Vorbild für Förderung der Artenvielfalt Schmetterlingsfreundlich: Nabu zeichnet Südfriedhof in Bonn aus

Dottendorf · Der Naturschutzbund (Nabu) NRW hat den Südfriedhof als schmetterlingsfreundlich ausgezeichnet. Die Maßnahmen für Artenvielfalt kämen auch anderen Lebewesen zu Gute.

 Der Nabu zeichnet den Bonner Südfriedhof für Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt aus, wie zum Beispiel die Trockenlandschaft für den Hirschkäfer.

Der Nabu zeichnet den Bonner Südfriedhof für Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt aus, wie zum Beispiel die Trockenlandschaft für den Hirschkäfer.

Foto: Stefan Knopp

Die Zeiten, in denen auf Friedhöfen nur beigesetzt wurde, sind vorbei. Urnengräber kommen immer mehr in Mode, nehmen weniger Platz weg, und deshalb gibt es auf Friedhöfen zunehmend Freiflächen. Die Stadt Bonn hat im vergangenen Jahr sichergestellt, dass diese Flächen nicht für anderweitige Nutzung – etwa Bebauung – abgegeben werden. Stattdessen sollen sie im Sinne der Biodiversität gestaltet werden. Ein gutes Beispiel für die Umsetzung ist der Südfriedhof in Dottendorf. Deshalb trafen sich dort am Donnerstag Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Grünflächenamtsleiter David Baier mit Vertretern des Naturschutzbundes (Nabu), um eine Ehrung entgegenzunehmen.

Der Nabu zeichnet den Südfriedhof als schmetterlingsfreundlich aus, wobei es weder nur um Schmetterlinge noch nur um diesen einen Friedhof geht. Hintergrund ist laut Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des Nabu NRW, das auch vom NRW-Umweltministerium geförderte Projekt „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird’s bunt“, zu dem auch eine Schmetterlingszählung vom 15. Juni bis 15. Juli gehört. Was in Privatgärten, Kitas und Schulen angefangen hat, wird jetzt auf den öffentlichen Bereich übertragen, „weil die öffentliche Hand eine wirklich große Vorbildfunktion hat“. Öffentliche Grünflächen seien ein guter Gegenentwurf zu den „Gärten des Grauens“, sagte Chwallek.

„Die Menschen haben Friedhöfe zunehmend als Erholungsräume erkannt“, so der Nabu-Vorsitzende. Die Plakette, die er Dörner überreichte, soll honorieren, dass die Stadt daran auch aktiv mitarbeitet. „Friedhöfe zu grünen Oasen zu machen, hat in Bonn ja schon Tradition“, sagte die Oberbürgermeisterin. Sie würden zudem auch zu Lernorten, weil auch Kitas und Schulen sie besuchten.

Blühwiesen und Bienenstöcke auf dem Südfriedhof

Auf dem Südfriedhof gibt es allerhand Orte, die die Artenvielfalt fördern sollen, angefangen beim neu angelegten Teich. Der wurde sehr schnell von einem Stockentenpärchen in Anspruch genommen und soll künftig auch Amphibien eine Heimat bieten. Auf den knapp 5000 Quadratmetern, die auf dem Friedhof unter der Leitung von Gartenbaumeister und Friedhofsverwalter Ulrich Pacyna umgestaltet werden, findet man unterschiedlich große Blühwiesen. Dort wird manche Pflanze wie die Wiesenflockenblume im Herbst bewusst stehen gelassen, auch wenn es nicht sehr attraktiv aussieht. „Das ist nicht nur unordentlich“, sagte Dörner, „das soll so sein.“ Denn diese Maßnahme bietet Insekten eine Überwinterungsmöglichkeit.

Auf den Blühwiesen wurden außerdem etliche Blumenzwiebeln gepflanzt. „Der Admiral freut sich darüber“, sagte Baier. Der Falter ist eine der Schmetterlingsarten, die auf dem Südfriedhof gesichtet wurden, andere sind der Kohlweißling und der Kleine Fuchs. Imker haben Bienenstöcke aufgestellt, am Wegesrand findet man außerdem ein Insektenhotel. In Stein- und Totholzhaufen sollen sich Schlangen und Eidechsen, Igel, Steinmarder und andere Tiere ansiedeln können. Mit einem schön gestalteten Areal mit Trockenstein und Sand hofft man, den zuletzt in Dottendorf gesichteten Hirschkäfer sowie die Blauflügelige Ödlandschrecke und die Gemeine Sandwespe anzulocken. Und in abgestorbenen, aber stehen gelassenen Baumstämmen können sich Spechte einnisten. Diese und andere Maßnahmen beleben den Friedhof – was ein neues Licht auf diesen Ort der letzten Ruhe wirft.

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