Personalmangel an Bonner Kitas Hilfe kommt aus Spanien

Bonn · NRW-Familienministerin informiert sich in Bonn über ein Projekt, das Pädagogen entlasten soll. Viele Stellen sind derzeit unbesetzt. Hilfe könnte aus Spanien kommen.

 Spielen, basteln, lernen: Josefine Paul (hinten, links) und Katja Dörner (r.) sprechen im Montessori-Kinderhaus mit Leiterin Vera Gierling (hinten, 3.v.r.).

Spielen, basteln, lernen: Josefine Paul (hinten, links) und Katja Dörner (r.) sprechen im Montessori-Kinderhaus mit Leiterin Vera Gierling (hinten, 3.v.r.).

Foto: Stefan Knopp

Schon wieder Notbetreuung an der Kita: Eltern ächzen unter dem Fachkräftemangel, denn sie müssen immer wieder ihren Nachwuchs zu Hause betreuen und dafür ihren Arbeitsalltag umorganisieren. Zuletzt führte das zu einer Demo unter dem Motto „Eltern am Limit“. Es sind einfach zu wenige Pädagogen da, um den Bedarf in den Kindergärten zu decken – in städtischen Kitas sind rund 70 von 900 insgesamt Stellen aktuell nicht besetzt. Was tun? Man blickt über den Tellerrand hinaus.

In Spanien ist die Situation genau umgekehrt, erzählen Raquel Gallego Bueno und Laura Ordaz Solera. Sie sind zwei von 24 spanischen Fachkräften, die in Bonn arbeiten, beide seit zwei Jahren im Montessori-Kinderhaus in Tannenbusch. In ihrem Heimatland gebe es zu viele Erzieherinnen, was auch mit dem System dort zusammenhängt: „In die Kita gehen die Kinder nur, bis sie drei Jahre alt sind, danach sind sie schon in der Schule“, so Gallego Bueno. Viele würden vor dieser Vorschule aber zu Hause betreut.

Studium in Spanien dauert vier Jahre

Alleine für diese Kita-Betreuung haben die beiden ein vierjähriges Studium absolviert, womit sie auch für deutsche Kitas gut qualifiziert sind. Der Hauptgrund für beide war jedoch das Geld. „In Spanien bekommen wir etwa 1000 Euro im Monat.“ Das Bruttoeinstiegsgehalt in Deutschland liegt für junge Erzieher bei 2500 Euro brutto. Das alles waren gute Gründe, ein Stellenangebot in Deutschland anzunehmen. Am Anfang sei es nicht einfach gewesen, nicht nur wegen der Sprachbarriere, sondern weil sie mitten in der Corona-Pandemie starteten. Aber sie haben sich eingelebt, Deutsch gelernt und fühlen sich nach eigener Aussage sehr wohl hier.

Die Kita, an der sie arbeiten, ist mit elf Gruppen, einem Team von rund 50 Mitarbeitern – darunter Therapeuten, Logopäden und Alltagskräfte – und einer Kapazität von bis zu 190 Kindern die größte in Bonn. Aber laut Leiterin Vera Gierling können derzeit nur rund 150 Kinder betreut werden, da nicht genügend Personal da ist. Angebote wie der bei den Kindern beliebte Werkraum blieben deshalb oft geschlossen. Das erzählte sie am Donnerstag auch Oberbürgermeisterin Katja Dörner, die mit NRW-Familienministerin Josefine Paul die Einrichtung besichtigte.

Verwalter entlasten Pädagogen

Die Ministerin informierte sich auch über das Bonner Leuchtturm-Projekt, Verwaltungskräfte zur Entlastung der pädagogischen Fachkräfte an die Kitas zu schicken. Ins Kinderhaus kommt eine Person an drei Tagen. Sie tippt Entwicklungsberichte ab, verschickt Einladungen an Eltern, bearbeitet Rechnungen, nimmt Bestellungen vor und ähnliches. Laut Dörner gibt es 15 Stellen in Bonn, 2024 könnten auf 19 aufgestockt werden.

Ein Konzept, das man auch auf Landesebene fördern möchte, sagte Paul. „Eine zentrale, hochwertige frühkindliche Bildung lebt davon, dass wir die Fachkräfte haben.“ Wie viele Stellen derzeit in NRW fehlen, konnte sie nicht sagen: Man beginne jetzt erst mit einem Monitoring.

Um die Bewältigung des Fachkräftemangels soll es auch in einem „Kita-Gipfel“ am 14. Februar gehen, den Dörner beim Ortsbesuch ankündigte. Dort sollen Protagonisten aus allen Bereichen der frühkindlichen Pädagogik – Verwaltung, freie Träger, Eltern-Vertretung, auch vom Land – zusammenkommen, um Lösungen zu erarbeiten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort