Universität Bonn forscht Neue Klimakammer setzt Pflanzen für den guten Zweck unter Stress

Bonn · Meldungen zu Ernteverlusten und Unwettern zeigen es: Der Klimawandel hat spürbare Auswirkungen auf die Natur. Um trotzdem widerstandsfähige Pflanzen anzubauen, braucht es Forschung. Das neue Gewächshaus der Uni Bonn soll mit seinen Klimakammern dazu einen Beitrag leisten.

 Bei einer Führung durch das Gewächshaus bestaunten die Gäste die Pflanzen in den Klimakammern.

Bei einer Führung durch das Gewächshaus bestaunten die Gäste die Pflanzen in den Klimakammern.

Foto: Chantal Dötsch

Das Klima ändert sich spürbar und hat zusehends Einfluss auf die Landwirtschaft. Wie kann man also Feldfrüchte an Hitze oder Nässe anpassen, damit die Ernte nicht vollends ausfällt? Mit diesen und weiteren Fragen kann sich ab jetzt die Uni Bonn dank modernster Technologie beschäftigen. Denn am Mittwoch wurde feierlich das neue Klimakammer-Gewächshaus auf dem Poppelsdorfer Campus eingeweiht.

Kontrollierte Bedingungen für die Experimente

Das Glasgebäude am Katzenburgweg war seit 2018 in Planung. Das Forschungsgebäude ist 656 Quadratmeter groß. Durch Corona und dadurch geänderte organisatorische Abläufe verzögerte sich der Bau bis jetzt. Birgit Hoegen, Fakultätsmanagerin der Landwirtschaftlichen Fakultät, sagt dazu: „Dieses Gebäude ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes: Es ist ein gefördertes Projekt und ermöglicht fakultätsübergreifende Forschung.“ In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) die zwölf Klimakammern über einen Großgeräteantrag mitfinanziert hat. Das Gewächshaus, das technische Anforderungen auf höchstem Niveau erfüllt, kostete insgesamt 7,5 Millionen Euro, allein rund drei Millionen fielen auf die Klimakammern. 50 Prozent der Kosten trug die DFG, 40 das Landesministerium für Bildung und Wissenschaft und die übrigen zehn Prozent die Uni selbst.

Ein Rundgang durch die Klimakammern zeigt: Es ist mehr als ein gewöhnliches Gewächshaus. Dort werden die Pflanzen – aktuell meist Tomaten – zu Forschungszwecken verschiedenen Stressoren unterzogen. Die Temperatur lässt sich zwischen zehn und 30 Grad einstellen, die Luftfeuchtigkeit auf bis zu 100 Prozent steigern, und die Beleuchtung enthält Licht im kompletten Spektrum bis hin zum UV-Licht. Denn Zweck dieser Einrichtungen erläutert Walter Witke, Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät anhand eines Vergleichs: „Das ist hier wie in einem Labor. Wir brauchen kontrollierte Bedingungen für unsere Experimente. Und die finden wir nicht draußen auf dem Feld.“

Bei der Produktion von Nahrungsmitteln dem Klimawandel anpassen

Diese Experimente beinhalten etwa Tests auf Stressresistenzen bezüglich Hitze oder Trockenheit. Aber auch sogenannte Infektionsessays sollen hier ausgeführt werden, um die Widerstandskraft der Pflanzen auf hitzebeständige Krankheitserreger zu testen. Das Gewächshaus beinhaltet nämlich sogar die Möglichkeit, mit sogenannten S2 – also pathogenen – Keimen zu forschen. Forschen wird hier allerdings nicht nur die Landwirtschaftliche, sondern auch die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät sowie im Rahmen der Core-Facility, einer besonderen Art der Kooperationspartnerschaft, auch externe Arbeitsgruppen und Forschungspartner wie das Forschungszentrum Jülich. So sollen die teuren Geräte nicht nur eine größere Auslastung erfahren, sondern auch möglichst viele Forschende Zugang zu modernster Technik erhalten. Für Außenstehende bleiben die Türen allerdings verschlossen. Von den Studenten werden Landwirte, Biologen, Geodäten und Ernährungswissenschaftler das Zentrum nutzen können – eine fächerübergreifende Zusammenarbeit sei laut Rektor Michael Hoch die Zukunft.

Die Zukunft ist auch der Anlass für die fächerübergreifende Pflanzenforschung, wie Hoeger mit Verweis auf das Unwetter am Dienstagabend deutlich macht: „Wir müssen uns bei der Produktion von Nahrungsmitteln dem Klimawandel anpassen. Sonst können wir weder die Versorgung von Menschen noch die von Tieren gewährleisten.“ Die Forschung bezüglich der Stressresistenz von Pflanzen sei daher überlebenswichtig.