Tiefbauarbeiten in Bonn Arbeiter erneuern Hunderte Meter Kanalnetz im Musikerviertel

Bonn · Unter der Lisztstraße im Bonner Musikerviertel erneuern rund ein Dutzend Arbeiter auf 500 Metern Länge einen Teil des Kanals. Durch eine wandernde Baustelle sollten die Einschränkungen möglichst gering bleiben - doch das Ende liegt noch in weiter Ferne.

 An der Kreuzung Wittelsbacherring/Endenicher Straße hat das Tiefbauamt ein sechs Meter tiefes Loch gegraben.

An der Kreuzung Wittelsbacherring/Endenicher Straße hat das Tiefbauamt ein sechs Meter tiefes Loch gegraben.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Es gibt angenehmere Arbeitsorte: In sechs Metern Tiefe schuften die Bauarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Fenner/DA-Ingenieurbau unter der Lisztstraße nahe der Viktoriabrücke. Auf bergmännische Art buddeln sie sich mit Schaufeln Zentimeter um Zentimeter, Meter um Meter vor. Geröll wird auf einem Förderband abtransportiert. Bagger heben die Erdmassen mit ihren Greifarmen aus den Kanalschächten.

Seit Jahresbeginn lässt das Bonner Tiefbauamt ein Stück des Kanalnetzes auf insgesamt 500 Metern Länge im Musikerviertel erneuern, Hauptsammler West heißt das 4,2 Millionen Euro teure Projekt. Von fünf Gruben aus ziehen die Bauarbeiter zunächst einen Stahlkanal von zwei Meter Durchmesser in den Straßenabschnitten Wittelsbacherring, Lisztstraße, Haydnstraße, Richard-Wagner-Straße und Humboldtstraße ein. Hinein werden dann Kunststoff- oder Betonkanäle gelegt, durch die das Abwasser abfließen kann. Derzeit arbeiten etwa ein Dutzend Leute im Untergrund.

Für das unterirdische, eher selten verwendete Stollenverfahren habe man sich entschieden, weil es das sensiblere Verfahren sei, wie Tiefbauamtsleiter Peter Esch zu erzählen weiß. „Oft greifen wir auch auf das Vortriebverfahren zurück. Es geht schneller, aber die Baufirmen können nicht erkennen, was in der Erde steckt.“ Beim Vortrieb übernimmt eine Art Bohrmaschine das Graben. Mögliche Kampfmittel aus den Weltkriegen blieben bei dieser Vorgehensweise unentdeckt. Beim Starkregenentlastungskanal des Mehlemer Baches waren durch das gröbere Vortriebsverfahren seinerzeit Findlinge nach oben gedrückt worden, diese hatten den darüber liegenden Abwasserkanal beschädigt. Am viel befahrenen Wittelsbacherring setzt die Stadt auf eine unterirdische Verlegung, damit der Verkehr weiterhin fließen kann.

Fotos von den Kanalarbeiten im Musikerviertel
12 Bilder

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Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

In der Richard-Wagner-Straße und Humboldtstraße wende die beauftragte Firma eine offene Bauweise an. Das spare Kosten, andererseits belaste es natürlich die Anwohner. „Die Beschwerden halten sich nach unserer Erfahrung bisher in Grenzen“, sagt Esch. Durch eine wandernde Baustelle sollten die Einschränkungen möglichst gering bleiben. In der Richard-Wagner-Straße sind die Arbeiten weitgehend abgeschlossen. Es fehle aber noch der Straßenwiederaufbau. Esch kann noch kein Datum nennen, wann die Stadt die Straße wieder komplett freigibt.

Am 1. August ist vorgesehen, in die knapp sechs Meter tiefe Spritzbetongrube an der Kreuzung Wittelsbacherring und Endenicher Straße ein Fertigteil-Schachtbauwerk mit einem Gewicht von 40 Tonnen einzulassen – mit Sperrung der Endenicher Straße an dieser Stelle. Mehrere Buslinien fahren Umleitungen. Bis Ende 2021 will Esch fertig sein: „Momentan liegen wir voll im Zeitplan.“

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