Europaweite Razzien Zwei Objekte in Bonn bei Großeinsatz gegen Mafia durchsucht

Update | Bonn · Bei einem Großeinsatz gegen die kalabrische Mafia-Organisation `Ndrangheta sind auch in Bonn zwei Objekte durchsucht worden. Einer der Beschuldigten, die bundesweit festgenommen wurden, wohnt zudem im Raum Bonn.

 Polizeibeamte entladen am Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz einen Transporter mit sichergestelltem Material aus einer Razzia in mehreren Bundesländern gegen die italienischen Mafia 'Ndrangheta.

Polizeibeamte entladen am Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz einen Transporter mit sichergestelltem Material aus einer Razzia in mehreren Bundesländern gegen die italienischen Mafia 'Ndrangheta.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Sechs vermummte Polizisten nehmen einen Gastronomiebetrieb in Bad Godesberg am Mittwochmorgen ganz genau ins Visier. Einige von ihnen tragen Einmalhandschuhe, Westen und Armbinden weisen sie als Polizisten aus. Ebenfalls vor Ort sind weitere Spezialisten, einer hat auf seiner Schutzweste beispielsweise „Fahndung NRW“ stehen. Vor dem Betrieb stehen mehrere zivile Fahrzeuge. Es scheint, als würden die Einsatzkräfte auch Dinge beschlagnahmen, mehrere große Umzugskartons werden herausgebracht. Ein Lieferant, der den Betrieb mit frischer Ware beliefern will, muss unverrichteter Dinge wieder zurückfahren. Gegen 10.20 Uhr verlassen die Einsatzkräfte den Betrieb, das Licht geht aus, die Tür wird geschlossen – aber nicht versiegelt.

Die Durchsuchung, die in Bad Godesberg für Aufsehen sorgte, soll nach GA-Informationen Teil eines europaweiten Großeinsatzes gegen die italienische Mafia `Ndrangheta gewesen sein. Auf GA-Anfrage verwies die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft an die Koblenzer Kollegen. Neben dem Betrieb in Bad Godesberg wurde noch ein weiteres Objekt auf Bonner Stadtgebiet durchsucht.

Razzien in Nordrhein-Westfalen: Zwei Objekte in Bonn durchsucht

Vor allem in Nordrhein-Westfalen sollen die Ermittler einem Geldwäschesystem in Restaurants, Pizzerien, Cafés auf der Spur sein. Doch nicht nur das wird den Beschuldigten vorgeworfen, sondern auch bandenmäßige Steuerhinterziehung, gewerbsmäßiger Bandenbetrug sowie Rauschgiftschmuggel. Mit Durchsuchungen und Festnahmen waren Kräfte aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland beschäftigt. Das Verfahren wurde durch eine gemeinsame Ermittlungsgruppe geführt, an der Europol und Eurojust beteiligt waren. Sicherheitsbehörden in Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien waren ebenfalls in die Maßnahmen involviert.

Um 13 Uhr wurde eine gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Koblenz und des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz zu einem „Schlag gegen die kriminelle Organisation `Ndrangheta“ veröffentlicht. In der Auflistung der Städte, in denen Durchsuchungen stattgefunden haben, wurde auch Bonn genannt. Auf Nachfrage bestätigte die Staatsanwaltschaft Koblenz, dass in der Bundesstadt zwei Objekte durchsucht wurden. Stadtbezirke nannte der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft indes nicht. „Der Schwerpunkt der rheinland-pfälzischen Ermittlungen richtet sich eine italienische Großfamilie kalabresischen Ursprungs, deren Mitglieder sich unter anderem im Raum Mayen und Koblenz niedergelassen haben“, heißt es in der Mitteilung.

Ein Beschuldigter wohnt im Raum Bonn

Bei der Aktion sei es gelungen alle zehn Beschuldigten, gegen die das vom Amtsgericht Koblenz zuvor Antrag der Staatsanwaltschaft Koblenz Haftbefehle erlassen hatte, festzunehmen. Sechs Beschuldigte wurden in Deutschland festgenommen, vier Festnahmen erfolgten zeitgleich in Italien. Die Beschuldigten seien zwischen 25 und 46 Jahre alt.

„Derzeit laufen die gerichtlichen Vorführungen der in Deutschland Festgenommenen beim Amtsgericht Koblenz, das nunmehr über die Anordnung der Untersuchungshaft zu entscheiden hat“, hieß es weiter. Die vier in Italien Festgenommenen sollen zeitnah nach Deutschland überstellt werden. Neun Beschuldigte haben die italienische Staatsangehörigkeit, eine Beschuldigte ist rumänische Staatsangehörige, so die Staatsanwaltschaft. Sieben Beschuldigte hätten ihren Hauptwohnsitz in Rheinland-Pfalz (Mayen und Koblenz), zwei Beschuldigte sollen im Kreis Wuppertal und ein Beschuldigter im Kreis Bonn wohnen. Welche Stadt oder Gemeinde die Staatsanwaltschaft Koblenz mit „Kreis Bonn“ genau meint, verrät sie in ihrer Mitteilung nicht.

500 Einsatzkräfte bei Durchsuchungen in NRW

„Deutschland darf sich nicht zu einem Rückzugsgebiet für mafiose Strukturen entwickeln. Der vorliegende Fall zeigt, dass internationale, organisierte Kriminalität nur durch grenzüberschreitende, enge Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden erfolgreich bekämpft werden kann", so Mario Mannweiler, Leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Koblenz.

Alleine in NRW waren 500 Einsatzkräfte beteiligt. Darunter auch die Einsatzhundertschaft und das Spezialeinsatzkommando sowie Diensthundeführer. „Die Durchsuchungen dienen dem Auffinden von Beweismaterial. Die Ermittlungen, insbesondere die Auswertung der aufgefundenen Beweismittel, dauern an. Bis zu einer etwaigen rechtskräftigen Verurteilung gelten die Beschuldigten als unschuldig“, heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Düsseldorf.

(ga)
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