Sessionseröffnung auf dem Bonner Marktplatz Schalom und Alaaf
Die Jecken sind los: Karnevalisten aus Bonn, Bad Godesberg, Beuel und Liküra starten mit 5000 Gästen in die Session 2024. Wie der 11.11. gefeiert wurde.
5000 Menschen auf dem Marktplatz, fröhliche Stimmung, gut gelaunte Tollitäten: Die Sessionseröffnung auf dem Bonner Marktplatz bedeutete am Samstagmittag für Gäste und Veranstalter fünf Stunden Abwechselung vom Alltag.
Was nicht unerwähnt bleiben darf: Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Festausschusspräsident Marlies Stockhorst und auch die Tollitäten appellierten in ihren Ansprachen immer mal wieder an Frieden, Brüderlichkeit und ein verantwortungsvolles Miteinander – egal, an welchen Ecken dieser Welt. Für diese Einordnung ernteten die Karnevalisten Respekt und Applaus. Symbolhaft hielt Bonns Festausschusspräsidentin auf der Bühne eine Karte mit der Aufschrift „Ich will Frieden“ in der Hand.
Appell an ein friedliches Miteinander
Und was noch auffiel: Bonns Oberbürgermeisterin wurde nicht wie im Vorjahr ausgepfiffen. Aus einer Vereinsecke gab es zwar leise Buh-Rufe, als sie von Stockhorst begrüßt wurde, aber auch die verstummten schnell.
Zum Auftakt des „Elften im Elften“ fand Stockhorst beim Empfang im Alten Rathaus deutliche Worte: „Auch in diesen unruhigen Zeiten werden wir Karneval feiern, weil es zu unserem Leben und zu unserer Kultur dazugehört.“ Die Präsidentin des Festausschusses Bonner Karneval erinnerte an das Lied der Bläck Fööss „Mer bruche keiner, keiner, dä uns sät, wie mer Fastelovend fiere deit. Mer bruche keiner, dä de Schnüß opmät, dä se besser halden dät.“ Und den Tollitäten aus Bonn, Beuel und Bad Godesberg rief sie zu: „Wir leben heute, und eure Zeit beginnt jetzt. Schalom und Alaaf.“
Die Oberbürgermeisterin und der Kussmund
OB Dörner war kleidungstechnisch ganz auf die Bundesstadt fixiert: Sie trug ein Kleid in den Farben Rot und Blau, mit Hunderten Kussmündern. Überhaupt: Man merkte ihr an, dass ihr die zweite Session in ihrer Amtszeit lockerer über die Lippen ging. Ein Beobachter im Gobelinsaal sagte: „Sie scheint im Brauchtum angekommen zu sein.“
Das Bonner Prinzenpaar, Cornelius I. (Diehl) und Carina I. (Dederichs) – in Kurzform „C&C“ – fieberten dem Start entgegen. Als die Geschütze der Bonner Stadtsoldaten pünktlich um 11.11 Uhr ihre Kanonenschläge abfeuerten, waren beide nicht mehr zu halten. Die Bonna umgarnte in ihrer liebenswerten Art die Narren mit Komplimenten. Der Prinz schnappte sich das Mikro und sang gemeinsam mit Tastenjongleur Willi Bellinghausen seine Nervosität aus dem Leib.
Tollitäten reiten auf der Sympathiewelle
Beide Tollitäten reiten auf der Sympathiewelle: Die Fangemeinden von Prinz und Bonna – die Alkoholisierten Funken und das Alte Beueler Damenkomitee – waren zahlenmäßig stark vertreten und skandierten immer wieder die Namen von Prinz und Bonna.
Heimspiel hin oder her: Auch den Karnevalsoberhäuptern aus Bad Godesberg, Beuel und der Narrenrepublik Liküra jubelten die Jecken lautstark zu. Obermöhn Ina Harder kitzelt Jahr für Jahr den Fans von der Schäl Sick ohrenbetäubenden Lärm heraus. Sie ruft einfach: „Wo ist Beuel?“ Sie berichtete vom gelungenen Sessionsauftakt am Freitagabend im Brückenforum. Die coole Party mit den ganz Großen der kölschen Musikszene hatte sich bereits herumgesprochen. Worauf die Sturmführerin der Beuele Wieve aber besonders stolz ist: Eine Abordnung der Roten Funken kam aus der Domstadt nach Beuel und überbrachte den Staffelstab „200 Jahre Karneval“. In Köln wurde das Jubiläum 2023 gefeiert, in Beuel 2024. Bonn folgt 2026.
Rote Funken übergaben in Beuel den Staffelstab
Wäscherprinzessin Sabrina I. (Michel) gab unumwunden zu: „Ich bin stolz, Prinzessin im Jubiläumsjahr sein zu dürfen. Wir starten jetzt zu einer wunderschönen Reise bis Aschermittwoch.“ Liküra Isabell I. (Thomas), die wie ihre Paginnen aus der Großen Küdinghovener Karnevalsgesellschaft stammt, ist die 71. Liküra. Und das Bad Godesberger Prinzenpaar, Florian I. (Bülles) und Godesia Julia (Wickert-Kandaz), luden spontan alle Gäste auf dem Marktplatz nach Bad Godesberg ein, denn dort wird nächsten Samstag auf dem Theaterplatz Sessionseröffnung gefeiert.
„Wir sind Weltmeister“
Und da waren noch zwei kleine Tollitäten, auf die der Bönnsche Fastelovend stolz sein darf. Kinderprinz Peter IV. und Kinderbonna Marie II. freuen sich diebisch, dass sie jetzt endlich von der Leine losgelassen werden und mit den die Bönnschen Pänz Karneval feiern dürfen. Peter IV., der bei den Telekom Baskets in einer Jugendmannschaft Basketball spielt, trat selbstbewusst ans Mikro und rief Narren zu: „Wir sind Weltmeister.“ Was durchaus stimmt, wenn man es auf den Basketballsport bezieht.
Nach der Tollitätenvorstellung auf dem Marktplatz teilte sich die Narrenmasse auf. Die einen zog es zur „Elften-im-Elften-Party“ der Ehrengarde ins Zeughaus an der Budapester Straße, die anderen verschwanden in den Traditionskneipen oder ruhten sich für den Abend aus. Einige der Gäste trafen sich dann im „Haus der Springmaus“, wo Geburtstagskind Jochen Reeh-Schall in seiner Funktion als Bonner Bezirksbürgermeister gemeinsam mit seiner Bezirksverwaltungsstelle ein kleines, aber feines Programm anbot. Der „Tuppes vom Land“ und „Knubbelefutz un Schmalbedaach“ zählten unter anderem zu den Bühnenakteuren. Für Prinz und Bonna gab es als Zuschauer vielleicht ein letztes Mal Zeit zum Verschnaufen.