Arbeiten am Stellwerk Zugausfall am Bonner Hauptbahnhof dauert noch bis Freitag

Update | Bonn · Die Stilllegung des Abschnitts zwischen Roisdorf und Bad Godesberg hat viele Fahrgäste am Bonner Hauptbahnhof am Dienstagmorgen kalt erwischt. Nicht nur Kunden, auch der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert die Bahn.

 „Aufgrund von Bauarbeiten ist der Zugverkehr zur Zeit eingestellt“, heißt es am Dienstag auf der Anzeige am Bonner Hauptbahnhof.

„Aufgrund von Bauarbeiten ist der Zugverkehr zur Zeit eingestellt“, heißt es am Dienstag auf der Anzeige am Bonner Hauptbahnhof.

Foto: Lisa Inhoffen

Der eine kam nicht pünktlich zur Arbeit, ein anderer saß wegen eines wichtigen Vorstellungsgesprächs in Köln auf heißen Kohlen: Die Deutsche Bahn hat am Dienstagmorgen viele Kunden nicht nur ins Schwitzen, sondern in die Verzweiflung getrieben. Grund war der plötzliche und schlecht angekündigte Ausfall des kompletten Zugverkehrs zwischen Roisdorf und Bad Godesberg. Verärgerte Fahrgäste kamen umsonst zum Bonner Hauptbahnhof. Bis Freitag geht das noch so.

Erst vor Ort wiesen Schautafeln auf den „zurzeit eingestellten Zugverkehr“ hin. Grund sind die seit Wochen andauernden Stellwerksarbeiten in Köln. In Signalrot gekleidetes Servicepersonal kümmerte sich um die perplexen und verärgerten Bahnkunden.

„Zu meinem Vorstellungsgespräch komme ich jetzt nicht mehr pünktlich", sagte René Klaus aus Niederkassel. Der junge Mann wollte nach Köln fahren, bereits seit einer Stunde suchte er Ausweichmöglichkeiten. Er hatte noch um 9 Uhr in der Fahrplan-App der DB nachgesehen. „Dort war nichts von Fahrplanänderungen zu sehen“, sagte er. Eine Stichprobe des GA am Dienstagnachmittag ergab: Die meisten Zugverbindungen, etwa nach Köln, werden pünktlich angezeigt.

Ein solcher Zustand sei keine Seltenheit, des Öfteren brauche er über eine Stunde vom Zentrum nach Bad Godesberg, sagte Bale Ullah, seit 22 Jahren Bonner. Er schaue schon gar nicht mehr in die App: „Manchmal stimmen die Angaben dort, manchmal nicht. Es nervt einfach nur“, sagte er. Mit seiner jungen Familie hastete er weiter, um zu einem dringenden Termin ins Uniklinikum zu kommen. Auch Niklas Hammer und Jens Trütken fiel der Ausfall der Züge erst vor Ort auf. Vor 20 Jahren habe es mal, ohne sarkastischen Unterton, die Redewendung „Pünktlich wie die Deutsche Bahn“ gegeben, meinte eine Frau im Vorbeigehen.

Wie es in den nächsten Tagen weitergeht, war am Dienstag bei der DB-Pressestelle nicht im Detail zu erfahren. Ein Sprecher verwies auf die Pressemitteilung von 27. Dezember, die die Erneuerung der Stellwerkstechnik lobt. Fahrgäste profitierten in Zukunft „von mehr Qualität und Pünktlichkeit“. Was die Bauarbeiten für die Fahrgäste bedeuten, wird nicht konkret mitgeteilt. Von immer wieder vorkommenden Teilausfällen auf der linken Rheinseite zwischen 3. Januar und 18. Februar ist die Rede, Termine werden nicht genannt.

Auf Nachfrage meinte einer der DB-Männer am Hauptbahnhof, er gehe davon aus, dass die Züge bis Freitag nicht fahren würden. „Wenn Sie nach Köln wollen, dann müssen Sie die 16 oder 18 nehmen.“ Er verwies noch auf den Schienenersatzverkehr an der Quantiusstraße, der in Richtung Roisdorfer Bahnhof oder gar ganz nach Köln fahre. Alle 15 Minuten komme ein Bus. Entsprechend umtriebig ging es hinter dem Bahnhof zu – mit hupenden Taxis, Bussen, Autos und auch Radfahrern im Stau. GA-Leser Volkhard Stern fragte nach den Pendlerströmen. Viele führen wohl nun notgedrungen mit der Stadtbahn: „Ist das nicht alles verantwortungslos während der Pandemie, wo es auf viele Fahrmöglichkeiten mit viel Platz ankommt?“, sagte er.

Auf Anfrage zum Zugausfall reagierte der Bahnsprecher mit Unverständnis. Es könnten keine einzelnen Mitteilungen zu „jeder Bauphase“ gemacht werden. Reisende könnten sich auf den gängigen Portalen über einzelne Ausfälle informieren. Doch die muss man über die komplizierte Suche bei www.zuginfo.nrw erst einmal finden. Dort versteckt sich auch ein Plakat, das detailliert über Ausfälle informiert – einsehbar auf https://kurzelinks.de/bahnausfall. Dort erfährt man in einer langen Liste im Kleingedruckten, dass die Vollsperrung zwischen Roisdorf und Bonn vom 31. Januar, 5 Uhr, bis Freitag, 4. Februar, 21 Uhr, dauern wird. Wie es bei den schlechten App-Erfahrungen einiger Kunden mit der Umleitung des Fernverkehrs aussieht – keine Information.

Mit im Boot sitzt der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR), zuständig für den Schienenpersonennahverkehr. Über ihn erfolgen auch Absprachen bei größeren Baustellen wie jetzt an den Stellwerken. „Wir können uns nur bei den Fahrgästen entschuldigen“, sagte NVR-Sprecher Holger Klein zu den fehlenden Informationen für die Fahrgäste. Er räumte am Dienstag ein, dass es durch die Vielzahl der Sperrungen für den Kunden sehr schwer, sei herauszufinden, welche Züge fahren und welche nicht.

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte am Dienstag die Informationspolitik der Bahn: „Wenn der Bonner Hauptbahnhof über mehrere Tage nicht angefahren wird, muss das intensiver kommuniziert werden“, sagte der NRW-Landesvorsitzende Andreas Schröder gegenüber dem GA. Zwar nutzten gerade junge Leute die App DB Navigator, über die die Umleitung über die rechte Rheinseite wohl doch ersichtlich gewesen ist. „Die älteren Fahrgäste hingegen gehen zum Bahnhof und schauen in die Röhre“, so Schröder. „Über eine solche Maßnahme muss offensiver, transparenter und großflächiger informiert werden.“ Er wünscht sich angesichts mehrerer zuständiger Bahnbetriebe eine bessere Abstimmung bei der Pressearbeit.

So hält in diesen Tagen einzig die S 23 nach Rheinbach am Bonner Hauptbahnhof. Am Dienstag kam übrigens ein weiteres Problem hinzu, wie wieder an anderer Stelle, www.bahn.de/service/fahrplaene/aktuell, zu lesen war. Aufgrund einer Streckenstörung war die Strecke zwischen Beuel und Koblenz gesperrt. Es kam zu Verspätungen und Umleitungen im Fernverkehr.

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