Farbenpracht am Himmel Ballonfestival in der Bonner Rheinaue

Bonn · Das Ballonfestival in der Bonner Rheinaue zieht Tausende Besucher an. Ein erfahrener Pilot erklärt, warum er die langsamen Fahrten eher schätzt als die rasanten.

Eindrücke vom Auftakt des Ballonfestivals in der Rheinaue am Freitagabend.

Eindrücke vom Auftakt des Ballonfestivals in der Rheinaue am Freitagabend.

Foto: Benjamin Westhoff

Als Oberbürgermeisterin Katja Dörner den Startschuss für das 14. Ballonfestival in der Rheinaue gibt, ist bis auf einen kleinen, schwarzen Luftballon lange nicht viel am Himmel zu sehen. Der wird vorausgeschickt, um ein Gefühl für Windrichtung und -geschwindigkeit zu bekommen. Zwischenstand: Noch zu viel Wind am Boden.

„Die Ballons haben Angriffsfläche ohne Ende“, erklärt Marcel Kehr. „Wir haben keine Räder und keine Bremse. Wenn man beim Landen mit 100 Stundenkilometern in den Acker heruntergeht, funktioniert das nicht.“ So stark ist der Wind an diesem Freitagabend nicht, aber ein bisschen Warten muss sein.

So schön war der Auftakt des Ballonfestivals in Bonn
67 Bilder

So schön war der Auftakt des Ballonfestivals in Bonn

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Foto: Benjamin Westhoff

Hauptberuflich ist Kehr Industriemechaniker, aber in seiner Freizeit zieht es ihn in den Himmel: Er ist Pilot für das Ballonteam Hämatom aus Swisttal. Ein reines Hobby, das er schon seit 20 Jahren betreibt. Angefangen hat alles durch den Vater einer ehemaligen Freundin, der von heute auf morgen den Managerjob an den Nagel hing und stattdessen mit dem Ballonfliegen sein Geld verdiente. „Ich war der Kerl, der im Bett seiner Tochter gelegen hat, und bin dann morgens geweckt worden: ‚Komm, wir gehen Ballon fahren!‘“, erzählt Kehr. 2010 machte er selbst seinen Pilotenschein.

Etwa 70 Ballonfahrten im Jahr

Im Jahr stemmt Kehr etwa 70 Ballonfahrten, dazu kommt noch der Zeitaufwand für Pflege, Reinigung und Wartung. „Man muss einiges an Zeit opfern dafür“, kommentiert der zweifache Vater und Ehemann. Den Flug am Freitagabend zum Auftakt des Ballonfestivals bestreitet Marcel mit zwei Passagieren: Irina Revkina und Nikolay Eremeev. Die beiden sind für den Flug extra aus Stuttgart angereist. „Ich habe schon immer davon geträumt. Das ist so romantisch. Ich hätte schon mal die Chance gehabt, mit Freunden einen Flug zu machen, aber das ging dann nicht. So ist es aber noch viel besser“, sagt sie und blickt lächelnd zu ihrem Verlobten herüber. „Ich glaube, es wird wunderschön werden. Es sind so viele Ballons hier. Das wird bestimmt cool zu sehen.“

Langsam füllen sich die Ballons. Sobald sie voll sind, geht es schnell. Korb aufrichten. Einsteigen. Seile ab. Und ab in die Luft. Mit jedem Abheben gibt es Beifall aus dem Publikum. Einmal in der Luft ist unklar, wo die Ballons landen werden. „Ich kann hoch, ich kann runter. Alles sehr genau. Lenken können wir nicht“, erklärt Kehr. Für ihn macht das den Reiz aus. „Es entschleunigt“, sagt er. „Man kann nichts ändern. Man kann nicht schneller machen, nicht langsamer machen. Man muss einfach machen.“ Seine beeindruckendste Fahrt: eine Alpenüberquerung. Sechs Stunden unterwegs, 6000 Meter Höhe, 100 Kilometer pro Stunde schnell. Besonders genießt er aber die ruhigen Fahrten: „Es ist ein Ausgleich. Zum lauten Beruf. Zur lauten Familie. Zum lauten schnellen Leben.“

Bis Sonntag lässt sich das Ballonfestival in der Rheinaue noch erleben. Tickets für eine Ballonfahrt gibt es ab 199 Euro und können über den Veranstalter Skytours Ballooning online unter www.ballonfestival-bonn.de erworben werden. Sollte der Start wetterbedingt nicht möglich sein, werden Ersatztermine vereinbart. Abseits vom Ballonfahren können Besucher sich am Boden bei Mitmachaktionen beim Familienfest am Wochenende amüsieren.

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