Proteinimpfstoff gegen Corona Stadt Bonn rechnet Ende des Monats mit Novavax-Lieferung

Bonn · Ende des Monats soll auch das Bonner Gesundheitsamt eine Lieferung des Protein-Impfstoffs Novavax erhalten. Impfungen in Hausarztpraxen werden vorerst nicht möglich sein.

 November vergangenen Jahres haben sich teils lange Schlangen vor dem Stadthaus gebildet. Der Impfstoff Novavax wird vorerst nur an städtischen Impfstellen Personen verabreicht, die unter die Priorisierungsvorgaben der Ständigen Impfkommission fallen.

November vergangenen Jahres haben sich teils lange Schlangen vor dem Stadthaus gebildet. Der Impfstoff Novavax wird vorerst nur an städtischen Impfstellen Personen verabreicht, die unter die Priorisierungsvorgaben der Ständigen Impfkommission fallen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Auch in Bonn wartet die Verwaltung auf die Lieferung des Protein-Impfstoffs Novavax gegen Corona. Denn er könnte eine Lösung für Impfskeptiker sein und helfen, die nach wie vor bestehenden Impflücken weiter zu schließen. Doch noch müssen sich die Verantwortlichen in Geduld üben. Denn bisher ist nicht bekannt, wann die ersten Novavax-Dosen an Impfwillige verabreicht werden können.

„Der genaue Zeitpunkt ist nach wie vor noch nicht bekannt. Er wird zeitnah bekannt gegeben, wenn die Informationen dazu vorliegen“, sagte Vizestadtsprecher Marc Hoffman dem GA auf eine entsprechende Anfrage.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung mit Novavax – ein Proteinimpfstoff, der anders als die mRNA-Impfstoffe wie Biontech oder Moderna keine Erbinformationen enthält – für alle ab 18 Jahren. Experten gehen davon aus, dass sich viele der bisher Ungeimpften jetzt gegen Corona impfen lassen werden. Allerdings: Eine valide Datenlage zu ihrer Zahl gebe es nicht, so die Radiologin Bettina Wolfgarten, stellvertretende Vorsitzende des Bonner Kreisverbands der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). „Wenn ich mir allein die Zahl der bereits Geboosterten im Zuständigkeitsbereich der KV Nordrhein ansehe, so stelle ich fest, dass die Impfquote in Bonn im Vergleich zu den meisten anderen Kommunen im Bereich der KV Nordrhein erfreulich hoch ist“, sagte sie. Dennoch wisse sie vom Hörensagen in ihrem eigenen Umfeld, dass es schon einige gebe, die sich bisher nicht hätten impfen lassen, weil sie auf den sogenannten Totimpfstoff warten wollten.

Nachfrage nach Novavax-Impfungen bei der Stadt noch gering

Dazu gehört auch eine Bonnerin, die sich in einem Schreiben an den GA enttäuscht darüber zeigte, dass man sich bei der Stadt Bonn anders als bei den Gesundheitsämtern in Rheinland-Pfalz noch keinen Termin für eine Impfung mit Novavax geben lassen könne. Einem Bericht des SWR zufolge wurden in dem benachbarten Bundesland bis Ende Januar bereits mehr als 9000 Menschen zur Impfung mit Novavax registriert. Sie sei 77 Jahre alt und wolle nun ebenfalls mit Novavax geimpft werden, so die Leserin weiter. Bei ihrer Hausärztin stehe sie deshalb bereits seit Längerem auf einer Warteliste. „Sehr viele Menschen –  weder Impfgegner noch Impfskeptiker – warten, ebenso wie ich, auf diesen Impfstoff“, ist die Frau überzeugt.

Doch vorerst werden niedergelassene Ärzte wohl nicht mit Novavax gegen Corona impfen können. Denn: „Der Impfstoff ist zunächst nur im Rahmen von kommunalen Impfangeboten verfügbar“, erläuterte Hoffmann. Insgesamt sei die Nachfrage nach Terminen bei der Stadt Bonn zurzeit auch noch gering.

Diese Beobachtung machen auch die beiden niedergelassenen Mediziner Jörg Abel und Bahareh Vojdani. Abel, wie Bettina Wolfgarten Vorstandsmitglied der KV Bonn, weist darauf hin, dass die Mengen an Novavax-Impfdosen, die zunächst in ganz NRW verteilt werden sollen, ohnehin überschaubar seien. Zudem sollen sie erst einmal vorwiegend einrichtungsbezogen verimpft werden, das heißt in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. „Wir hoffen sehr, dass sich bisher unentschlossene Pflegekräfte und Ärzte jetzt mit Novavax impfen lassen“, sagte Abel, der in Duisdorf eine Gemeinschaftspraxis betreibt.  Dass sich damit die Impflücke schließen lasse, das glaube er indes eher nicht.

Ärztin setzt auf Überzeugungsarbeit

Seine Kollegin Bahareh Vojdani, die sich mit einer Hausarztpraxis in der Weststadt niedergelassen hat, setzt nach wie vor auf Überzeugungsarbeit. Sie habe zwar Patienten gehabt, die eigentlich auf den Novavax-Impfstoff warten wollten. „Ich habe sie intensiv beraten und aufgeklärt. Dann haben sie sich doch mit Biontech impfen lassen.“  Wie viele andere Kolleginnen und Kollegen habe auch sie zudem damit begonnen, entsprechend den Priorisierungsvorgaben der Stiko ihre Patienten das vierte Mal mit dem mRNA-Serum gegen das Coronavirus zu impfen. Wie berichtet, hat die Stiko die erneute Auffrischung gegen Sars-Cov-2 für Menschen ab 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, mit Immunschwäche ab fünf Jahren sowie für Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen empfohlen. Bei den älteren Personen wird die zweite Auffrischungsimpfung drei Monate nach dem ersten Boostern empfohlen, bei medizinischem Personal nach sechs Monaten.

Christoph Schneider, stellvertretender Pressesprecher der KV Nordrhein mit Sitz in Düsseldorf, erklärte für die Vereinigung: „Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass der neue Impfstoff Novavax noch einmal für einen kleinen Schub bei der Impfkampagne führen wird – insbesondere bei jenen, die den mRNA-Impfstoffen bislang kritisch gegenüberstehen.“  Konkret beziffern lasse sich das möglicherweise durch Novavax zu erschließende Potenzial aber nicht.  „Über die Anzahl noch ungeimpfter Personen in der Pflege und in Krankenhäusern liegen uns keine Angaben vor.“

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