Zwölf neue Stellen für neue Aufgaben Stadt Bonn baut den Katastrophenschutz stark aus

Bonn · Die Stadt Bonn will den Katastrophenschutz stark ausbauen. Dafür werden neue Stellen bei der Feuerwehr geschaffen. Sie sollen bei Krisen unter anderem Spontanhelfer aus der Bevölkerung koordinieren.

Die Feuerwache 1 mit der Rettungsleitstelle am Lievelingsweg.

Die Feuerwache 1 mit der Rettungsleitstelle am Lievelingsweg.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die Stadt Bonn und die Feuerwehr stocken für den Katastrophenschutz Personal und Material auf. Neben Investitionen in neue Feuerwehrfahrzeuge, die besonders für Waldbrände geeignet sind, stehen auch zwölf neue Stellen auf dem Plan. Die neuen Mitarbeiter sollen sich auch darum kümmern, die Bürger besser auf Krisen und Notlagen vorzubereiten. Problematisch sind die Räume, in denen die Fachleute unterkommen sollen: Denn auf der Feuerwache 1 am Lievelingsweg, die auch die Rettungsleitstelle beherbergt, gibt es Sanierungsstaus und keinen Platz mehr.

Angesichts der Flutkatastrophe an der Ahr, der Corona-Pandemie, immer häufiger werdenden Waldbränden und nun des Ukraine-Kriegs mit einhergehender Energiekrise hat der Katastrophenschutz in den vergangenen Jahren wieder an Bedeutung gewonnen. „Das ist keine spezielle Bonner Erkenntnis“, sagt der Bonner Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer. Dennoch haben die Ereignisse starke Auswirkungen auf die Bundesstadt. Denn die kommunalen Feuerwehren mit deutschlandweit mehr als einer Million Feuerwehrleuten und rund 900 in Bonn sind das Rückgrat der Gefahrenabwehr: Sie nehmen mit den Aufgabenbereichen Brandschutz, Technische Hilfeleistung und ABC-Gefahrenabwehr auch im Katastrophenschutz die Aufgaben wahr, die den Kommunen bereits per Gesetz als Pflichtaufgaben zugewiesen sind.

Zwölf neue Mitarbeiter bis 2025

„Seitens des Bundes und des Landes sind hier keine Entlastungen zu erwarten, sondern eher eine weitere Zunahme der Aufgabenzuweisung durch konzeptionelle Erweiterungen und Vorgaben oder auch durch Zuweisung weiterer technischer Ausstattung“, heißt es von der Stadt Bonn. Um das zu bewältigen, sollen bis 2025 zwölf neue Mitarbeiter in verschiedenen Besoldungsstufen im feuerwehrtechnischen Dienst eingestellt werden, die vor allem in der Stabsstelle Krisenmanagement gebraucht werden. Bis 2027 sind Kosten von etwas mehr als vier Millionen Euro veranschlagt. Es gelte nicht nur, die Arbeit des Krisenstabes weiterzuentwickeln, sondern auch an den stadtinternen Risikoszenarien und -betrachtungen zu arbeiten sowie Vorsorge- und Reaktionsstrukturen aufzubauen.

Davon sollen auch andere Fachbereiche profitieren, denen als kritische Infrastruktur oder aufgrund ihrer originären Zuständigkeit eine besondere Bedeutung bei der Bewältigung von Krisen zukommt. Dazu zählen unter anderem das Amt 53, das für die Pandemiebekämpfung und das Amt 50, das für die Flüchtlingsunterbringung zuständig ist.

Probleme, Mitarbeiter zu finden, gibt es laut Haselbauer nicht. „Alle Stellen, die wir aktuell ausschreiben, können wir mit frischen Bewerbern besetzen und finden auch ausreichend Bewerber.“ Die höher dotierten Stellen (A13) sind für die Koordination des Krisenstabs, die Personalplanung und dafür gedacht, Strukturen für den Katastrophenfall zu schaffen, in die auch Hilfsorganisationen und andere Behörden einbezogen werden. „Es geht auch um die systematische Vorbereitung und das Organisieren von Übungen für das Haupt- und Ehrenamt“, erklärt Haselbauer. Zudem gibt es Stellen (A11) für den generellen Dienstbetrieb, wobei auch die Kommunikation mit der Bevölkerung eine wichtige Rolle spielt.

Bevölkerung in den Katastrophenschutz integrieren

Dabei geht es aber nicht nur darum, sie auf längere Stromausfälle vorzubereiten, sondern sie auch in den Katastrophenschutz einzubeziehen. „Bei den Unwettergeschehen an der Ahr haben wir gesehen, dass es viele Spontanhelfer gibt, die sich selbst organisieren. Es ist wichtig, sie in das Gesamtbild der Gefahrenabwehr zu integrieren“, sagt Haselbauer. Wenn man die verschiedenen Kräfte nicht koordiniere, würden verschiedene Ressourcen für die gleiche Sache verwendet. So könnten sich Spontanhelfer zum Beispiel um das Befüllen von Sandsäcken kümmern, während die Berufsfeuerwehr spezialisierte Aufgaben wahrnehme. „Einen Zimmerbrand oder Herzinfarkt gibt es auch in Katastrophenlagen“, sagt Haselbauer.

Er betont aber auch, dass jeder in gewissem Maße für sich selbst sorgen müsse. „Wenn es zu einem flächendeckenden Ereignis kommt, sind wir nicht in der Lage, jedem individuell zu helfen.“ Es gehe in erster Linie darum, die kritische Infrastruktur, wozu Krankenhäuser, die Energieversorgung oder auch die Abfallwirtschaft gehören, aufrecht zu erhalten. Deshalb spreche man von einem „gesamtstädtischen Konzept“.

Eine große Hürde wird dabei noch die Feuerwache 1 sein. Sie war auf den Bedarf der 1970er Jahre ausgelegt. Und dort ist es schon jetzt so eng, dass für neue Arbeitsplätze der Raum fehlt. Laut Haselbauer haben die Überlegungen für einen Neubau der Wache bereits begonnen, vor 2024 sei aber nichts Konkretes zu erwarten. Stattdessen könnte die Möglichkeit zum Tragen kommen, außerhalb der Wache Raum anzumieten.

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