Ostdeutscher Markt auf dem Münsterplatz Wie hinter dem Eisernen Vorhang

Bonn · Beim Ostdeutschen Markt auf dem Münsterplatz ging es in diesem Jahr vorrangig um die Situation der deutschen Minderheiten in Polen und der Ukraine. Besonders in Polen herrsche momentan eine Stimmung wie zur Zeit des Eisernen Vorhangs, mahnt der Bund der Vertriebenen.

Zum Bühnenprogramm auf dem Ostdeutschen Markt gehörten auch traditionelle Tänze der Gruppe Siebenbürgen aus Wuppertal.

Zum Bühnenprogramm auf dem Ostdeutschen Markt gehörten auch traditionelle Tänze der Gruppe Siebenbürgen aus Wuppertal.

Foto: Stefan Knopp

„Vertriebene und Aussiedler – Brückenbauer in Europa“, unter diesem Motto stand am Sonntag der Ostdeutsche Markt auf dem Bonner Münsterplatz. Es seien harte Zeiten für die Menschen, für die sich der Bund der Vertriebenen einsetze. Vor allem für die in der Ukraine. Denn auch dort leben vertriebene Deutsche. „Wir haben das alles unter das Gesamtdach ,Deutsche aus Russland' gepackt, was sie ja historisch auch sind“, sagte der Kreisvorsitzende des Bundes Stephan Rauhut auf dem Münsterplatz. „Gerade die Deutschen aus der Ukraine wollen jetzt nicht mehr unter diesem Dach stehen.“ Deshalb gab es neben den Landsmannschaften und kulinarischen osteuropäischen Spezialitäten auch einen größeren Stand, der sich mit der Ukraine befasste.

Für sie sollte eigentlich der Vorsitzende der deutschen Minderheit der Ukraine, Wladimir Leysle, sprechen. Weil er erkrankt war, verlas jedoch Rauhut ein Grußwort. Darin berichtete er von der Zerstörung eines Kulturhauses in Mariupol, das erst im Mai 2021 eröffnet wurde und jetzt kaputt ist. „Leider zerstört der Krieg nicht nur Häuser, sondern auch das wertvollste – das Leben von Menschen.“ Er hoffe auf Solidarität und Unterstützung beim Wiederaufbau nach dem Krieg, so Leysle.

In Polen gibt es laut Rauhut andere Probleme: Die Situation dort verglich er mit der Zeit des Eisernen Vorhanges, „weil ausschließlich die deutsche Minderheit diskriminiert wird“. Per Gesetz sei explizit die Kürzung des deutschen Unterrichts festgeschrieben, was 50.000 Kinder betreffe. Die Begründung der regierenden PiS-Partei sei, dass die polnische Minderheit in Deutschland auch nicht unterstützt würde. Für Rauhut ist das Stimmungsmache vor den Parlamentswahlen 2023.

„Es wird wieder mal eine Minderheit als Geisel genommen für politische und vor allem populistische Forderungen.“ Einige Gemeinden in Polen würden den Deutschunterricht für die Minderheiten aus eigenen Mitteln finanzieren, aber das sei keine Dauerlösung. Es müssten politische Lösungen her und notfalls Druck aus Brüssel. Jedenfalls könne es nicht sein, dass wie im Kommunismus die Kinder auf der Straße besser verheimlichten, dass sie zur deutschen Minderheit gehören.

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