Ausstellung im Haus der Bildung Demütigungen vor der Haustür
Bonn · Hasskommentare wie die über die Gewinnerin des Bonner Vorlesewettbewerbs sind nicht nur im Internet zu finden. Die Wanderausstellung „Was ihr nicht seht!“ im Haus der Bildung zeigt Alltagsrassismus auf der Straße und in der Schule.
Nachdem die elfjährige Bonnerin Dana Bakr den Bonner Vorlesewettbewerb des deutschen Buchhandels gewonnen hatte, gab es nicht nur freundliche Glückwünsche: 400 Hasskommentare erreichten das Literaturhaus als Mitorganisator. Vornehmlich über die sozialen Netzwerke wurde „die ganze Palette von Vorurteilen bedient“, wie das Literaturhaus später mitteilte. Anstoß nahmen die Schreiber daran, dass Dana Bakr Kopftuch trägt. Ihre Eltern sind in Ägypten geboren und haben nach dem Studium in Bonn eine Familie gegründet.
Demütigungen und Entwürdigungen
Nicht nur in den oft anonymen Weiten des Internets wird Hass gepredigt, sondern auch in der U-Bahn, auf der Straße, eben im Alltag. Davon zeugt eine Wanderausstellung, die nun im Haus der Bildung am Mülheimer Platz bis zum 5. April zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen ist. Der Ravensburger Student Dominik Lucha hat sie ins Leben gerufen. Ein Sammler von Schilderungen über Demütigungen und Entwürdigungen im mutmaßlich Kleinen wie Großen. „Was ihr nicht seht!“: So heißt Luchas Projekt. Schwarze Menschen schreiben ihm ihre Erfahrungen im Alltag und „weiße Menschen können lernen, antirassistisch zu werden“, heißt es auf Luchas Internetseite. Er selbst konnte am Mittwoch nicht vor Ort sein.
Was da auf der zweiten Etage im Haus der Bildung zu sehen ist, sind reduzierte Schilderungen. Ein elfjähriges Kind – Mutter aus Deutschland, Vater aus Ghana – beschreibt, wie ihre Klassenlehrerin bei der Vorstellungsrunde fragte: „Und wo putzt deine Mutter?“. Ein Oberarzt kann nicht glauben, dass der Sprössling einer Mutter aus Kassel und einem schwarzen Vater privat versichert ist. Ein Mädchen erinnert sich, ein halbes Jahr der „Breitnasenaffe“ in der Klasse gewesen zu sein, nachdem im Biologieunterricht die Menschenaffen durchgenommen wurden.
Bonner Ausstellung thematisiert Alltagsrassismus
Bei der Ausstellungseröffnung betonte Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner, „dass es Alltagsrassismus auch in unserer Stadt gibt“. Es gelte, sich nicht still zu fügen, sondern dem entgegenzutreten. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihr nach dem Gang entlang der Exponate die Beschreibung, es sei ja alles nicht so gemeint gewesen. Beschämungen und Herabwürdigungen seien durch solche Sätze nicht rückgängig zu machen.
In Kooperation mit der Volkshochschule hat das Bonner Amt für Integration und Vielfalt die Ausstellung im Rahmen der bundesweiten Internationalen Wochen gegen Rassismus nach Bonn geholt. Amtsleiterin Coletta Manemann lobte, das Luchas Projekt auf die kurze Beschreibung von Alltagssituationen konzentriert sei. Es enthalte keine Forderungen, keine Vorwürfe und erhebe nicht den Zeigefinger. Die Ausstellung passe zu Bonn, einer Stadt, in der Menschen vieler Nationalität lebten, und in der es doch immer wieder zu Beleidigungen und Übergriffen komme. Viele Schulen hätten bereits Interesse an einem Besuch im Haus der Bildung angekündigt.