Hunderte Einsatzkräfte vor Ort So lief Rhein in Flammen hinter den Kulissen ab

Bonn · Während es auf der Wiese vor den Bühnen ausgelassen zuging, war Backstage viel zu organisieren. Ob Ordnungsamt, Polizei oder Schausteller – die Verantwortlichen hatten bei Rhein in Flammen alle Hände voll zu tun.

Während die Besucher feiern, haben die Helfer hinter den Kulissen viel zu tun.

Während die Besucher feiern, haben die Helfer hinter den Kulissen viel zu tun.

Foto: Benjamin Westhoff

Kurz nach 16 Uhr – noch ist es überschaubar in der Rheinaue. Einige Besucher schlendern gemütlich über das große Gelände, auf dem es später noch sehr viel voller werden soll. Denn nach drei Jahren pandemiebedingter Pause lockt Rhein in Flammen wieder in den Freizeitpark. Pünktlich zu Beginn des Programms fängt es an, leicht zu regnen. „Den ganzen Tag hatten wir schönes Wetter. Und jetzt das. Willkommen in Deutschland“, sagt Besucher Ralf zu seinem Begleiter. Davon lassen sich die beiden aber nicht abhalten und ziehen kurzerhand ihre Kapuzen auf. Jetzt wollen sie erst mal eine „leckere Bratwurst“ essen.

Nicht nur die gibt es auf dem riesigen Areal. Der Duft lockt bereits in die Richtung des Verkaufsstandes, doch plötzlich löst ihn der süßliche Geruch nach Popcorn ab. Dann riecht es nach Pasta und Reibekuchen. Um in Ruhe zu essen und dabei vor dem Regen geschützt zu sein, hat die 46-jährige Elke kurzerhand ein Zelt auf der Wiese aufgebaut. „Der Regen war ja angekündigt“, sagt sie, beißt in eine Brezel und lauscht der 13-köpfigen Band „Boogie Wonder Stars“ auf der Hauptbühne.

Alle zwei Stunden Lagebesprechung

Im Trockenen sitzen auch die Einsatzkräfte der Veranstaltungskoordination etwas abseits im Parkrestaurant Rheinaue. In einem kleinen Raum hinter der Küche findet die gesamte Koordination der Veranstaltung statt. Hier überwacht Kathrin Krumbach, Leiterin der Veranstaltungskoordination, das Treiben. „Alle zwei Stunden machen wir eine Lagebesprechung“, sagt sie. „Außerdem entscheiden wir hier, wie es auf dem Gelände weitergeht, wenn sich etwa die Wetterlage kritisch ändert. Am Freitag haben wir wegen einer Wetterwarnung vorsorglich das Riesenrad für 30 Minuten stillgelegt.“ Bisher sei die Lage an diesem wolkenverhangenen Samstag ruhig.

Das bestätigen auch ihre Kollegen vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Unweit des Restaurants ist die Zentrale der Sanitäter. Von hier hat Robert Osten, Einsatzleiter für den Sanitätsdienst, im Blick, wo es auf dem Gelände Notfälle gibt. „Wir sind mit mehr als 100 ehrenamtlichen Einsatzkräften vertreten. Auch das Jugendamt ist hier“, erzählt er. „Seit 2019 haben wir zwei Medical Center, wo wir viele der Behandlungen ambulant durchführen, um die Krankenhäuser zu entlasten.“

So wurde bei Rhein in Flammen 2023 gefeiert - die schönsten Fotos
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Foto: Benjamin Westhoff

