Oberbürgermeisterin spricht von „Meilenstein“ Bonner Seilbahn könnte ab 2027 fahren

Bonn · Mit rund elf Millionen Euro Eigenbeteiligung rechnet die Stadt Bonn für den Bau einer Seilbahn vom Venusberg bis nach Beuel. Oberbürgermeisterin Katja Dörner nimmt eine positive Stimmung für das Projekt wahr. Nun könnte es schnell gehen - auch wenn sich Widerstand formiert.

 So könnte es am Bahnhaltepunkt UN-Campus aussehen: Die Gondeln ziehen übers Wasserland und Dottendorf auf den Venusberg.

So könnte es am Bahnhaltepunkt UN-Campus aussehen: Die Gondeln ziehen übers Wasserland und Dottendorf auf den Venusberg.

Foto: Richard Bongartz

Die Stadt hat sich dazu geäußert, wie sie die geplante Seilbahn vorantreiben will. Nachdem die Kosten-Nutzen-Analyse nach Gesprächen zwischen Stadt, Land und Bund positiv bewertet wurde, soll nun die Beteiligung des Rats erfolgen. Die Verwaltung will von der Politik den Auftrag bekommen, das Projekt in den Bedarfsplan des öffentlichen Nahverkehrs aufzunehmen und ein Kommunikationskonzept zu erarbeiten. Die Fraktionen von Grünen, SPD, CDU und FDP hatten sich stets für die Seilbahn ausgesprochen. Die Koalition überlegt, die Bürger per Ratsbürgerentscheid über das Projekt abstimmen zu lassen.

In einem Video-Pressegespräch äußerte Planungsdezernent Helmut Wiesner: Er gehe davon aus, dass die weitere Planung samt Planfeststellungsverfahren und etwa anderthalb bis zwei Jahre Bauzeit noch einige Jahre Zeit in Anspruch nehmen werde: „In sechs Jahren könnte die Seilbahn also fahren.“

Anbindung wichtiger Arbeitgeber wie Uniklinik und Telekom

Sie soll von den Unikliniken auf dem Venusberg über den Loki-Schmidt-Platz, den Bahnhof UN-Campus, die Rheinaue bis zur Bahnhaltestation Schießbergweg führen soll. Eine Verlängerung zum Bahn- und Busknotenpunkt Ramersdorf sei möglich. Zusätzliche Park&Ride-Parkplätze sind nicht geplant, Autos sollten nach Möglichkeit gar nicht erst in die Stadt kommen.

Für die 4,3 Kilometer lange, auf 34 Stützen liegende Seilbahnstrecke mit fünf Stationen geht die Verwaltung mit einer Fahrzeit von knapp 20 Minuten aus und einer deutlichen Zeitersparnis für viele Pendler. 95 Kabinen sind geplant, die je zehn Fahrgäste aufnehmen können. Alle 20 bis 24 Sekunden könnte eine Gondel an den Haltepunkten losfahren. Die vertiefte Analyse, die auf einer Machbarkeitsstudie beruht, geht von knapp 15 000 Fahrgästen täglich aus. Wiesner betonte, dass die näher untersuchte Vorzugsvariante die besten Fahrgastzahlen verspreche und im Vergleich zu anderen Trassenverläufen die wenigsten privaten Grundstücke überschweben würde. Die Firma Haribo, der eines dieser Grundstücke gehört, hätte Zustimmung zum Projekt signalisiert. Ein weiteres Grundstück, das der Erich-Kästner-Grundschule an der Karl-Barth-Straße in Kessenich, gehört der Stadt.

Die Verwaltung geht von Investitionen in Höhe von 66 Millionen Euro aus. Allerdings führte Kathrin Küppers, Projektleiterin im Ingenieurbüro Spiekermann, das für die Stadt die gutachterliche Betreuung während der Absprachen mit Land und Bund übernahm, aus, dass diese Prognose aufgrund der Planungszeit Unschärfen enthalten könnte. Deshalb hat das Büro einen Risikozuschlag von 30 Prozent addiert. Sollte der höhere Betrag von 85,8 Millionen zu Buche schlagen, läge der volkswirtschaftliche Nutzen immer noch bei 1,6. Ein solcher Nutzen im Sinne der Ministerien liegt vor, wenn er nach Berücksichtigung vieler Parameter einen Wert von 1 überschreitet. Wiesner zufolge sei 1,6 sehr gut. Die geplante Bahntrasse rechtsrheinisch über Niederkassel liege seines Wissens nur bei knapp über 1. Somit wäre die Seilbahn förderfähig. Laut Stadt haben Land und Bund eine hohe Quote von bis zu 95 Prozent der sogenannten förderfähigen Kosten in Aussicht gestellt. Elemente wie die Kabinen zählten allerdings nicht dazu. Unterm Strich müsste die Stadt elf Millionen Euro zum Bau beisteuern.

Bonn könnte laut Stadt Vorreiterrolle einnehmen

Auch nannte Küppers die erwartbaren jährlichen Zuschüsse für den Betrieb, den in Bonn vermutlich die Stadtwerke (SWB) übernehmen würden. Abzüglich von Einnahmen aus zusätzlichen Ticketverkäufen müssten die SWB in der Anfangszeit 800.000 Euro pro Jahr draufzahlen, mittelfristig 1,1 Millionen Euro und langfristig nach etwa zehn Jahren rund 2,1 Millionen Euro, weil die Anlage wartungsanfälliger würde. In diese Rechnung eingeflossen ist das Gehalt für je zwei Mitarbeiter an den Zwischenstationen und je einem an den Endstationen. Auch Busse und Bahnen im ÖPNV sind nicht kostendeckend zu betreiben. 

Oberbürgermeisterin Katja Dörner sagte, die geplante Seilbahn „wäre ein Meilenstein für nachhaltige Mobilität“. Bonn sei so weit mit der Planung, dass die Stadt eine Vorreiterrolle einnehmen könnte als erste mit einer urbanen Seilbahn, die zuschlagsfrei in den Nahverkehr eingebunden ist. Trotz einiger Projektgegner, die sich in der  Anwohnerinitiative „Bonn bleibt seilbahnfrei“ zusammengeschlossen haben, geht Dörner davon aus, dass es eine positive Stimmung für die Seilbahn gebe.

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