Bluterkrankheit und Kinderwunschzentrum UKB baut Europas größtes Fachzentrum für Bluterkrankheit

Venusberg · Für das Hämophilie- und das Kinderwunschzentrum entsteht ein neues Gebäude an der Uniklinik Bonn. Laut UKB-Angaben ist Letzteres das „erste gemeinsame Kinderwunschzentrum für Paare“.

Das neue Gebäude des Universitätsklinikums Bonn entsteht direkt hinter dem Haupteingang.

Das neue Gebäude des Universitätsklinikums Bonn entsteht direkt hinter dem Haupteingang.

Foto: Benjamin Westhoff

Auf dem Venusberg wurde am Dienstag wieder einmal Richtfest gefeiert. Diesmal geht es um ein Gebäude, dessen 18 Meter hoher Rohbau direkt hinter dem Haupteingang gelegen ist. In den kommenden Monaten kümmern sich die Handwerker um den Fortgang dieser Baustelle, deren zusätzliche Etagen direkt über der Fahrbereitschaft der Rettungswagen des Universitätsklinikums Bonn (UKB) liegen, „im Herzen der Uniklinik“, wie deren Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzende Wolfgang Holzgreve während der Feierstunde betonte.

An dieser Stelle sollen zwei Ambulanzen unter einem Dach untergebracht werden, die auf dem Campus noch in älteren Gebäuden sitzen. Auf einer Etage mit einer Nutzfläche von 1000 Quadratmetern wird nach Fertigstellung des Gebäudes das Hämophiliezentrum arbeiten. Es wäre damit nach Auskunft des UKB Europas größtes Zentrum zur Behandlung und Erforschung der Krankheit, die im Volksmund als Bluterkrankheit bezeichnet wird. Aktuell behandelt das UKB 1500 Patienten mit verschiedenen Krankheitsbildern, etwa jeder Dritte mit schwerer Verlaufsform.

Bluterkrankheit: UKB versorgt Patienten aus weiten Teilen Deutschlands

Der Leiter des Hämophilie-Zentrums, Johannes Oldenburg, sagte, dass das Bonner Uniklinikum mit seiner jahrzehntelangen Forschung dazu beigetragen habe, die Behandlungsmethoden zu verbessern. Vor drei Generationen hätten Bluterkranke kaum die Volljährigkeit erleben können, mittlerweile sei eine normale Lebenserwartung möglich. Dass die Krankheit selten auftritt, führt dazu, dass das UKB Patienten aus weiten Teilen Deutschlands versorgt. Eine am UKB entwickelte App ermöglicht ihnen, ein weitgehend eigenständiges Leben, ohne ständig nach Bonn zu müssen. Eine Überwachung der Ärzte erfolgt via Internet.

Ebenfalls in dem Neubau unterkommen wird das „erste gemeinsame Kinderwunschzentrum für Paare“. Die Fachabteilungen der Reproduktionsmedizin für Frauen und der Andrologie für Männer kommen in der dritten Etage des neuen Anbaus unter. Die künftige Leiterin des Zentrums, Nicole Sänger, erklärte, sie werde mit ihrem Kollegen aus der Andrologie die Paare gemeinsam beraten. „Wir sind in der Lage, Hoffnungen erfüllen zu können“, sagte die Gynäkologin.

Der Embronentransfer in die Gebärmutter gelinge mittlerweile in 40 Prozent der Fälle am UKB, wo auch Eierstöcke eingelagert würden, beispielsweise von Frauen, die sich einer Strahlentherapie unterziehen müssen.

Neubau ist ein „richtiges Signal“

Matthias Heidmeier, Staatssekretär im NRW-Gesundheitsministerium, sprach in Bezug auf den Neubau von einem „richtigen Signal“. Angesichts des gravierenden Fachkräftemangels sei es notwendig, Fachzentren aufzubauen. „Wir brauchen eine Grundversorgung in der Fläche, aber Spezialisten für seltene Krankheiten muss es nicht überall geben.“

Der Neubau für die Ambulanzen kostet inklusive Einrichtung 13 Millionen Euro, die das UKB bisher aus eigener Tasche finanziert, was Holzgreve in seiner Rede nicht unerwähnt ließ. Der Staatssekretär wird diesen Wink verstanden haben.

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