Intensivmedizinische Behandlung

In den Medical Center Nord und Süd nahe der Hauptbühne sind Notärzte sowie Kräfte der Malteser, Johanniter, des Deutschen Roten Kreuzes und des ASB im Einsatz. Wenn die Erstversorgungstrupps mit einem Patienten dorthin kommen, sehen sie zuerst drei Zelte mit den Bezeichnungen „Grün“, „Gelb“ und „Rot“. Sie markieren den Schweregrad der Verletzung. Sobald der Notarzt am Eingang entschieden hat, in welches Zelt es geht, ist der Weg kurz. „Gerade ist Ruhezeit“, sagt Patrick Baumeister, Leiter des Medical Center Nord, und prüft die Uhrzeit. 18 Uhr. „Ab 22 Uhr werden die Zelte wahrscheinlich belegt sein.“ Im gelben Zelt können die Sanitäter sechs Patienten behandeln. Es gibt Decken, damit niemand auskühlt und Spuckbeutel „für die Betrunkenen“, erklärt Lukas Gumm, Gruppenführer für Behandlungsbereich Gelb. „Wir behandeln hier Dinge wie Prellungen oder Brüche.“

Für schwerere Verletzungen gibt es im roten Zelt ein EKG sowie einen Infusionsständer. „Wenn jemand schlecht dran ist, findet hier Intensivmedizin statt“, so Sebastian Schels, zuständiger Gruppenführer. „Dieses Zelt ist ausgestattet wie ein Rettungswagen.“ Doch noch müssen die Sanitäter keinen Gebrauch davon machen.

Hoffnung auf Besucherrekord

Langsam füllt sich der Park. Kräfte vom städtischen Ordnungsamt beobachten mit Krumbach von einer erhöhten Stelle aus gerade das Gelände, als ein schwarzes Fahrzeug auf dem engen Weg anrollt. Der Fahrer lässt das Fenster runter und fragt: „Entschuldigung, wie komme ich zur Hauptbühne?“ Krumbach und ihre Kolleginnen halten inne – und erkennen am Steuer Paveier-Frontmann Sven Welter. Um 20 Uhr hat seine Band einen Auftritt. „Ich bringe Sie hin“, sagt die Ordnungsamtsmitarbeiterin, öffnet die Beifahrertür und schwingt sich in das Auto.

Auf der Hauptbühne performt gerade noch die Band Miljö, während Veranstalter Jürgen Harder gelassen backstage steht. Er ist für das dreitägige Landprogramm in der Rheinaue verantwortlich. Am Freitag waren 25.000 Menschen da, berichtet er. „Wenn der Regen nicht gewesen wäre, wäre hier jetzt mehr los“, ist er sicher. Harder lässt den Blick schweifen. „Ich hoffe heute auf einen Besucherrekord. 100.000 wären schön“, sagt er und schiebt zuversichtlich hinterher: „Das wird noch. Bis Mitternacht dürfen wir ja Musik machen.“ Damit die Besucher die Bühnen sicher erreichen, hat er dieses Jahr mehr Zäune aufgestellt. „Das sind sechs Kilometer Bauzäune, es ist sehr sicher“, so Harder. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, und er sagt: „Ich freue mich schon auf die kommenden Jahre. Denn die Zusammenarbeit mit der Stadt Bonn ist einwandfrei.“ So sicher, dass er den Zuschlag erhält, ist es aber nicht. Derzeit beraten Politik und Verwaltung darüber, wie Rhein in Flammen künftig aussehen soll. Dazu gehört auch die Ausschreibung für einen neuen Veranstalter.

Dass das musiksynchrone Feuerwerk ebenfalls einwandfrei funktioniert, wünscht sich Philipp Eitner von Weco. Der zertifizierte Pyrotechniker hat abseits der Menschenmenge bereits auf 110 Metern verschiedene Feuerwerkskörper aufgebaut: Batterien, römisches Licht und Feuertöpfe reihen sich nahe dem Ufer. Er wirkt entspannt. „Wir haben genug Abstand zum Publikum. Jetzt muss nur das Wetter mitspielen“, so Eitner, der ab 23.15 Uhr das Höhenfeuerwerk schießt – synchron mit Stücken aus der Feder Beethovens.

Um 23.33 Uhr ist klar: Das Wetter hat mitgespielt. Rund 18 Minuten dauerte das Spektakel, das mit dem donnernden „Freude schöner Götterfunken“ seinen fulminanten Abschluss nimmt. Und Zehntausende glückliche und zufriedene Besucher in die Nacht entlässt.

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