Fertigstellung 2025 geplant Grundsteinlegung für neues Gebäude der Bonner Uni-Zahnklinik

Bonn · Bis 2025 soll auf einem Areal hinter der Bonner Uni-Zahnklinik an der Wachsbleiche Deutschlands modernstes Lehrgebäude entstehen. Am Mittwoch war Grundsteinlegung.

 Wolfgang   Holzgreve    (links) und Helmut Stark setzen bei der Grundtseinlegung die Zeitkapsel ein.

Wolfgang Holzgreve (links) und Helmut Stark setzen bei der Grundtseinlegung die Zeitkapsel ein.

Foto: Benjamin Westhoff

In zwei dunklen Kellerräumen im Souterrain der Universitätschirurgie haben angehende Zahnärzte ab 1891 gelernt, wie sie die Zange zur Extraktion anzusetzen hatten. Für die Kundschaft war die freudlose Prozedur vermutlich noch weniger ersprießlich als für die Studenten. Seitdem hat die Zahnmedizin große Sprünge in die Zukunft gemacht. 134 Jahre nach ihren universitären Anfängen in Bonn sollen Studierende – die meisten sind inzwischen Frauen – ab 2025 im modernsten Lehrgebäude Deutschlands an sogenannten Phantompatienten lernen. So versprach es Landesbauministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Mittwochnachmittag bei der Grundsteinlegung an der Wachsbleiche.

Auf einem Areal hinter dem übrigens denkmalgeschützten Hauptgebäude der Zahnklinik aus dem Jahr 1955, das bislang nur als Parkplatz genutzt wurde, soll in den kommenden 18 Monaten ein fünfstöckiger Bau mit einer Bruttogrundfläche von 5400 Quadratmetern entstehen. „Moderne Glasfassaden mit Beschattung“ verspricht Studiendekan Andreas Jäger. Mit den Bestandsgebäuden solle ein Innenhof entstehen, der als Science-Campus gestaltet werde. Die Dächer und ein Teil der Fassaden werden bepflanzt. Eine intelligente Fassadenkonstruktion, Fotovoltaik auf dem Dach und ein ergänzender Fernwärmeanschluss sollen den Bau bei der Energieversorgung CO2-neutral machen. Damit die Lernenden und Lehrenden ebenfalls möglichst nachhaltig unterwegs sind, werden an der Wachsbleiche 150 neue Stellplätze für Fahrräder vorgesehen.

Die ersten Pläne für den Ergänzungsbau waren schon 2012 in einem Masterplan für die Zukunft der Zahnklinik entwickelt worden, berichtete deren geschäftsführender Direktor Helmut Stark. Schließlich seien die bisherigen Räumlichkeiten für maximal 64 Erstsemester im Jahr ausgelegt. Um dem Mediziner-Mangel entgegenzuwirken, würden inzwischen aber bis zu 80 Studierende im Jahr aufgenommen. Auch um die geänderte Approbationsordnung für Zahnmediziner zu erfüllen, brauche es mehr Platz für interdisziplinäre Ausbildung. Die alte Ordnung stammte noch aus dem Baujahr der Zahnklinik 1955. Damals war noch die Hälfte aller Senioren zahnlos und Karies ein grassierendes Volksleiden. Dem heutigen Bedarf der Bevölkerung habe diese Ausbildungsordnung nicht mehr entsprochen, betonte Studiendekan Jäger.

Neubau liegt laut Uniklinik Bonn im Zeitplan

Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzendes des Uniklinikums (UKB), Wolfgang Holzgreve, zeigte sich mit einem Seitenblick auf die benachbarte Beethovenhalle hoch erfreut, dass der Bau sowohl beim Zeitplan wie den kalkulierten Kosten im Rahmen liege. Das neue Gebäude soll 40 Millionen Euro kosten. Finanziert wird der Bau vom Land und aus Eigenmitteln der Uniklinik.

Auch dem Denkmalschutz brachte das Bauvorhaben neue Erkenntnisse. Auf römische Funde stieß man bei den Ausschachtungsarbeiten zwar nicht, wohl aber auf einen Teil der Eskarpemauer der Bonner Bastion. Die Überreste wurden fotografiert und dreidimensional visualisiert. Durch eine Umplanung der Gründungspfähle bleiben sie nun unberührt unter dem Neubau erhalten. Sollten in späteren Zeiten Archäologen unter dem Neubau graben, werden sie in der Zeitkapsel des Grundsteins übrigens nicht nur eine Zeitung von Mittwoch und einige Münzen finden, sondern auch Zahnmodelle und Prothesen.

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