Vier Mitglieder verlassen Gremium Bonn steht nach personellem Umbruch ohne Kunstkommission da

Bonn · Nachdem vier Mitglieder die Kunstkommission Bonn verlassen haben, hat sich das Gremium quasi aufgelöst. Derzeit brennt ein Streit darüber, wie ein Kunstkonzept für den öffentliche Raum aussehen könnte. Daran sollen mehr Bürger beteiligt werden.

Die Beethoven-Skulptur von Markus Lüpertz im Stadtgarten ist ein Bonner Markenzeichen und Kunst im öffentlichen Raum. So wie andere schaffte es auch dieses Werk auf Initiative des Kunsthistorikers Walter Smerling in die Bundesstadt. Doch um dessen Engagement gab es offenbar Uneinigkeit in der Bonner Kunstkommission.

Foto: Presseamt Bundesstadt Bonn , 531

Nach dem Rücktritt zweier Fachleute und dem Wegzug zweier weiterer Mitglieder hat sich die Kunstkommission der Stadt Bonn quasi aufgelöst. Wie Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger auf Anfrage bestätigte, sind Susanne Titz, Direktorin des Museums Abteiberg  in Mönchengladbach, sowie Yilmaz Dziewior, Chef des Museums Ludwig in Köln, aus dem Gremium ausgetreten. Beide wollten sich zu den Gründen nicht äußern. Kolportiert wird, dass beide Probleme mit Walter Smerling und seinem Sitftungsverein  hatten, der in den vergangenen Jahren Werke von Markus Lüpertz, Tony Cragg, Bernar Venet und Stephan Balkenhol im Bonner Stadtbild platziert hat. Smerling als Wohltäter, die Stadt ohne eigene Initiative – das sei eine „ungute Frontstellung“, analysiert ein Insider.

Ein weiterer Platz wurde durch den Abschied von Rein Wolfs, Intendant der Bundeskunsthalle,  frei, der von Bonn nach Amsterdam gewechselt ist. Seine Nachfolgerin wurde im Dezember 2019 berufen: Die Kulturmanagerin Eva Kraus tritt ihr Amt im August an. Auch Michelle Cotton, Direktorin des Kunstvereins, hat die Stadt verlassen. Fatima Hellberg ist ihre Nachfolgerin.

Aus der Kunstkommission ausgetreten: Susanne Titz, Direktorin des Städtischen Museums Abteiberg Mönchengladbach und der Direktor des Museums Ludwig in Köln, Yilmaz Dziewior.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Laut Schneider-Bönninger wird sich das Gremium erst nach der Oberbürgermeisterwahl im September 2020 neu und mit noch zu bestimmenden Mitgliedern konstituieren. Sie will die Zeit bis dahin nutzen, um das Gremium konzeptuell neu auszurichten und hat offenbar in Stephan Berg, Intendant des Kunstmuseums Bonn, den richtigen Mitstreiter. Dem ist die gegenwärtige Praxis der Aufstellung von Kunst im öffentlichen Raum, über die eigentlich die Kunstkommission bestimmen sollte, ein Dorn im Auge. Berg plädiert für ein neues Kunstkonzept. Es müsse geklärt werden, welche Orte in der Stadt dafür überhaupt geeignet seien, welche Kunst man wolle. Es könne keine Lösung sein, einzig und allein Werke von „alten, weißen Männer mit Konzepten der 1980er Jahre“ in Bonn zu präsentieren, wie Smerlings Verein „Stiftung für Kunst und Kultur“ das seit Jahren tue. Berg, selbst Mitglied der Kunstkommission,  möchte sich auch stark für eine größere Transparenz des Gremiums machen.

Der neue Direktor des Museums Ludwig, Yilmaz Dziewior, spricht am 14.05.2014 in Köln (Nordrhein-Westfalen) vor dem Bild "Explosion No. 1" von Roy Lichtenstein. Foto: Oliver Berg/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

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„Wir müssen das Ganze viel partizipativer aufstellen“, fordert Schneider-Bönninger, die die Arbeit der Kommission als „kommunikativen Prozess“ definiert, gerne auch „im Dialog mit Smerling“. Über das Gerücht, Smerling selbst könnte auch in die Kommission berufen werden, lacht sie. Das komme nicht infrage. Wie Berg will auch die Kulturdezernentin ein neues Konzept für Kunst im öffentlichen Raum in Bonn. Schneider-Bönnigner denkt über eine breitere Basis – etwa Einbindung der Universität – und neue Formate nach: „Es muss nicht immer der Skulpturenpark sein“, man müsste viel offener werden, auch temporäre Interventionen ermöglichen. „Wir müssen das ganz neu denken“, sagt sie und schwärmt von einem „Spiegel der Gegenwartskunst“ in Bonn.

Neue Konzeption für Kunst im öffentlichen Raum

Noch vor der OB-Wahl will sie nach möglichen Kandidaten für das Gremium  Ausschau halten und an der Konzeption arbeiten. Ein solches Konzept wird seit 2017 gefordert und  sollte laut Ratsbeschluss spätestens 2019 vorliegen. Als nächstes Kunstwerk im öffentlichen Raum wird Smerlings Verein das Werk „Walking Bag“ des  österreichischen Bildhauers Erwin Wurm in der Innenstadt  unweit des Uni-Hauptgebäudes aufgestellt. Angepeilt ist das Frühjahr 2020. Bei der entscheidenden Sitzung der Bezirksvertretung Bonn, äußerte sich Schneider-Bönniger zur Sache: „Die Stadt ist schon sehr zumöbliert“, sagte sie. „Da ist es eine Kunst, einen geeigneten Standort für Kunst in der Stadt zu finden.“