Wolfgang Picken Bonner Stadtdechant fordert Konsequenzen auch von anderen Bischöfen

Bonn · Nach ersten personellen Konsequenzen aus dem Kölner Missbrauchsgutachten fordert der oberste Katholik von Bonn entsprechende Schritte auch von anderen Bischöfen. Den Hamburger Erzbischof Stefan Heße kritisierte Picken als uneinsichtig.

 Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken.

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken.

Foto: Benjamin Westhoff

Nach ersten personellen Konsequenzen aus dem Kölner Missbrauchsgutachten fordert der oberste Katholik von Bonn entsprechende Schritte auch von anderen Bischöfen. Es sei schlimm, wenn solche Konsequenzen nicht freiwillig gezogen würden, sondern erst wenn die Betroffenen durch ein juristisches Gutachten dazu gezwungen würden, sagte Stadtdechant Wolfgang Picken am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Zu denjenigen, denen Pflichtverletzungen bereits nachgewiesen worden seien, gehörten der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode.

Den Hamburger Erzbischof Stefan Heße kritisierte Picken als uneinsichtig. „Wie kann Erzbischof Heße angesichts des vorliegenden Gutachtens noch behaupten, er habe sich niemals an Vertuschung beteiligt, wo ihm mehrere erhebliche Pflichtverletzungen bei der Aufklärung und der Opferfürsorge nachgewiesen sind?“, fragte Picken. Heße, früher Personalchef im Erzbistum Köln, war in dem am Donnerstag vorgestellten Missbrauchsgutachten der elffachen Pflichtverletzung beschuldigt worden. Er bot daraufhin Papst Franziskus seinen Amtsverzicht an, betonte jedoch, dass er sich niemals an Vertuschung beteiligt habe.

Die fehlende Einsicht der Verantwortlichen füge der Kirche irreversiblen Schaden zu, sagte Picken. Zurzeit würden ähnliche Gutachten wie in Köln in vielen Bistümern in Auftrag gegeben. Wenn man die erst abwarte, bevor personelle Konsequenzen erfolgten, werde die Kirche in den kommenden Jahren einen nie wieder gutzumachenden Glaubwürdigkeitsverlust erleiden.

Picken forderte deshalb eine Ehrenerklärung für Bischöfe und Generalvikare nach dem Vorbild der Mitglieder der CDU-Bundestagsfraktion nach der Masken-Korruptionsaffäre. „Lieber jetzt ein Erdrutsch an Rücktritten und eine dementsprechende Explosion als eine unabsehbare Dauerkrise“, sagte Picken.

(dpa)
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