Rettung des Deutschen Museums Bonn setzt auf Nachbarschaftshilfe

Bonn · Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster setzen bei der geplanten Rettung des Deutschen Museums Bonn auf die Hilfe der Nachbarkommunen. Die Landkreise Düren, Euskirchen und der Rhein-Erft-Kreis sollen sich neben Köln die verbleibende Finanzierungslücke von jährlich 250.000 Euro teilen.

 Vor allem junge Besucher sollen auch künftig vom Besuch des Museums profitieren.

Vor allem junge Besucher sollen auch künftig vom Besuch des Museums profitieren.

Foto: DMB

„Wenn Sie sehen, wie begeistert sich die Kinder hier spielerisch all jene Qualifikationen aneignen, die sie später in den gefragten Mint-Fächern brauchen, ist es absolut unverständlich, wie man auf die Idee kommen kann, ein solches Haus zu schließen“, sagte Antonio Casellas vor einigen Wochen anlässlich der Begrüßung des 10.000sten Besuchers der Leonardo-Ausstellung, um so auf die Bedeutung des Deutschen Museums für Bonn und die Region hinzuweisen. Mit „Mint“ meinte der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Ob diese Bedeutung auch von den Städten und Gemeinden in der Nachbarschaft erkannt wird, wird sich wohl in der nächsten Zeit zeigen. Bei einem Arbeitstreffen Ende vergangener Woche, an dem Oberbürgermeister Ashok Sridharan, Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster sowie Vertreter von Museum und Stifterverband teilnahmen (der GA berichtete), zeichnete sich jedenfalls ein neuer Lösungsansatz ab. OB und Landrat wollen sich bei ihren Kollegen in den umliegenden Kommunen um finanzielle Unterstützung bemühen.

Insgesamt gilt es, einen Teil des Gesamtbudgets von 1,2 Millionen Euro als Sockelbetrag, von dem auch die Zuweisung weiterer Landesmittel abhängt, zusammenzubringen. Zu dem Sockelbetrag kommen noch einmal 200.000 Euro aus Spenden und Mitteln der Mitglieder des Fördervereins sowie 400.000 Euro Eigen- und Projektmittel. Der Sockel macht die Hälfte des Budgets, also 600.000 Euro aus, der ursprüngliche Plan des Fördervereins sah vor, den in den Haushalt der Stadt eingestellten Anteil von 250.000 Euro auf 400.000 Euro zu erhöhen. Die restlichen 200.000 Euro sollten aus den benachbarten Kommunen kommen.

Bei der Erhöhung des städtischen Anteils sah der OB offenbar keinen Handlungsspielraum, stattdessen will er sich nun gemeinsam mit seinem Kollegen Schuster um höhere Finanzzusagen aus den umliegenden Kreisen und Städten wie zum Beispiel Köln bemühen. 100.000 Euro stellte Schuster für den Rhein-Sieg-Kreis in Aussicht, zusammen mit weiteren jeweils 25.000 Euro, um die bereits bei den Landkreisen Düren, Euskirchen und beim Rhein-ErftKreis geworben wurde, ergibt sich also noch eine Finanzierungslücke von 175.000 Euro, die Sridharan und Schuster bei weiteren Kommunen einwerben müssten.

Unterstützung findet die Initiative der beiden CDU-Politiker auch aufseiten der SPD: Gereon Schüller, Sprecher im Ausschuss für Internationales und Wissenschaft, begrüßte die Entwicklung in einer Pressemitteilung: „Das Land NRW hatte bereits signalisiert, eine Unterstützung des Museums in Erwägung zu ziehen, wenn sich auch die Kommunen beteiligen. Will man diese Möglichkeit nutzen, heißt das aber auch, dass die Mittel, die in Rede stehen, auf jeden Fall in den Bonner Haushalt eingestellt werden müssen.“ Auch der regionale Ansatz im Vorhaben von Oberbürgermeister und Landrat komme zur richtigen Zeit, findet Schüller. „Die finanzielle Krux in vielen Bereichen unserer Stadt ist, dass Bonn ein großes Freizeit- und Bildungsangebot für das komplette Umland schafft. Die Gemeindefinanzierung, die diesen Mehraufwand eigentlich ausgleichen soll, tut dies aber nur in zu geringem Maße.“ Es sei erfreulich, dass umliegende Kreise sich dessen bewusst würden.

Ob das nun auch für die weiter entfernt liegenden Städte gilt, wird sich in der nächsten Zeit zeigen: Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker war für eine Auskunft nicht zu erreichen, da sie sich aktuell auf einer Auslandsreise befindet. Aber vielleicht machen ihr und ihren Kollegen ein paar weitere Zahlen des Fördervereins Lust auf Unterstützung: Knapp zwölf Prozent der Besucher der Facebook-Seite der Unterstützer stammen aus Köln, immerhin noch dreieinhalb Prozent aus Düsseldorf. Danach folgen Aachen, Leverkusen, der Rheinisch-Bergische Kreis und der Kreis Ahrweiler.

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