2400 Anträge im Januar Stadt Bonn schafft 32 neue Stellen in der Wohngeldstelle

Bonn · Die Zahl der Haushalte, die Anspruch auf Wohngeld haben, soll sich auf rund 17.000 verdreifachen. Zur Bearbeitung der Anträge bekommt die Stadtverwaltung in Bonn 32 neue Stellen. Doch die sind nicht leicht zu besetzen.

 Seit dem 1. Januar haben mehr Menschen einen Anspruch auf Wohngeld als früher.

Seit dem 1. Januar haben mehr Menschen einen Anspruch auf Wohngeld als früher.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Nach der Einführung des Wohngelds Plus rechnet die Stadtverwaltung mit einer Verdreifachung der anspruchsberechtigten Haushalte in Bonn. Das entspricht einem Anstieg von bisher 5675 auf rund 17.000, wie Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann auf GA-Anfrage mitteilte. Zur Bearbeitung der Anträge haben Sozial-, Haupt- und Finanzausschuss einem Ausbau der Wohngeldstelle von 14 auf 46 Vollzeitstellen zugestimmt.

2400 Neuanträge allein im Januar

Die Wohngeldnovelle, die mehr bedürftigen Menschen Anspruch auf die Unterstützung gewährt, greift seit dem Jahreswechsel. Allein im Januar seien rund 2400 Neuanträge registriert worden, so Hoffmann. Wie viele davon auf die Novelle zurückgehen, sei erst nach Bearbeitung der Anträge klar. „Es ist davon auszugehen, dass schon aufgrund des Umfangs der medialen Berichterstattung Menschen mit geringeren Einkünften aufmerksam wurden und Anträge stellen werden, um eine etwaige Wohngeldberechtigung prüfen zu lassen.“

Die Bundesregierung hat einen Online-Wohngeldrechner entwickelt, mit dem jeder seinen möglichen Anspruch ermitteln kann (www.bmwsb.bund.de). Die Kommune bietet werktags zwischen 9 und 17 Uhr im Stadthaus persönliche Beratung in der Anlaufstelle Wohngeld Plus oder telefonisch unter ☎ 02 28/77-29 19 an.

Bislang sind in Bonn etwa 40 Prozent der Wohngeld beziehenden Familien – besonders häufig Alleinerziehende mit Kindern. Weitere 48 Prozent sind Haushalte von Rentnerinnen und Rentnern. Anträge zu bescheiden, dauert derzeit nach Stadtangaben etwa drei Monate. Das Land NRW hat die angekündigte Software zur Bearbeitung der Wohngeld-Plus-Anträge nicht rechtzeitig an den Start bringen können; angekündigt ist das Programm jetzt für April.

„Neuanträge, die ab dem 1. Januar 2023 gestellt wurden, werden mangels der bereitgestellten Software des Landes zunächst vorläufig beschieden“, erläuterte Hoffmann. „In Fällen von besonderer Härte, zum Beispiel drohender Wohnungsverlust wegen Mietrückständen, werden individuelle Lösungen gefunden.“ Die endgültige Festsetzung des Wohngeldanspruchs werde eine hohe Zahl an Rückforderungsbescheiden und Widerspruchsverfahren nach sich ziehen, heißt es zudem in einer Beschlussvorlage für den Rat. Genehmigte Anträge müssen jedes Jahr neu geprüft werden.

Für die persönliche und telefonische Beratung setzt die Stadt derzeit studentische Hilfskräfte ein. Von den 32 neuen Planstellen, die der Rat noch endgültig absegnen muss, sind 13 schon besetzt, wie Bettina Ueding im Finanzausschuss berichtete. Zwölf davon gehen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die innerhalb der Stadtverwaltung wechseln, so die Abteilungsleiterin Wohngeld und Wohnraumstärkung. „Es ist eine komplexe Materie“, erklärte Ueding. „Deshalb brauchen wir erfahrene Kräfte, am liebsten aus dem eigenen Haus.“

Geeignetes externes Personal zu finden, wird für die Stadtverwaltung nicht leicht – weil die meisten Kommunen suchen. Köln etwa hat für das Wohngeld Plus 140 neue Stellen eingerichtet. Die Stellenausweitung in der Bonner Abteilung verursacht laut Stadtverwaltung zusätzliche Personalkosten von rund 1,5 Millionen Euro im Jahr. Im Finanzausschuss stimmte eine breite Mehrheit für den Beschluss. Marcel Schmitt (Bürger Bund) begründete seine Ablehnung mit der hohen Zahl der neuen Stellen.

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