Rücknahme von Ausnahmeregelung Tauben füttern ist in Bonn wieder tabu
Bonn · Weil Tauben in der Bonner Innenstadt aufgrund der Corona-Einschränkungen kaum noch Nahrung fanden, hatte die Stadt das Füttern teilweise erlaubt. Nun ist das Verbot wieder in Kraft getreten. Kritik daran kommt von Taubenfreunden.
Das Mädchen, das sich mit seinem Vater am Beethoven-Denkmal auf dem Münsterplatz aufhält, beobachtet die Tauben ganz genau. Zusammen mit dem Vater wirft das Kind immer wieder Brötchenkrümel den Tauben vor die Füße. Eigentlich ist die Fütterung von Tauben in Bonn verboten. Während der Corona-Beschränkungen jedoch hat die Stadt Bonn ausnahmsweise Fütterungen zugelassen. Allerdings durften nur bestimmte Personen die Tauben füttern, die deswegen einen Antrag stellen mussten.
Auch Tauben sind von der Corona-Krise betroffen. Denn sie haben während der Zeit, als alle Geschäfte und Restaurants geschlossen hatten, in der Innenstadt kaum noch Nahrung gefunden. Nur wenige Menschen waren in der City unterwegs, und gegessen wurde in der Öffentlichkeit auch so gut wie nichts mehr.
Das generelle Fütterungsverbot für Tauben hatte die Stadt erlassen, damit das ökologische Gleichgewicht wiederhergestellt werden kann. Das unkontrollierte Taubenfüttern mit Brotkrumen und Essensresten hatte in der Vergangenheit für eine starke Vermehrung der Vögel in der Stadt gesorgt, Zuwiderhandlungen können mit bis zu 1000 Euro geahndet werden. In der Corona-Krise gab es nun aber während des „Lockdowns“ eine Ausnahme, um das Überleben der Stadttauben zu sichern.
Stadt erteilte Ausnahmegenehmigungen
„Nach gemeinsamer Prüfung mit dem Veterinäramt wurden feste Fütterungsstellen sowie entsprechende Fütterungszeiten im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung vom Taubenfütterungsverbot erteilt. Es waren acht Futterstellen im Stadtgebiet vorgegeben“, erklärt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Wo genau sich die Stellen befanden, verrät er nicht. Dass die Tiere gefüttert werden sollten, hatten zu Beginn der Geschäftsschließungen auch verschiedene Tierschützer und Tierschutzorganisationen gefordert. Darunter war die Tierschutzorganisation Peta, die 78 deutsche Städte angeschrieben hatte, damit die Kommunen das bestehende Taubenfütterungsverbot aussetzen.
Die Stadt Bonn erteilte Anfang April entsprechende Ausnahmegenehmigungen an die jeweiligen Antragssteller. Laut Marc Hoffmann waren das vor allem dem Ordnungsamt bekannte Personen, die sich schon lange um die Pflege der Stadttauben kümmern. Dabei mussten die Personen darauf achten, dass sie nur so viel füttern, wie die Tiere auch aufnehmen konnten. Zurückgebliebene Futterreste mussten umgehend entfernt werden.
„Die Genehmigungen zur Fütterung wurden zeitlich befristet für die Dauer der Kontaktverbote und der geschlossenen Gastronomiebetriebe“, so Hoffmann. Seit Montag sind die Ausnahmegenehmigungen wieder aufgehoben, weil Lockerungen – auch in der Gastronomie – in Kraft getreten sind. Hoffmann macht aber deutlich, dass die unabhängig von der Corona-Krise erteilten Ausnahmegenehmigungen zur Taubenfütterung von kranken und verletzten Tauben weiterhin bestehen bleiben. Bei der Fütterung während des Lockdowns mussten die Bonner, die eine Genehmigung hatten, diese Papiere stets mit sich führen, um sie im Bedarfsfall Polizei und Ordnungsamt vorzeigen zu können.
Arbeitsgruppe kritisiert Rücknahme
Die Rücknahme der Ausnahmegenehmigungen kritisiert vor allem die Arbeitsgruppe Stadttauben Bonn. „Wir hätten uns gewünscht, dass wir noch mindestens zwei Wochen hätten weiter füttern können“, sagt Rosemarie Dolatshahi von der Arbeitsgruppe. In Bonn seien durch die Fütterung keine Tiere gestorben, anders als in Italien, wo zahlreiche Tiere verhungert seien. Im Gegensatz zu Wildtauben sind die Stadttauben von den Menschen und ihren Abfällen abhängig.
Die genehmigte Fütterung habe einige Vorteile mit sich gebracht, so Dolatshahi. „Die Tiere kamen zur Fütterung, haben gefressen und sind dann wieder weggeflogen. So störten die Tiere niemanden bei ihrer Suche nach Nahrung“, erklärt die Expertin, die sich seit mehr als 30 Jahren mit den Stadttauben beschäftigt. Gefüttert wurden Dolatshahi zufolge die Tiere unter anderem im Umfeld des Busbahnhofs und am Kaiserplatz. Dort seien die meisten Tauben zu finden.
Die Vögel gehören zwar in allen Städten zum Alltag, durch ihre unkontrollierte Vermehrung werden sie aber immer mehr zum Problem. Stadttauben können nämlich auch Träger von Krankheitserregern sein. „Für Menschen, die Tauben füttern und dadurch mit deren Kot oder erregerhaltigen Stäuben in Kontakt kommen, besteht sogar ein erhöhtes Infektionsrisiko“, teilt die Bonner Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite mit.
Die Stadt Bonn geht allerdings nicht davon aus, dass die Tauben in Zusammenhang mit dem Coronavirus ein Risiko darstellen. „Dem Veterinäramt liegen keine Hinweise in Zusammenhang mit dem Coronavirus vor“, so Hoffmann.