Verluste in der Pandemie Bonner Stadtwerke hoffen auf Rettungsschirm

Bonn · In den nächsten vier Jahren planen die Stadtwerke Bonn (SWB) Investitionen bis zu 70 Millionen Euro jährlich für neue Fahrzeuge und den Umbau des Friesdorfer Betriebshofs mit Ladestationen. Ob die Pandemie das Mobilitätsverhalten dauerhaft beeinflussen könnte, können die SWB nicht abschätzen.

 Linie 61: Die Stadtwerke beziehen ab Mitte dieses Jahres 26 neue Straßenbahnen aus Tschechien. Die 24 alten Bahnen von 1994 werden nach und nach ausgetauscht.

Linie 61: Die Stadtwerke beziehen ab Mitte dieses Jahres 26 neue Straßenbahnen aus Tschechien. Die 24 alten Bahnen von 1994 werden nach und nach ausgetauscht.

Foto: Benjamin Westhoff

Die seit November geltende Homeofficepflicht für Arbeitgeber hat bei den Stadtwerken Bonn (SWB) zu einigen Abokündigungen geführt. Das teilte SWB-Sprecherin Stefanie Zießnitz auf Anfrage mit: „Wir haben Kündigungen im niedrigen dreistelligen Bereich zu verzeichnen.“ In Summe seien im gesamten Einzugsgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) die Zahlen etwas gesunken. Das Kündigen von Dauerkarten ist nicht ohne Weiteres von jetzt auf gleich möglich. Es ist an Fristen gebunden. Ein Sonderkündigungsrecht haben Kunden, wenn Preiserhöhungen ins Haus stehen.

Die Stadtwerke gehen, so Zießnitz, davon aus, dass die Kunden wieder zurückkommen werden. Ab dem 20. März hat die Bundesregierung angekündigt, die meisten pandemiebedingten Einschränkungen wieder rückgängig machen zu wollen. Dann soll auch die Pflicht entfallen. „Mit sinkenden Inzidenzen nutzen viele wieder vermehrt das Büro und auch in der Freizeit wird der Nahverkehr dann stärker genutzt“, sagte Zießnitz.

SWB rechnen auch dieses Jahr mit Rettungsschirm

Auf die Frage, wie hoch die Verluste im vergangenen Jahr konkret gewesen seien, lautet die Antwort der SWB allgemein: „Für 2020 und 2021 gibt es den Corona-Rettungsschirm. Wir gehen davon aus, dass es eine solche Unterstützung auch 2022 geben wird.“ Der Wirtschaftsbericht für das vergangene Jahr ist noch nicht veröffentlicht.

Im März 2021 erwirtschaftete die Nahverkehrssparte ein Minus von 40,6 Millionen Euro, der Bundes-Rettungsschirm deckte Einnahmeverluste von 15 Millionen Euro weitgehend ab. Der kommunale Nahverkehr ist immer schon ein Zuschussgeschäft gewesen, das die SWB mit Gewinnen aus Schwesterunternehmen wie der Energiesparte oder der Müllverbrennung zu kompensieren versuchen.

Künftiges Mobilitätsverhalten der Menschen ungewiss

Ob und inwiefern die Pandemie, die gewachsene Bereitschaft von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite von daheim zu arbeiten, dauerhafte Auswirkungen auf die Nutzung von Bussen und Bahnen haben wird, vermag das Kommunalunternehmen nicht zu prognostizieren: „Für eine Einschätzung fehlt uns die Erfahrung, wie sehr die Pandemie, die nun immerhin schon zwei Jahre dauert, das Mobilitätsverhalten der Menschen verändert hat und nachhaltig verändern wird“, erklärte Zießnitz. Mittelfristig rechne das Verkehrsunternehmen „mit steigenden Zahlen auch aufgrund der Tatsache, dass das Umland zum Einzugsgebiet gehört“.

Bis 2026 planen die Stadtwerke Bus und Bahn mit jährlich bis zu 70 Millionen Euro erhebliche Investitionen. Ab diesem Sommer sollen Monat für Monat bis Anfang 2024 neue Straßenbahnen (Niederflurbahnen) von Vertragspartner Škoda geliefert werden. Insgesamt sind 26 Fahrzeuge bestellt, die sukzessive die reparatur- und wartungsanfälligen Fahrzeuge von 1994 ersetzen werden.

Zwölf neue Stadtbahnen (Hochflurbahnen) sind für Mitte 2024 bestellt. Hinzu kommt die Umstellung der gesamten Busflotte auf E-betriebene Fahrzeuge bis 2035 und damit dafür nötige Umbau des Betriebshofs Friesdorf; alleine diese Investition umfasst für etwa 200 Busse 200 Millionen Euro.

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