Planung in der Bonner Innenstadt Rat gibt grünes Licht für Uni-Projekt im Viktoriakarree

Bonn · Nach langer Debatte hat der Stadtrat zugestimmt, die Pläne der Bonner Universität für ein „Forum des Wissens“ samt Bibliothek im Viktoriakarree in das laufende Bebauungsplanverfahren aufzunehmen. Allerdings knüpft die Ratskoalition einige Bedingungen an die Umsetzung der Uni-Pläne. Das stößt bei der Opposition auf Kritik.

 Das Viktoriakarree aus der Vogelperspektive: Im östlichen Teil in Richtung Belderberg ist die Nutzung der Flächen durch die Universität vorgesehen. 

Das Viktoriakarree aus der Vogelperspektive: Im östlichen Teil in Richtung Belderberg ist die Nutzung der Flächen durch die Universität vorgesehen. 

Foto: Benjamin Westhoff

Ein „Forum des Wissens“ mit neuer Philologischen Bibliothek sehen Pläne der Bonner Universität im Viktoriakarree vor. Der Rat der Stadt Bonn hat in seiner Sondersitzung am Montagabend dieser Planung im Grundsatz zugestimmt. Allerdings hat die Ratskoalition an die Umsetzung einige Bedingungen geknüpft, was in der Opposition auf Kritik stieß. Er befürchte, so Bert Moll (CDU), dass damit die Pläne für das Karree wieder auf die lange Bank geschoben würden.

Die Sorge hat die Universität offenbar nicht: "Die Universität Bonn begrüßt, dass der Stadtrat die Weichen gestellt hat, um im Viktoriakarree das 'Forum des Wissens' als Ort der Begegnung und des Austauschs der Universitätsmitglieder, aber auch mit der Stadtgesellschaft, zu verwirklichen. In enger Abstimmung mit der Stadt Bonn werden wir das Vorhaben weiter verfolgen", teilte Unisprecher Andreas Archut auf GA-Nachfrage mit.

Fest steht nun: Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens für das Karree zwischen Belderberg, Franziskanerstraße, Stockenstraße und Rathausgasse soll nun auch die geplante universitäre Nutzung mit dem Arbeitstitel „Forum des Wissens“ vorgesehen werden. Die Elemente des bereits beschlossenen Strukturkonzeptes sollen dabei weiterhin Grundlage der städtebaulichen Planung bleiben, allerdings im östlichen Bereich in Richtung Belderberg, wo sich auch das seit 2010 geschlossene Viktoriabad befindet, zugunsten der universitären Nutzung modifiziert werden. Zudem soll die Verwaltung zeitnah Verhandlungen mit der Universität führen, mit dem Ziel, die Flächen im Wege eines Erbbaurechtes zu vergeben.

Wie berichtet, hat die Universität der Stadt bereits im Januar ihr Interesse am Kauf von rund 3600 Quadratmetern städtischer Grundstücksfläche im Viktoriakarree signalisiert. Der Bau einer neuen Bibliothek war bereits Thema bei der ursprünglichen Planung für das Karree, die ein Einkaufszentrums dort vorsah. Die Pläne scheiterten an einem Bürgerbegehren, dem 2015 der Rat beitrat. In einer anschließenden Bürgerwerkstatt beschloss man, die kleinteiligen Strukturen im Karree zu erhalten sowie zusätzliche Wohnungen zu schaffen. Nicht zuletzt mit Rücksicht auf die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt begegnen vor allem die Linken, die mit Grünen, SPD und Volt die Ratsmehrheit bilden, dem Vorhaben der Uni mit Skepsis, wie Ratsherr Jürgen Repschläger deutlich machte. „Wir sollten nicht glauben, dass eine Fachbibliothek viele Menschen in das Viertel bringen und es dadurch belebt wird“, sagte er.

In einem Änderungsantrag hat die Ratskoalition deshalb unter anderem die Bedingung gestellt, dass die Stadt mit der Universität ein Wettbewerbsverfahren mit mindestens zehn Büros verbindlich vereinbaren müsse. Auch müssen dort ansässige Bewohner und Gewerbetreibende in die Planung einbezogen werden. Zudem solle im Rahmen einer Umgestaltung des Viktoriakarrees den Bestandsmietern in den städtischen Liegenschaften möglichst eine Fortführung ihrer Gewerbetätigkeit beziehungsweise ihrer Mietwohnverhältnisse im Viertel oder der Innenstadt angeboten werden. Und: Kündigungen von bestehenden Gewerbemietverhältnissen im Viertel wegen der universitären Planungen bedürften der vorherigen Zustimmung des Hauptausschusses. Auch solle auf jeden Fall zeitnah geklärt werden, wo das heute im Verwaltungstrakt des Viktoriabads untergebrachte Stadtmuseum eine neue Bleibe finden könne.

Letzteres, so Moll, könne die CDU durchaus mittragen. Auch sei seine Fraktion sehr dafür, mehrere Büros an einem Wettbewerb zu beteiligen, damit an der Stelle „etwas Schönes“ entstehe. „Aber gleich zehn Büros? Das halte ich für übertrieben.“ Wie Achim Schröder (FDP) hat Moll nun die Befürchtung, „dass  das Vorhaben auch nach zehn Jahren Diskussion erfolgreich weiter blockiert und die Verwahrlosung des Viertels immer weiter voranschreiten wird“. CDU-Ratsfraktionschef Guido Déus bezeichnete den Änderungsantrag der Ratsmehrheit in einigen Punkten gar als „Unverschämtheit“ gegenüber der Universität als einen der größten Arbeitgeber Bonns. Der Änderungsantrag der CDU, das Viktoriabad ebenfalls an die Uni zu verkaufen, wurde abgelehnt. Die Verwaltungsvorlage, die mit dem Änderungsantrag der Koalition beschlossen wurde, sieht dafür eine – wie auch immer geartete - „Nutzung im Einklang mit den denkmalpflegerischen Rahmenbedingungen“ vor.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) zeigte sich indes zufrieden mit dem Beschluss. Das sei ein gutes Signal an die Universität. „Wir sind in einem guten Austausch mit der Universität.“ Sie werde sich persönlich dafür einsetzen, dass das Projekt erfolgreich umgesetzt werden könne.

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