Flashmob vor der Ratssitzung Tanzen im öffentlichen Raum bleibt in Bonn strittig

Bonn · Nach dem Eklat bei einem Salsa-Treff im August am Hofgarten sucht die Stadt Bonn nach einem Kompromiss. Tänzer haben am Donnerstag ihren Forderungen mit einem Flashmob Nachdruck verliehen.

Rund 20 Tänzerinnen und Tänzer hatten sich am Donnerstag zu einem Flashmob vor der Bonner Ratssitzung verabredet.

Rund 20 Tänzerinnen und Tänzer hatten sich am Donnerstag zu einem Flashmob vor der Bonner Ratssitzung verabredet.

Foto: Benjamin Westhoff

Nach wie vor unzufrieden sind die Freunde der Bonner Salsa-Tanztreffs im öffentlichen Raum. Ein von der Stadt Bonn jüngst vorgeschlagener geschlossener Kompromiss, dass größere Tanztreffen auf Plätzen in der Stadt vorher angemeldet werden müssen, zudem eine Genehmigung benötigen und eine Pacht für die Nutzung der Fläche gezahlt werden soll, stößt offensichtlich bei vielen Tänzerinnen und Tänzern auf wenig Gegenliebe, wie am Donnerstagabend rund 20 Tänzerinnen und Tänzer, darunter auch einige Kinder, vor Beginn der Bonner Ratssitzung mit Tanzeinlagen vor dem Ratssaal im Stadthaus demonstrierten.

Große Anfrage des Bürger Bunds Bonn

Der Bürger Bund Bonn (BBB) hatte zu diesem Thema eine Große Anfrage an die Verwaltung gestellt. Zum Hintergrund: Im August hatten das städtische Ordnungsamt und Polizei ein Salsa-Treffen aufgelöst. Unter anderem mit der Begründung, das Treffen würde in den sozialen Medien beworben. Auch gehe die Nutzung des öffentlichen Platzes über den Allgemeingebrauch hinaus. Die Situation eskalierte, als der Organisator des Treffens, Ali Adelfi, sich weigerte, einem Platzverweis Folge zu leisten und somit von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde.

Harsche Kritik nicht nur aus der Bonner Tanzszene

Nicht nur aus der Tanzszene hagelte es daraufhin harsche Kritik, auch viele unbeteiligte Bürgerinnen und Bürger zeigten in zahlreichen Leserbriefen an den GA ihr Unverständnis für das städtische Handeln. Bei einem Treffen zwischen Stadt und Bonn und Adelfi kam es dann zu der erwähnten Kompromisslösung, wie Stefan Klandt dem GA berichtete.

„Etwas Schriftliches gibt es dazu leider nicht“, sagte Klandt weiter, der sich mit Gleichgesinnten seit Langem auf der Tanzplatte in Beuel zum Tanzen trifft und zur Tanzdemo im Stadthaus eingeladen hatte. Ihm fehlten insbesondere Vereinbarungen mit allen anderen kleineren und unkommerziellen Gruppen, die ebenfalls unter freiem Himmel in Bonn tanzen. „Das beschränkt sich auch nicht nur auf Salsa“, machte er deutlich. Man brauche einen Dialog mit der Stadt und verlässliche Regeln. „Pachtgebühren oder eine Anmeldung von jedem Treffen sind weder sozial, noch fördern sie ein Zusammenkommen.“ Allerdings habe die Stadt ihm inzwischen signalisiert, dass durchaus weitere Gespräche mit den Tanzgruppen geführt werden sollen, sagte er. Klandt ist Vorstandsvorsitzender des Vereins „Salsa in Bonn“ und Pächter der sogenannten Tanzplatte. Mit der Stadt Bonn verhandelt er nach eigenen Angaben derzeit über einen „Tanzpavillon“ und auch einen Tanzplatz im Rahmen der Umgestaltung des Rheinufers.

Hürden für Tänzer in Bonn „sehr hoch“

Für die Tanzgruppen stellte Ratsherr Albert Weidmann (BBB) im Rat unter anderem die Frage, unter welchen Bedingungen und wo kleine, unkommerzielle Treffen zum Tanzen stattfinden könnten, ohne dass sie sofort wieder vom Ordnungsamt aufgelöst werden könnten.

In seiner Begründung brachte Weidmann ebenfalls sein großes Unverständnis zum Ausdruck, die Stadt lege die Hürden für die Tanztreffs in Bonn sehr hoch. Hinsichtlich der Größenordnung dieser Tanztreffs meinte Weidmann, die Verwaltung erkläre lediglich, dass die Frage, ob eine Genehmigung nötig sei, von der Gruppengröße abhängig mache. „Sie nennt aber keine Anzahl von Menschen, ab der eine Genehmigung notwendig ist. Das ist leider eine unbefriedigende Antwort.“ Er wisse, dass es in der Regel höchstens 30 bis 50 Personen seien, die sich zum Tanzen träfen, ganz selten seien es auch mal 100 Personen.

Ein großes Thema ist auch die Frage, wie sich die Tänzer verabreden. Klandt räumte in dem Zusammenhang am Rande der Ratssitzung ein, dass die Salsa-Gruppe, die im August aufgelöst wurde, sich bis dahin öffentlich im Netz verabredet habe. Inzwischen verabrede man sich aber nur noch in geschlossenen Gruppen. Hintergrund: Die Verwaltung hat in ihrer Stellungnahme auf die Große Anfrage des BBB geantwortet, dass es sich bei den Tanzevents am Alten Zoll nicht um ein „lockeres Zusammentreffen“ handele, sondern um organisierte Treffen, die unter anderem über die sozialen Medien stark beworben würden. Die Gruppe habe über 3000 Follower und bewerbe aktiv Salsa- und Bachata-Workshops. Dies gehe über den Allgemeingebrauch hinaus, so die Verwaltung.

Dörner: Großes Interesse an einem lebenswerten Bonn

Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) versicherte, alle hätten ein großes Interesse an einer lebenswerten Stadt, dazu gehöre auch, sich in der Stadt zum Tanzen treffen zu können. Sie wies darauf hin, die Stadt sei in einem regen Austausch mit den Gruppen, um gemeinsam eine gute Lösung zu finden.

Während einige der Betroffenen im Zuschauerraum des Ratssaals die Äußerung der OB gegenüber dem GA als zu vage kritisierten, hofft Klandt weiterhin auf eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung.

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