Streit um Radwege durch die Rheinaue Stadt Bonn wehrt sich gegen Kritik der Umwelthilfe

Bonn · In einem geharnischten Brief kritisiert die Deutsche Umwelthilfe den Umgang der Stadt Bonn mit den Radschnellwegen in den Rheinauen. Die Verwaltung erinnert daran, wie die Entscheidung zustande kam.

Zankapfel zwischen Bürgern, Bezirksregierung, Stadt - und nun auch noch der Deutschen Umwelthilfe: Der Umgang mit der Rheinaue.

Zankapfel zwischen Bürgern, Bezirksregierung, Stadt - und nun auch noch der Deutschen Umwelthilfe: Der Umgang mit der Rheinaue.

Foto: Benjamin Westhoff

Es ist kein Liebesbrief, den Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner jetzt von Jürgen Resch, dem Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), erhalten hat. Auf eineinhalb Schreibmaschinenseiten kritisiert er die in seinen Augen „mangelhaften Planungen“ der Bonner Radschnellrouten links und rechts des Rheins. Auf diese, so Resch, sei die DUH in den vergangenen Wochen „von vielen Bonner Bürgerinnen und Bürgern angesprochen“ worden.

Umwelthilfe: „Kritik aus der Zivilgesellschaft“

Die Umwelthilfe erinnert an den Vergleich, den Umwelthilfe, Land NRW und die Stadt Bonn im Januar 2020 vor dem Oberverwaltungsgericht Münster geschlossen hatten und mit dem seinerzeit Fahrverbote auf der Reuterstraße bis auf weiteres abgewendet werden konnten. Im Gegenzug hatte sich die Stadt Bonn zu einem Maßnahmenpaket verpflichtet, das neben dem Entlastungspaket für die Reuterstraße und einer Reihe anderer Punkte auch den Bau dreier Radschnellwege enthielt: auf der Strecke Bonn-Alfter-Bornheim sowie beiderseits des Stroms durch die Rheinauen. „Im Rahmen des Vergleichs wurde zugesichert, bei den Planungen auf den Baumbestand sowie die Denkmaleigenschaft der Rheinaue große Rücksicht zu nehmen. Wie wir nun aus vielen Ecken der Bonner Zivilgesellschaft mitgeteilt bekommen, ist dies aber in der vorliegenden Planung nicht der Fall“, so Resch.

Wie berichtet, hat die Bezirksregierung Köln vor zwei Wochen die Verbreiterungspläne für den Radweg durch die Bonner Rheinaue wegen naturschutzrechtlicher Bedenken gestoppt, unter anderem, weil dort für den Radweg 44 Bäume gefällt werden sollen. In Beuel, wo für die Verbreiterung 28 Bäume fallen müssten, soll es nach jetzigem Stand bei der Entscheidung bleiben. Derweil hat der Planer der Rheinaue unter Verweis auf sein Urheberrecht ebenfalls Widerstand gegen die Umbauten in Aussicht gestellt.

Die Umwelthilfe verweist darauf, sich „vom ersten Tag der Vergleichsgespräche“ dafür eingesetzt zu haben, dass der Platz für die Radverkehrsinfrastruktur zulasten des Autoverkehrs gewonnen wird. Den Bedarf aus Parkanlagen und Grünflächen zu decken, widerspreche dem Ziel einer lebenswerten und nachhaltigen Stadt. Uns schließlich sei eine konkrete Routenplanung für die Radschnellwege „im Rahmen des Vergleichs weder erörtert, noch planerisch vorgestellt“. Somit, so Resch, verstoße die Stadt Bonn gegen die Vergleichsvereinbarungen.

Anlage zum Vergleich klingt anders

Dass diese Darstellung zumindest selektiv genannt werden darf, zeigt der Blick in die Anlagen des zwölfseitigen Vergleichspapiers aus dem Januar 2020: Denn darin sind sehr wohl der Verlauf der Radschnellwege durch die Rheinaue, ihre Länge und die beabsichtigte Breite dokumentiert. Für die Beueler Rheinaue heißt es sogar wörtlich: „Eine Inanspruchnahme von einigen Flächen mit Baumbestand ist bei dem Ausbau des Radweges leider unvermeidbar.“

Stadt: Nur wenige Alternativen verfügbar

Darauf verwies am Donnerstag auch die Stadt Bonn und erinnerte daran, dass die Pläne zum Ausbau der Radwege inklusive der Baumfällungen auf einem Ratsbeschluss aus dem März 2019 beruhen. Wegen verschiedener Restriktionen, so ein Sprecher, seien Alternativplanungen außerhalb der Rheinaue „sehr schwierig zu verwirklichen“. Die Stadt werde als Grundlage für die weitere Diskussion die verschiedenen Routenalternativen mit ihren Vor- und Nachteilen darstellen. Alternative Routen innerhalb des Rheinauenparks, für die weniger Bäume gefällt werden müssten, seien „nur innerhalb der engen Grenzen möglich, die die Bestimmungen des Natur- und des Denkmalschutzes hier setzen“. Unterdessen hat sich die Initiative Radentscheid am Donnerstag noch einmal ausdrücklich für die Verbreiterung der Radwege in der Rheinaue stark gemacht und einen Vorschlag gemacht: „Eine auf drei Meter reduzierte Breite auf kurzen Strecken wäre als Kompromiss sicher akzeptabel“, meint die Initiative. Die Ertüchtigung der Rheinradwege sei eine „notwendige Anpassung, um das Fahren auf diesen gern genutzten Strecken sicherer zu machen“.

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