Flutgebiete in Ahrweiler So bereitet das THW Bonn Trinkwasser auf

Bonn · Menschen an der Ahr sollten vorsichtig sein im Kontakt mit kontaminiertem Überschwemmungswasser: Die Gefahr einer Infektion ist groß. Hilfe kommt vom Technischen Hilfswerk aus Bonn, das zur Trinkwasseraufbereitung vor Ort ist.

 Eine Trinkwasser-Aufbereitungsanlage des Technischen Hilfswerks steht vor dem Krankenhaus Maria Hilf.

Eine Trinkwasser-Aufbereitungsanlage des Technischen Hilfswerks steht vor dem Krankenhaus Maria Hilf.

Foto: dpa/Thomas Frey

„Eine unserer Kernkompetenzen ist Trinkwasseraufbereitung“, sagt Florian Gottschalk, Sprecher des Technischen Hilfswerks (THW), das zusammen mit Bundeswehr, Feuerwehren und Deutschem Roten die Einsätze in dem von den Fluten verwüsteten Ahrtal koordiniert. Die Expertise des THW ist gefragt, denn die Lage ist dramatisch. Trinkwasser gibt es nach den großflächigen Überschwemmungen vielerorts nicht, die Infrastruktur ist weitgehend zerstört. Das Abwasserwerk der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zum Beispiel wurde von der Flutkatastrophe massiv getroffen. Schäden an der Ortskanalisation und an Hausanschlüssen waren die Folge, das Kanalsystem ist durch Schlamm verstopft, wie die Stadtverwaltung mitgeteilt hat.

Es wird nach Ansicht von Experten mehrere Wochen, vielleicht Monate dauern, bis die Wasserleitungen in den betroffenen Orten an der Ahr instandgesetzt worden sind. Heizöl aus Kellern und Wohnhäusern bedroht bis dahin die Umwelt, denn die Fluten haben auch Tankstellen und Produktionsstätten von Firmen zerstört. Das Versorgungsunternehmen SWB Regional ebenso wie die Obere Wasser- und Naturschutzbehörde Rheinland-Pfalz raten dringend davon ab, das kontaminierte Wasser der Ahr zu trinken, sich damit zu waschen oder es zur Reinigung von Gegenständen zu nutzen. Die Infektionsgefahr ist groß.

30 000 Liter Wasser pro Stunde werden aufbereitet

Das Technische Hilfswerk begegnet den Herausforderungen mit mobilen Anlagen, die 30 000 Liter Wasser pro Stunde aufbereiten können. Das THW bringt dabei Erfahrungen aus Einsätzen im Ausland ein, wo es sogar große Städte mit Trinkwasser versorgt hat. „Wir können aus Brackwasser Trinkwasser machen“, sagt Florian Gottschalk, und zwar nach „deutschem Reinheitsgebot“. So haben die Helfer für ein wenig Entspannung in Bad Neuenahr-Ahrweiler und in Schuld gesorgt. Das THW hat sich auf einen längeren Einsatz eingestellt, wie Mitarbeiter Michael Walsdorf der Deutschen Presseagentur sagte: „Wir säubern Trinkwasser häufiger temporär und partiell, wenn es zu Verunreinigungen kommt. Aber nicht in dieser Form.“

In riesigen Trinkwasserbecken wird das schmutzige Flusswasser aus der Ahr nun stufenweise gereinigt und gelangt dann mit Fahrzeugen in die betroffenen Orte. In Schuld holen die Menschen sich das Wasser selbst ab. „Unsere Wasserversorgung ist total zusammengebrochen“, hatte sagte Ortsbürgermeister Helmut Lussi (CDU) festgestellt. „Die Wasserleitungen müssen in Schuld komplett neu gelegt werden. Das wird Jahre in Anspruch nehmen.“

Provisorien gehören bis dahin zum Alltag. Darauf weist auch SWB Regional hin. In besonders stark betroffenen Gemeinden sollen weiterhin Wasserfässer und -container sowie mobile Aufbereitungsanlagen eingesetzt und, wo möglich, mit intakten Leitungsabschnitten verbunden werden. Es gebe aber auch erste Lichtblicke: Laut SWB Regional konnte die Transportleitung zum Pumpwerk Dorsel wieder in Betrieb genommen werden. Auch die zentrale Brunnenanlage Nohn des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel sei wieder in Betrieb, wodurch für Kalenborn und Altenahr die volle Kapazität zur Verfügung stehe. Im Bereich von Bad Münstereifel sei die Versorgung der Hochbehälter Lind und Vellen aufgrund erheblicher Beschädigungen zwar noch sehr eingeschränkt, solle aber ebenfalls bald den Betrieb aufnehmen.

SWB Regional weist noch einmal auf das Abkochgebot in den Überflutungsgebieten hin, sofern Wasser zum Trinken, Kochen oder zur Zubereitung von Speisen oder Getränken genutzt wird. Zum Waschen und Reinigen könne das Wasser ohne Einschränkung genutzt werden. Wer mit Schlamm und Überschwemmungswasser in Berührung komme, solle die betroffenen Stelle reinigen, um Infektionen und Hautauschläge oder Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes zu vermeiden.

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