Ratskoalition setzt Beschluss durch Bonner Rheinufer wird für Durchgangsverkehr gesperrt

Bonn · Planungsbüros sollen für Bonn eine neue, schöne Uferpromenade entwerfen. Sobald der Umbau startet, werden Autos aus dem Abschnitt zwischen Oper und Zweiter Fährgasse verbannt.

 Das Brassertufer, hier während einer Aktion von Fahrrad-Aktivisten, darf laut Ratsbeschluss in Zukunft nicht mehr von Autos befahren werden. Ausgenommen werden soll nur Sonderverkehr wie Anlieger oder Taxen.

Das Brassertufer, hier während einer Aktion von Fahrrad-Aktivisten, darf laut Ratsbeschluss in Zukunft nicht mehr von Autos befahren werden. Ausgenommen werden soll nur Sonderverkehr wie Anlieger oder Taxen.

Foto: Niklas Schröder

Das Rheinufer wird künftig zwischen Opernhaus und Zweiter Fährgasse für den Durchgangsverkehr gesperrt. Das hat die Ratskoalition aus Grünen, SPD, Linken und Volt am Donnerstagabend im Hauptausschuss durchgesetzt, der anstelle des Rates im Stadthaus tagte. CDU, FDP und Bürger Bund Bonn (BBB) stimmten dagegen und warnten vor drohenden Staus.

Die Stadt lobt wie berichtet einen Wettbewerb zur Gestaltung einer neuen „Rheinuferpromenade“ von der Zweiten Fährgasse bis zum Rosental aus. Die Stadt soll ähnlich wie in Köln oder Remagen besser mit dem Fluss verbunden, der Uferbereich attraktiver für Spaziergänger und Fahrradfahrer werden. Das Projekt, für das zwölf Millionen Euro Fördermittel in Aussicht stehen, soll in zwei Bauabschnitten ab Ende 2023 realisiert werden. Die Stadtverwaltung hat dafür ein erstes Verkehrskonzept entwickelt. Es sieht vor, Autos ab der Rheingasse nur noch Richtung Süden fahren zu lassen. „Diese Einbahnregelung trägt der Aufrechterhaltung der Brückenumfahrung mit anschließender Lastenverteilung des Verkehrs auf Rheingasse und Brassertufer/Rathenauufer Rechnung, insbesondere um den Linksabbieger der Rheingasse auf die Straße Belderberg nach Süden nicht zu überlasten“, schreibt die Stadt.

Doch die Koalition macht das nicht mit. Zwischen Rheingasse und Zweiter Fährgasse sollen nur noch Sonderverkehre (etwa Lieferfahrzeuge, Anlieger, Taxen) im Schritttempo erlaubt sein. So könne „das gesamte Rheinufer niveaugleich“ umgestaltet werden, um „eine hohe Aufenthaltsqualität zu bieten“, begründet das Bündnis seinen Änderungsantrag. „Die neue Uferpromenade wird nur dann attraktiver, wenn wir den Autoverkehr zurückdrängen“, betonte SPD-Fraktionschefin Angelika Esch in der Sitzung. Das sei auch der Wunsch vieler Teilnehmer an der Bürgerbefragung zum Projekt gewesen.

Bonn: Rheinufer wird für Autos gesperrt
Foto: GA-Grafik

Die Opposition teilt zwar das Ziel, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, hält das Rheinufer aber für eine wichtige Ausweichstrecke, wenn es auf der Adenauerallee staut. Auch die Verwaltung, die einen Verkehrsversuch plant, mahnte zur Vorsicht. Zwar wolle man die Autos möglichst vom Rheinufer fernhalten, so Petra Denny, die Leiterin des Stadtplanungsamts. Aber: „Da wir noch keine Einschätzung der verkehrlichen Auswirkungen abgeben können, schlagen wir vor, falls es zu Beeinträchtigungen der umgebenden Straßen kommt, eine Reservefläche als Option zu haben.“ Dort könnte man den Verkehr notfalls entlangführen.

Darauf aber ließ sich die Koalition nicht ein. Einen solchen Kompromiss vor Wettbewerbsbeginn auszuschließen, kritisierte der CDU-Fraktionsvorsitzende Guido Déus als „unverantwortlich“. Mit der verfrühten Festlegung nehme das Ratsbündnis heftige Staus am Koblenzer Tor und anderswo in Kauf. Zusammen mit der geplanten Kappung des City-Rings werde das Auswirkungen in der ganzen Innenstadt haben, prophezeite Achim Schröder (FDP). Falls das Kalkül sei, die Autofahrer damit zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen, werde das scheitern. „Wir brauchen keine Alternativroute am Rheinufer, auch keine Einbahnstraße“, konterte Rolf Beu (Grüne). Der Verkehrspolitiker begründete das auch mit dem erklärten Ziel von Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne), eine „autoarme Innenstadt“ Wirklichkeit werden zu lassen.

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