Geschichten aus Bonn Diese Schicksale gibt es täglich an den Schranken der Südstadt

Südstadt · Drei Bahnübergänge gibt es in der Bonner Südstadt, deren Schranken täglich neue Schicksalsgemeinschaften bilden. Mit den teils langen Wartezeiten gehen die Bonner unterschiedlich um.

Niklas Leroi wartet an der Schranke zur Königstraße und hat seinen Frieden damit geschlossen.

Niklas Leroi wartet an der Schranke zur Königstraße und hat seinen Frieden damit geschlossen.

Foto: Sofia Grillo

Ein Mann tritt in der Lessingstraße an die geschlossene Schranke heran, schaut links, schaut rechts, doch die Bahnschienen sind verwaist. Der Zug, der ihn und die Schicksalsgemeinschaft, die sich mit dem Mann auf beiden Seiten der Gleise versammelt hat, vom Warten erlösen könnte, kommt nicht. Der Mann kennt das Geduldsspiel: Seit 40 Jahren wartet der heute 72-jährige Bonner tagein, tagaus an der Schranke, die immer wieder am Weiterkommen hindert. Die Zeit lehrte ihn Geduld. Auf die geschlossenen Schranken an den Bahnübergängen in der Südstadt reagiert jeder anders: Den einen treiben sie zum Fatalismus, den anderen zur Aggression und wieder einen anderen zur geistigen Versenkung.