Versammlung auf dem Bonner Marktplatz Hunderte Menschen auf Solidaritätsbekundung für die Ukraine

Bonn · Eine Woche nach Beginn des russischen Überfalls fand am Donnerstagabend eine weitere Solidaritätskundgebung mit der Ukraine am Bonner Marktplatz statt. Oberbürgermeisterin Katja Dörner sowie weitere Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft hielten kurze Ansprachen.

 Mehrere Hundert Menschen versammelten sich am Donnerstag auf dem Marktplatz, um ihre Solidarität mit der Ukraine kundzutun.

Mehrere Hundert Menschen versammelten sich am Donnerstag auf dem Marktplatz, um ihre Solidarität mit der Ukraine kundzutun.

Foto: Jakub Drogowski

Unter dem Motto „Ukraine im Herzen – vereint gegen Krieg und Aggression – Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung“ versammelte die Initiative „Bonn-Ukraine“ Hunderte Menschen vor dem Alten Rathaus, um „ein Zeichen für Frieden und Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und den Geflüchteten zu setzen“, wie es Pavlo Hrosul beschrieb. Unter Federführung des seit zwölf Jahren in Bonn lebenden ukrainischen Politwissenschaftlers gründete sich die Initiative als unmittelbare Antwort der Bonner Zivilgesellschaft auf Wladimir Putins Angriffskrieg.

Bonner, Ukrainer, Russen und Belarussen folgen dem Aufruf zur Demo

Dem im GA und verschiedenen Sozialen Medien gestarteten Aufruf folgten neben zahlreichen Bonnern und Bonnerinnen vor allem ukrainische Geflüchtete sowie russische und belarussische Putin-Gegner. Wie etwa Vitaly Zhuravlev, der auf seinem Plakat Putin als Mörder bezeichnete. „Seit mindestens acht Jahren bin ich entschiedener Gegner Putins. Was er in der Ukraine macht, das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, so der Bonner mit russischen Wurzeln. Die Deutsch-Russin Julia Ewersmann fand ebenfalls deutliche Worte: „Ich war und werde nie einverstanden sein mit Putin als russischen Präsidenten. Die Weißrussin Elisabeth Chigrin nutzte die Gelegenheit, um auf die Machenschaften von Putins politischem Partner Alexander Lukaschenko und die Versäumnisse des Westens aufmerksam zu machen. „Wir gehen seit Langem mit unserem Verein ‚Razam‘ auf die Straße, wollen Aufmerksamkeit erzeugen. Aber der Westen hat nicht viel gemacht. Immer wurde auf die schützende Hand des großen Bruders Russland verwiesen“, so Chigrin.

Der seit zwei Jahren in Bonn studierende Anton Nikalajenko macht sich derweil, wie viele der Anwesenden, Sorgen um seine in der Ukraine verbliebene Familie. „Es ist wichtig, dass wir heute Abend hier sind. Als Teil der ukrainischen Diaspora“, erklärte er. „Niemand hat im 21. Jahrhundert einen solchen Krieg auf europäischem Boden erwartet. Wir als Ukrainer sind hier, um zu verstehen, ob wir vom Westen im Stich gelassen werden oder nicht“, so der VWL-Student.

Die jüngsten Maßnahmen des Westens befürworten Nikalajenko und weitere Teilnehmer, auch wenn sie vielen als zu zahm und zu spät angesehen werden. Die erst vor zwei Tagen mit ihrer Familie aus Kiew geflohene Natasha Shtaltovna kritisierte die anfängliche Zaghaftigkeit von Nato, UN und EU, sowie der deutschen Regierung im Besonderen. „Es geht alles zu langsam, jeden Tag fallen Bomben und sterben Menschen. Die EU brauchte zwei oder drei Tage, um sich überhaupt konkret zu äußern. Von deutscher Seite 5000 Helme zu liefern, ist zu wenig. Die Ukraine braucht Waffen und Hilfe bei der Sicherung des Luftraumes”, so die zweifache Mutter.

Bevor Oberbürgermeisterin Katja Dörner in ihrer Ansprache unter anderem an die Worte des Bundeskanzlers erinnerte, dass es sich um einen „Krieg Putins, nicht Russlands“ handele, rief Initiator Hrosul die Teilnehmer zu einer Schweigeminute „für die zivilen sowie militärischen Opfer“ auf. Er selbst habe unter anderem Familie in Lemberg, wo „mittlerweile auch schon nachts Bomben und Raketeneinschläge“ zu hören seien.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort