Sanierungsstau bei Bonner Hallen und Bädern Stadtsportbund hält Städtisches Gebäudemanagement für überfordert
Bonn · Weil das Städtische Gebäudemanagement mit Sanierungen von Hallen und Bädern in Bonn nicht hinterherkomme, schlägt der Stadtsportbund die Beauftragung von Generalunternehmern vor.
Der Stadtsportbund Bonn (SSB) kritisiert das Städtische Gebäudemanagement (SGB) und die Ratskoalition scharf. Das SGB sei nicht in der Lage, den „riesigen Sanierungsstau bei den Bädern und der Sportinfrastruktur effektiv und schnell abzubauen“, erklärte Ute Pilger, Vorsitzende des SSB, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Rund 130 Millionen Euro müssten demnach in den nächsten zehn Jahren alleine in die Schwimmbäder investiert werden, konkrete Maßnahmen ließen jedoch auf sich warten. Um die Forderungen der Sportler zu bündeln, hat der Verein einen Zwölf-Punkte-Plan vorgestellt.
Engpässe bei Hallenbädern
„Wenn man immer und immer wieder mit der Bädersituation in Bonn zu tun hat, ist die Tatenlosigkeit vor allem der Politik frustrierend. Es fehlt das mutige Handeln“, sagte Pilger. Seit Jahren verzögerten sich Entscheidungen, stattdessen gebe es immer neue Prüfaufträge der Politik, was nun für Engpässe aufgrund versäumter Sanierungen sorge. Die Befürchtung des Verbunds, der fast 400 Vereine in der Bundesstadt vertritt: Dass bald nur noch das Hardtbergbad als einziges städtisches Hallenbad zu Verfügung steht. Die Beueler Bütt ist wegen eines undichten Beckens geschlossen, das Frankenbad bekommt ein neues Dach, weil das alte marode ist. „Ob das alles nach Plan verläuft, ist schwer abzusehen“, so Pilger.
Das Becken im Sportpark Nord kommt laut Bäderamt 2022 nicht mehr durch den Tüv, als Alternative ist ein provisorisches Zusatzbad angedacht. Für den Neubau des Kurfürstenbads sollen 2022 erste Pläne vorliegen, der Ausbau des Ennertbades als Kombibad hat noch keine konkreten Formen angenommen. Der SSB schlägt deshalb vor, vorübergehend eine Traglufthalle im Ennertbad zu errichten, um Badausfälle vorübergehend zu kompensieren. „Alle Parteien bekennen sich zum Ziel, dass alle Kinder schwimmen lernen. Doch ohne Schwimmbäder ist das nicht möglich“, sagte Pilger.
Auch bei den Sporthallen sehe es nicht besser aus. Aktuelles Beispiel ist die Josef-Strunck-Halle in Endenich: Die Stadt hatte Mitte Juni die sofortige Schließung wegen gravierender Gebäude- und Technikmängel angeordnet. SSB-Geschäftsführer Bernd Seibert ärgert es, dass das nicht schon früher aufgefallen ist. „Man hätte die Begehungen auch machen können, als die Hallen in der Pandemie ohnehin gesperrt waren“, sagte er. Dazu habe der SSB auch gedrängt, sei aber beim Gebäudemanagement abgeblitzt. Von der Stadt habe man nur „Wir sind dran“ und „Es geht der Reihe nach“ als Antworten erhalten. Das dürfe zwei Jahre nach dem aufwändigen Gutachten zur Sportentwicklungsplanung nicht vorkommen.
Aufträge an Generalunternehmer vergeben
Für die Sportler sei deshalb offensichtlich, dass das SGB nicht in der Lage sei, die Sanierungen aus eigener Kraft zu stemmen, die sich angesichts des Alters der Bauten von Jahr zu Jahr umfangreicher würden. „Man sollte in diesem Punkt auch über die Vergabe der Aufträge an Generalunternehmer nachdenken“, erklärte Ute Pilger. Dass auch dabei etwas schief laufen könnte, wie bei der Beethovenhalle, sei aus ihrer Sicht unwahrscheinlich: „Es darf nicht einfach losgebaut werden.“ Partner könnten beispielsweise die Stadtwerke Bonn sein, die auch schon beim geplanten und 2018 im Bürgerentscheid abgelehnten Wasserlandbad eine wichtige Rolle für Finanzierung und Betrieb spielten.
Fortschritte gibt es laut SSB bei den Kunstrasenplätzen: rund 20 Anlagen seien mittlerweile erneuert. „Aber sie müssen auch gepflegt werden“, sagte Seibert. Das wiederum könne die Stadt ebenfalls nicht leisten, weshalb man vorgeschlagen habe, dass die Vereine sich darum kümmern. „Das scheitert nun daran, dass erst fünf von 20 Plätzen umzäunt sind.“
Im Zwölf-Punkte-Plan wird auch die Kommunikation zwischen Sportvereinen und der Verwaltung aufgelistet. Demnach wünscht sich der SSB eine zentrale Anlaufstelle für Vereine und Bürger in allen Sportangelegenheiten. „Man wird oft von einem Zuständigen zum nächsten geschickt“, so Seibert.