Neubau in Tannenbusch Billige Fassade an Bonner Schulzentrum stößt auf Kritik

Bonn · Gut zwei Millionen Euro kann die Stadt bei der Gestaltung der Fassade am geplanten Neubau des Schulzentrums Tannenbusch sparen, wenn sie anstatt Klinker nur Klinkerriemchen nimmt. Für die CDU ist das Sparen am falschen Ende.

 Ärger um eine Klinkerfassade gibt es am Schulzentrum Tannenbusch.

Ärger um eine Klinkerfassade gibt es am Schulzentrum Tannenbusch.

Foto: Benjamin Westhoff

Rund 135 Millionen Euro soll nach derzeitigem Stand der Neubau des Schulzentrums Tannenbusch kosten. Zum Schulzentrum gehören das Tannenbusch-Gymnasium und die Freiherr-vom-Stein-Realschule. Im Oktober stimmte der Stadtrat der Kostenschätzung und Vorplanung zu. In der jüngsten Ratssitzung beschloss die Ratsmehrheit nun, auf die bislang geplante Klinkerfassade zu verzichten und stattdessen Klinkerriemchen, die auf die Fassade geklebt werden, zu nehmen. Einen gleichlautenden Beschluss hat die Ratsmehrheit auch für das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bad Godesberg gefasst. Die Kostenersparnis beläuft sich in Tannenbusch laut SGB auf 1,4 Millionen Euro und in Bad Godesberg auf rund 500 000 Euro.

Die CDU kritisiert diese Änderung. „Damit verzichtet man auch auf eine vernünftige Dämmung der Schulgebäude. Man spart am falschen Ende“, ist Ratsherr Georg Schäfer, Sprecher der CDU im SGB-Ausschuss, überzeugt. Er wies darauf hin, dass es die Ratskoalition aus Grünen, SPD, Linken und Volt selbst war, die auf eine Fassadengestaltung aus Vollklinker bestanden hatte – und zwar aus Nachhaltigkeitsgründen, wie in einem Änderungsantrag der Ratskoalition von Oktober 2021 nachzulesen ist. „Das haben wir damals einstimmig beschlossen“, erinnert Schäfer, „und das wäre für die Schule, für die Kinder und Jugendlichen gut angelegtes Geld gewesen.“ Eine echte Klinkerfassade sei nicht nur nachhaltiger, sie benötige keinen Kleber, habe eine wesentlich längere Lebensdauer und biete obendrein auch einen vernünftigen Schallschutz. „Lassen sie mal ein paar Jungen einen Ball gegen die Fassade schießen, was an Schulen durchaus vorkommt. Dann dauert es nicht lange, bis die ersten Riemchen abfallen“, so Schäfer.

Grünen-Ratsfrau Nicole Unterseh hatte dagegen im Rat erklärt, die Entscheidung zum Verzicht auf die Klinkerfassade sei der Ratskoalition nicht leichtgefallen. Aber es gehe immerhin um rund zwei Millionen an Einsparnis. „Das ist keine Kleinigkeit.“

Eike Schultz, Leiter des Tannenbusch-Gymnasiums, zeigte sich überrascht von der Änderung. „Mit mir hat vorher niemand darüber geredet“, sagte er dem GA auf Nachfrage. Auch er sieht auf Dauer keine wirkliche Ersparnis im Wechsel auf verklebte Riemchen. „Klinker ist meines Wissens nach nachhaltiger und hat eine deutlich längere Lebensdauer.“

Auf die Frage, wie es beim geplanten Neubau des Schulzentrums Tannenbusch zu einer Kostensteigerung von einst kalkulierten 30 Millionen Euro auf nunmehr 135 Millionen Euro kommen konnte, erklärt Andrea Schulte vom städtischen Presseamt: „Die in der Vergangenheit prognostizierten Kosten beruhten auf einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2013. Im Rahmen der Erstellung des Raumprogramms wurde ein höherer Flächenbedarf ermittelt. Dieser ergebe sich aus der angestiegenen Schülerzahl und des jetzt zu Grunde liegenden pädagogischen Konzeptes. Auch hätten sich die Grundlagen geändert: 2013 sei man von 1350 Schüler ausgegangen. Die Zahl läge jetzt bereits bei rund 1700 Schülern. Hinzu komme die allgemeine Baukostensteigerung der vergangenen Jahre.

Das Projekt befindet sich momentan noch in der Entwurfsplanung. Diese Planung inklusive der Kostenberechnung solle noch in diesem Jahr den politischen Gremien vorgestellt werden. „Vorausgesetzt, der Planung wird dort zugestimmt, kann im Jahr 2023 der Bauantrag eingereicht und unter der Voraussetzung der Erteilung der Baugenehmigung mit der Ausführungsplanung begonnen werden. Danach erfolgt die Ausschreibungsphase. Von einem Baubeginn wird nach derzeitigem Terminplan voraussichtlich Ende 2024 ausgegangen.“

Die Vorplanung für das Schulzentrum wurde laut Verwaltungsvorlage mit dem Schulamt und den Nutzern abgestimmt, ebenso mit der Behinderten-Gemeinschaft Bonn. Sämtliche Zugänge sollen barrierefrei ausgeführt werden, die Einrichtung behindertengerechte Toiletten erhalten. Die Barrierefreiheit der Obergeschosse werde durch einen Aufzug gewährleistet.

Der Altbau des Schulzentrums soll bis zur Fertigstellung des Neubaus genutzt und nach Umzug der Schulen dann zurückgebaut werden. In diesem Bereich wird dann nach dem Abriss des Altbaus der Großteil der Schulhofflächen liegen. Bis zur Gesamtfertigstellung aller Außenanlagen können verschiedene Bereiche des Grundstücks als Interimsschulhofflächen genutzt werden. Die notwendigen Auto-Stellplätze werden am Waldenburger Ring und an der Hirschberger Straße, die Fahrradstellplätze an der Hirschberger Straße sowie teilweise im Fahrradkeller im Untergeschoss des Neubaus angeordnet. Beschlossen ist bereits auch die Fällung von – nach derzeitigem Stand – 143 Bäumen. Schulte: „Es werden Ersatzpflanzungen durchgeführt, die vollumfänglich auf dem Schulgrundstück erfolgen können.“

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