrer Vorfahren, um sie, so der Imam, am Fest teilhaben zu lassen. Vor allem für die Kinder wichtig war danach der Besuch bei den Großeltern, der oft mit Taschengeldgeschenken einher geht.

Auch Rahim Öztürker, Vorsitzender des Bonner Integrationsrates, bedankte sich bei der Stadt Bonn für die schnelle Entscheidung: Am Montag, 18. Mai, war der Antrag gestellt und am Freitag bewilligt worden. „Das war ein richtiges Bayram-Geschenk“, so Öztürker. Ihm zufolge ist alles friedlich abgelaufen. Alle hätten sich an die Auflagen gehalten. Es könne sein, dass man auf diese Idee in zwei Monaten wieder zurückgreife, so Öztürker. Dann wird das Opferfest gefeiert, das wichtigste für die Muslime, die 10,6 Prozent der Bonner Bevölkerung ausmachen. Dann könnte man die Sportplätze erneut als Gebetsstätten gebrauchen, wenn die Corona-Auflagen noch gelten.

Die Moscheegemeinden hatten die Hygienekonzepte für das Zuckerfest laut Presseamt selbst entwickelt. Die Stadt habe diese geprüft und genehmigt. In den sozialen Medien gab es am Wochenende allerdings auch Kritik an dieser Entscheidung: Etliche Bürger hielten das Ansteckungsrisiko für zu groß, wenn so viele Menschen zum Beten zusammenkommen. Im hessischen Hanau wurde eine Zuckerfest-Veranstaltung in einem Stadion am Samstag kurzfristig abgesagt, nachdem sich am 10. Mai viele Menschen bei einem Gottesdienst in einer Frankfurter Baptistenkirche angesteckt hatten. Das Risiko beim Zuckerfest sei zu hoch, erklärten die Stadt und der zuständige Landkreis.

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