Prozess im Bonner Landgericht Angeklagte landen nach Schnapsidee auf der Anklagebank

Bonn · In einem Prozess vor dem Bonner Landgericht geht es um Raub und gefährliche Körperverletzung. Auslöser war offenbar ein Streit um Geld.

 Eingang zum Bonner Landgericht, wo der Prozess stattfindet.

Eingang zum Bonner Landgericht, wo der Prozess stattfindet.

Foto: dpa/Oliver Berg

Es begann als spontane Schnapsidee und endete auf der Anklagebank des Bonner Landgerichts: Vor der 2. Großen Strafkammer müssen sich seit Dienstag ein 19-Jähriger und ein 23-Jähriger wegen gemeinschaftlichen Raubes und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Sie sollen am 22. Oktober 2021 auf der Loestraße einen 20-Jährigen von seinem Elektroroller gerissen und geschlagen haben. Danach soll der jüngere Angeklagte mit dem Fahrzeug geflüchtet sein. Das Delikt war zunächst ans Amtsgericht angeklagt worden, das den Fall aber wegen der zu erwartenden Strafe ans Landgericht verwies.

Das Duo hat die Tat eingeräumt. Hintergrund soll eine Geldgeschichte sein. Der 23-jährige, der eine Ausbildung als Krankenpfleger macht, sagte über das Opfer: „Wir waren mal beste Freunde“, bis die Freundschaft wegen Schulden zerbrochen sei. Er habe dem 20-Jährigen, der als Küchenhilfe arbeitet, 500 Euro geliehen, aber danach nie mehr etwas davon gehört. „Auf einmal war Funkstille“, so der Angeklagte.

Schuldner fuhr zufällig vorbei

Irgendwann habe er dem 19-jährigen Kumpel, der Dachdecker werden will, von der Sache erzählt, und da sei zufällig der Schuldner mit seinem E-Scooter an ihnen vorbeigefahren. Beide hätten ihm spontan hinterhergerufen: „Bleib stehen!“ Doch der 20-Jährige verstand sie nicht, weil er sich per Kopfhörer mit Musik beschallte. Die Angeklagten liefen hinterher, der jüngere stoppte ihn, der ältere schlug gleich auf den Fahrer ein.

Sein Mandant habe dem Scooter-Mann „die Wacht am Rhein ansagen“ wollen, erklärte Verteidiger Martin Kretschmer. Während die beiden Ex-Freunde noch miteinander rangen, schnappte sich der angehende Dachdecker den Roller und verschwand damit. Das Fahrzeug ist seither nicht aufgetaucht. Kurz nach dem Angriff wurden die beiden mutmaßlichen Täter von der Polizei gestellt.

Der Tathergang ist bis zu diesem Punkt unstrittig. Doch das Opfer versicherte zur Verwunderung des Gerichts, der 19-Jährige, nicht der Ältere habe ihn verprügelt. Das geliehene Geld habe seine Mutter inzwischen zurückerstattet.

Weitere Anklage wegen Drogenbesitzes

Der 23-Jährige ist zudem angeklagt wegen Drogenbesitzes. Der Gelegenheits-Kiffer gab zu, am 24. April 2022 für sich und zwei Freunde 100 Gramm Marihuana im Wert von 500 Euro gekauft zu haben. Doch das Päckchen vergaß er in einem Bus der Stadtwerke. Als er dort anrief, er habe eine Tüte mit „Medizin“ liegengelassen, flog die Sache auf.

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