Wehrbeauftragte zu Besuch im Gesundheitsamt Bonner OB Dörner unterstützt „No-Covid-Strategie“

Bonn · Wehrbeauftragte Eva Högl besucht Soldaten im Bonner Gesundheitsamt. Oberbürgermeisterin Katja Dörner unterstützt dabei die „No-Covid-Strategie“. Die Stadt stellt zum 1. März auf das Datenerfassungsprogramm Sormas um.

 Im Gesundheitsamt: Wehrbeauftragte Eva Högl (l.), General Martin Schelleis (4.v.l.) und Katja Dörner im Gespräch mit zwei Soldaten an ihrem Arbeitsplatz.

Im Gesundheitsamt: Wehrbeauftragte Eva Högl (l.), General Martin Schelleis (4.v.l.) und Katja Dörner im Gespräch mit zwei Soldaten an ihrem Arbeitsplatz.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Bundeswehr hat ihren zivilen Einsatz auf Wunsch der Stadt Bonn ausgebaut: Mittlerweile unterstützen 30 Soldatinnen und Soldaten des Kommandos Streitkräftebasis, des Streitkräfteamts, des Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg und des Heeresmusikkorps Koblenz im Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung von Infektionsketten. Im November vergangenen Jahres waren es zunächst 20 Soldaten. Bei einem Besuch der Wehrbeauftragten des Bundes, Eva Högl (SPD), dankte Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner für den Einsatz: „Die Soldatinnen und Soldaten unterstützen uns seit einigen Monaten bei Problemen der Kontaktverfolgung. Derzeit können wir die Kontakte sehr gut nachverfolgen.“

Högl betonte, ihr Besuch diene dazu, Respekt und Anerkennung für diesen „großartigen Dienst für unsere Gesellschaft“ zum Ausdruck zu bringen. Sie wolle sich einerseits ein Bild von der Arbeit vor Ort machen, die das Ansehen der Bundeswehr bei den Bürgern aus ihrer Sicht mehre. Freilich wolle man sich in einem nicht öffentlichen Gespräch, an dem auch der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis teilnahm, ebenfalls darüber austauschen, wie die Unterstützung der Bundeswehr möglicherweise verbessert werden könne, wenn es künftig zu ähnlichen Krisen kommen sollte. Nach Auskunft der Stadt ist der Einsatz der Bundeswehr bis zum 19. März geplant. „Je nach epidemiologischer Lage wird die Stadt Bonn eine Verlängerung des Einsatzes beantragen“, heißt es weiter.

OB Dörner sagte unterdessen auf Nachfrage, sie teile die Anliegen ihrer Kölner Amtskollegin Henriette Reker, die ihrerseits gegenüber mehreren Medien dafür plädierte, den Kommunen mehr eigenen Spielraum bei den Corona-Beschränkungen zu ermöglichen. Reker sprach sich für eine strengere „No-Covid-Strategie“ aus, die erst bei einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von unter zehn Lockerungen vorsieht. Die Neuerkennungsrate gibt Auskunft über die Zahl der Neu-Infizierten innerhalb einer Woche pro 100 000 Einwohner. Sie lag in Bonn am Mittwoch bei 58,5, Tendenz sinkend. „Ich finde den Ansatz ganz richtig. Wir müssen achtsam bleiben, auch wenn der Inzidenzwert auf unter 35 sinkt, um weitere Lockdowns zu verhindern“, sagte Dörner. Hier würde sie sich mehr Handlungsspielräume für die Städte wünschen. Die Stadt Bonn werde auch weiterhin mit Blick auf die Virus-Mutanten viele Tests durchführen.

Für sinnvoll erachtet Dörner aber, dass die Organisation des Impfens und die Festlegung der Priorität für Alters- und Berufsgruppen weiterhin in die Zuständigkeit von Bund und Ländern falle: „Das Thema ist viel zu komplex, um daraus ein Hühnerrennen der Kommunen zu machen“, sagte die Oberbürgermeisterin.

Die kommissarische Leiterin des Bonner Gesundheitsamts, Susanne Engels, sprach von einem deutlichen Rückgang der notwendigen Nachverfolgung, die nach Weihnachten mit Beginn des neuen Jahres eingesetzt habe. „Die Beschränkungen haben sich gerade in dieser Zeit spürbar positiv ausgewirkt.“ Sie führt das auch auf den noch bestehenden eingeschränkten Betrieb in Schulen und Kindergärten zurück. Diese Verschnaufpause habe das Gesundheitsamt genutzt, um die Mitarbeiter auf das viel gelobte Datenerfassungsprogramm Sormas umzuschulen.

Seit Februar liefen diese Vorbereitungen, zum 1. März beginne nun die Arbeit mit der Software, die das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung speziell für den Pandemieeinsatz entwickelt haben. Als das Programm im vergangenen Frühjahr noch nicht flächendeckend verfügbar war, hatte die Stadt zunächst eine eigene Software entwickelt, um die Daten für die Nachverfolgung zu erfassen.

In der Hochphase des zweiten Lockdowns entschied sich die Stadt ob des notwendigen Umlernens gegen die Einführung. Der Rhein-Sieg-Kreis arbeitet seit dem Sommer, zunächst als Pilotprojekt mit Sormas. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und auch das Land NRW hatten zuletzt betont, das Programm flächendeckend einführen zu wollen. Der größte Vorteil von Sormas liegt im einfachen Austausch von Informationen. Da viele Kommunen mit eigenen Programmen arbeiten, gibt es keine gemeinsamen Schnittstellen für einen zügigen Datentransfer unter den verschiedenen Gesundheitsämtern.

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