Daten zum Jahr 1947 Wie Bonn vor 75 Jahren den „Steppensommer“ erlebte

Bonn · Vor 75 Jahren erlebte Bonn seinen bisher heißesten Sommer. Er ging als „Steppensommer“ in die Geschichte ein. Der Rhein war nur noch ein Rinnsal. Wir blicken zurück auf ein besonderes Wetterereignis in Bonn.

 Abkühlung im Beueler Strandbad: Das wurde im Sommer 1947 immer schwieriger, der Rheinpegel fiel kontinuierlich bis auf 90 Zentimeter.

Abkühlung im Beueler Strandbad: Das wurde im Sommer 1947 immer schwieriger, der Rheinpegel fiel kontinuierlich bis auf 90 Zentimeter.

Foto: GA-Archiv

Sicherlich können sich nur noch wenige Bonner Zeitzeugen an den Sommer 1947 erinnern. Nach wie vor handelt es sich um den heißesten Sommer, der in Bonn seit 1895 je beobachtet wurde. Mit einer Durchschnittstemperatur von 21,7 Grad Celsius rangiert er unangefochten auf Platz eins. Zur Einordnung: Der zweitwärmste Sommer war der des Jahres 2003 mit 20,4 Grad Celsius.

Was machte den Sommer 1947 so einzigartig? Er wies 22 Tropentage und 49 Sommertage auf, aber nur 25 Regentage. Die 22 Tropentage mit Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius sind immer noch Rekord, auch wenn die Sommer 1995 und 2006 auch 22 Tropentage vorweisen können. Ebenfalls Negativrekord sind die gerade einmal 25 Regentage im Sommer 1947, die nur noch einmal 1976 erreicht wurden.

Der Sommer 1947 wies einige Besonderheiten auf. Vom 8. August bis zum 13. September fiel kein einziger Tropfen Regen, was ihm auch den Beinamen „Steppensommer“ einbrachte. Der Niederschlagsmangel brachte die Gräser und Bäume zum Verdorren, die Gräser wurden gelb und die Blätter an den Bäumen braun oder fielen ab.

1947 erlebte Bonn den heißesten August seit 1895

Schon am 27. Juni 1947 wurde mit 37,9 Grad die höchste Temperatur des Sommers gemessen. Der Juli war mit 23,7 Grad Celsius der zweitheißeste Juli in der Bonner Wetterhistorie. Noch wärmer war nur der Juli 2006 mit 23,9 Grad Celsius. Der August 1947 schließlich trug erheblich dazu bei, den Titel „Jahrhundertsommer“ zu erlangen. Er wies eine durchschnittliche Temperatur von 22,5 Grad Celsius auf und ist immer noch der Spitzenreiter aller Augustmonate seit 1895. Nur drei Regentage mit 9,9 Litern pro Quadratmeter gab es am Monatsanfang, dafür standen 21 Sommertage zu Buche, wovon 20 Sommertage in Folge auftraten, darunter sieben Tropentage in Folge.

Die anhaltende Trockenheit hatte nicht nur in Bonn, sondern in ganz Deutschland auch Konsequenzen für den Rheinpegel. Die Pegelstände fielen kontinuierlich, und das setzte sich im Herbst weiter fort: Am 4. November 1947 wurde mit 90 Zentimetern Pegelstand einer der niedrigsten Pegelstände des 20. Jahrhunderts gemessen. Das sind 2,61 Meter unter dem heutigen Normalpegel. Die Schifffahrt musste eingestellt werden. Der Rhein war fast nur noch ein Rinnsal und einige Mutige wagten den Schritt, fast trockenen Fußes auf die andere Rheinseite zu gehen. 1947 war die Rheinbrücke nach Beuel noch zerstört. Die Pontonbrücke in Bad Godesberg, auch als Hodges- Brücke bekannt, war schon im Dezember 1945 wieder abgebaut worden, da sie die Schifffahrt behinderte. Die Kombination aus lang anhaltender Hitze und Trockenheit brachte dem Sommer 1947 den Titel Jahrhundertsommer ein.

Klaus Kosack ist der ehemalige Chef-Statistiker der Stadt Bonn und greift für seine Analysen auf die aktuellen Daten der Wetterstation Endenich der Uni Bonn und Daten aus seiner Wetterhistorie zurück.

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