Bericht Bonn verfehlt Ziele des Radentscheids

Bonn · Die Stadt hat in den vergangenen beiden Jahren die Radinfrastruktur verbessern können. Die Vorgaben des Radentscheids kann sie dennoch nicht erfüllen. Nun stellt sie einen überarbeiteten Radwegenetzplan vor.

Die Umweltspur in der Oxfordstraße ist Radfahrern und Bussen vorbehalten.

Die Umweltspur in der Oxfordstraße ist Radfahrern und Bussen vorbehalten.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Stadt hat in den vergangenen beiden Jahren auf 6,6 Kilometern Länge die Fahrradinfrastruktur nach Vorgaben des Radentscheids verbessert. Dazu zählen Umweltspuren wie auf dem Hermann-Wandersleb-Ring oder der Oxfordstraße oder gesicherte Radwege wie die am Alten Friedhof. Das geht aus dem ersten Zwischenbericht zum Bonner Radentscheid hervor, den Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Stadtbaurat Helmut Wiesner am Donnerstag vorstellten. In den beiden Jahren 2019 und 2020 waren es lediglich 1,8 Kilometer. Dennoch ist die Stadt weit von den Zielen des Radentscheids entfernt, pro Jahr auf 15 Kilometer Länge durch eigene Radwege, Umweltspuren für Busse und Radfahrer oder Fahrradstraßen den Fahrradfahrern mehr sicheren Raum zur Verfügung zu stellen. Dörner fasste zusammen: „Da ist Licht und Schatten, vor allem aber viel Motivation für die Zukunft. Wir müssen mehr Tempo machen.“ Als Erfolg verbucht sie das bessere Abschneiden Bonns beim kürzlich veröffentlichten ADFC-Radklimatest.

700 Stellplätze und 30 Mobilstationen

Verbunden seien die Ziele des Radentscheids, betonte Dörner, nicht nur mit Verbesserungen für Radfahrer, sondern auch für Fußgänger durch Mindestbreiten bei Gehwegen. Weitere Ergebnisse aus dem Bericht: Die Stadt hat von 2021 bis 2022 mehr als 700 Stellplätze für Fahrräder geschaffen, unter anderem an 30 Mobilstationen mit Leihrädern und Luftpumpen. Seit Oktober vergangenen Jahres ist ein siebenköpfiges Team im Planungsamt voll besetzt, das sich im Schwerpunkt mit der Infrastruktur für Radler und Fußgänger auseinandersetzt. Zu diesem Team gehört Felix Maus, der sagte, dass sich derzeit der Ausbau von 30 Kilometern Radwegen in der Planung befände oder der Politik zur Beratung vorläge. Dazu zählen auch mehrere Dutzend Straßen im gesamten Stadtgebiet (ausgenommen dem Hardtberg), die als Fahrradstraßen mit einer Mindestbreite von 4,50 Meter und deutlicher Markierung ausgewiesen werden sollen. Sie sind Bestandteil eines Fahrradstraßenkonzepts aus dem Jahr 2012, das die Stadt sukzessive umsetzt. Durch die angekündigten Fahrradstraßen für dieses und nächstes Jahr fallen etwa 700 Parkplätze weg, was nicht jeden Anlieger freut.

Bei den Forderungen des Radentscheids, Ampelkreuzungen sicherer zu gestalten, steht die Verwaltung noch am Anfang. Das Planungsamt prüft derzeit, ob 40 Kreuzungen wie beispielsweise die am Bertha-von-Suttner-Platz/Belderberg geeignet wären für eine Markierung nach niederländischem Vorbild. Im Nachbarland werden die Radwege über die Kreuzung hinweg markiert. Dafür fehle es allerdings, so Maus, in Deutschland an rechtlichen Vorgaben.

Neuer Radverkehrsnetzplan

Die Stadt hat das Fahrradstraßenkonzept nun eingebettet in einen neuen Radverkehrsplan, den sie der Politik in den kommenden Gremiensitzungen vorstellen wird. „Der Radverkehrsnetzplan soll es uns künftig erlauben, die Belange der unterschiedlichen Verkehrsträger angemessen abwägen und in unseren Planungen berücksichtigen zu können“, sagte Wiesner. Ziel dieser Planung mit einer noch zu erstellenden Umsetzungsliste ist unter anderem die Priorisierung der unterschiedlichen Projekte. Die Idee ist, Radschnellwege (großer Planungsaufwand wegen hoher Standards) und Radpendlerrouten mit Anschluss in die Region zu schaffen sowie ein Hauptroutennetz für schnelle Verbindungen innerhalb der Stadt. Auch die Fahrradstraßen sind Teil dieses Hauptroutennetzes. Die Stadt will den Anteil von Radfahrern, Nahverkehrsnutzern und Fußgängern am Gesamtverkehr in den kommenden Jahren merklich steigern. Der Anteil von Autos und Lastwagen soll hingegen von mehr als 40 Prozent (Zahl von 2018) auf 25 Prozent sinken.

Der Bonner Radentscheid war ein erfolgreiches Bürgerbegehren. 28.000 Bonnerinnen und Bonner unterschrieben die Ziele zum Ausbau von Rad- und Fußgänger-Infrastrukur. Der Hauptausschuss schloss sich dem erfolgreichen Bürgerbegehren im Februar 2021 mit breitem Votum auch über die Koalition hinaus an.

Der Transparenzbericht ist auf der städtischen Internetseite www.bonn.de einsehbar. Am Mittwoch, 31. Mai, stellt ihn die Verwaltung ab 18 Uhr im Haus der Bildung, Mülheimer Platz, vor. Stadtbaurat Wiesner, Vertreter des Radentscheids, und Thomas Stein vom Deutschen Institut für Urbanistik diskutieren anschließend.

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