Aufbereitung des Missbrauchsskandals Bonns Stadtdechant Picken kritisiert Spitze des Erzbistums Köln

Köln/Bonn · Wegen der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals steht das Erzbistum Köln in der Kritik. Wolfgang Picken wirft dem Erzbistum nun „unprofessionelles Krisenmanagement“ vor. Auch zu Kardinal Woelki äußert sich Bonns Stadtdechant.

 Stadtdechant Wolfgang Picken.

Stadtdechant Wolfgang Picken.

Foto: Benjamin Westhoff

Der oberste Katholik von Bonn, Stadtdechant Wolfgang Picken, hat die Spitze des Erzbistums Köln wegen ihres Agierens in der Missbrauchskrise kritisiert. „Die Stimmung im Erzbistum Köln war noch nie so auf dem Tiefpunkt wie derzeit“, sagte Picken in seinem Podcast „Spitzen aus Kirche und Politik“. „Die Luft ist dünn und wird immer dünner.“ Zuvor hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ darüber berichtet.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki steht seit Monaten in der Kritik, weil er ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten zum Umgang des Erzbistums mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs unter Verschluss hält. Dafür führt er rechtliche Gründe an.

Picken trat in seinem Podcast der Auffassung entgegen, die derzeitige Krise sei von kirchenkritischen Journalisten herbeigeführt worden. „Es ist die Kirche selbst, die die Grundlagen bietet und durch unprofessionelles Krisenmanagement immer neue Anlässe liefert“, betonte er. Zwar nehme er es Woelki ab, dass es ihm mit der Aufklärung ernst sei. Doch man müsse sich nicht wundern, wenn die meisten Menschen inzwischen glauben würden, hier solle etwas vertuscht werden.

„Unglaublich, dass man den Erzbischof sehenden Auges in diese Krise manövriert hat und seit Wochen immer neue Schlagzeilen liefert, die die Lage eklatant verschlechtern.“ Aus den vergangenen Wochen nannte Picken unter anderem die „mehr als unglücklichen Worte der Entschuldigung“ Woelkis an Heiligabend. Woelki hatte um Verzeihung dafür gebeten, dass die Gläubigen soviel Kritik an ihm ertragen müssten. Ein weiterer „Eklat“ sei ein abgebrochenes Pressegespräch mit Journalisten gewesen, die sich geweigert hatten, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen. Zuletzt habe die schriftliche Abmahnung eines Priesters, der Woelki kritisiert hatte, bundesweit Schlagzeilen gemacht, listete Picken auf.

Man frage sich angesichts all dessen: „Wer berät den Bischof? (...) Registriert jemand, welche Folgen das hat und dass es so nicht weitergehen kann?“ Für die Gläubigen sei der fortwährende Krisenmodus bedrückend. „Es muss dringend ein Weg aus dieser großen Glaubwürdigkeitskrise und Lethargie gefunden werden, sonst befindet sich die Kirche im freien Fall“, warnte der Stadtdechant.

(dpa)
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