Durchsuchungen in Bonn Trio wegen schweren Drogenhandels mit Waffen vor Gericht

Bonn · Nach einer Razzia im Dezember klagt die Bonner Staatsanwaltschaft ein Trio – einen Mann und zwei Frauen – wegen Drogenhandels mit Waffen an. Der Mann war bei der Razzia durch Schüsse eines Polizisten verletzt worden.

  Polizei und SEK beim Einsatz in der Bonner Weststadt am 9. Dezember 2021.

Polizei und SEK beim Einsatz in der Bonner Weststadt am 9. Dezember 2021.

Foto: Ulrich Felsmann

Der Showdown begann in den frühen Morgenstunden des 9. Dezember 2021: Rund 120 Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten gegen 6 Uhr zeitgleich acht Wohnungen in Bonn, zwei weitere in Sankt Augustin und Koblenz. Im Visier der Rauschgiftfahnder: eine Drogenbande, die mit Kokain, Heroin und anderen Rauschgiften gehandelt haben soll. In der Weststadt hinter der Viktoriabrücke kamen an dem Tag sogar Spezialeinsatzkräfte der Polizei zum Einsatz: Denn hier befand sich das Drogen-Versteck des 51-jährigen mutmaßlichen Bandenchefs, von dem es hieß, dass er Waffen in seiner Wohnung lagere. Bei der Durchsuchung soll einer der SEK-Beamten schließlich von dem gesuchten Hausbewohner mit einem Revolver bedroht worden sein. Für den mutmaßlichen Dealer sollte das jedoch Folgen haben. Denn der Beamte gab – zum Selbstschutz – mehrere Schüsse ab und verletzte den 51-Jährigen am Arm.

Ein halbes Jahr nach der erfolgreichen Razzia, bei der am Ende sieben Personen vorläufig festgenommen sowie kapitale Drogenmengen und Dealgeld beschlagnahmt worden waren, hat die Bonner Staatsanwaltschaft ein Trio wegen besonders schweren Drogenhandels angeklagt. Wie Gerichtssprecherin Gerlind Keller am Dienstag auf Nachfrage bestätigte, muss sich neben dem Kopf der Bande auch seine 61-jährige Lebensgefährtin wegen Drogenhandels mit Waffen verantworten: Denn in den beiden Wohnungen des Paares lagen neben Heroin und Kokain auch griffbereit ein Messer, ein Baseballschläger sowie eine Schreckschusswaffe. In der Wohnung der dritten Angeklagten, einer 43-Jährigen, gab es zwar keine Waffen, dafür machten die Fahnder einen kapitalen Fund: 2400 Gramm Heroin, 490 Gramm Kokain sowie 1800 Gramm Amphetamine.

Wegen der Bedrohung des SEK-Beamten wurde der 51-Jährige jedoch nicht angeklagt: Die Strafverfolgung sei im Hinblick auf die hohe Straferwartung – mindestens fünf Jahre bei schwerem Drogenhandel – beschränkt worden, hieß es aus der Anklagebehörde. Schließlich habe sich der versuchte Widerstand des Angeklagten ja in sein Gegenteil verkehrt. Mit den Rettungsschüssen des SEK-Beamten habe er zudem direkt „Schaden genommen“. Die Verletzungen mussten im Krankenhaus behandelt werden, eine Lebensgefahr jedoch habe nie bestanden.

Aufgeflogen war die Drogenbande bereits Monate vor dem Zugriff durch einen anonymen Hinweis aus der Szene: Sie betreibe „einen schwunghaften Handel“, so der Insider. Seit der Razzia sind alle drei Angeklagten in Untersuchungshaft, alle drei sind auch einschlägig vorbestraft: Der 51-Jährige hat bereits eine Zeit hinter Gittern verbracht, die 43-jährige Mitangeklagte steht sogar unter laufender Bewährung. Der Prozess vor der siebten Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts soll noch im Sommer starten.

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