Nach Sieg über Portugal Marokko-Fans feiern in Bonn Einzug ins WM-Halbfinale - Gewalt in Köln und Düsseldorf

Update | Bonn · In Bonn haben Hunderte marokkanische Fans nach dem Sieg gegen Portugal den Einzug Marokkos ins Halbfinale der Fußball-WM gefeiert. Die Polizei war mit zahlreichen Kräften im Einsatz, um den Verkehr zu regeln. In Köln und Düsseldorf kam es zu gewalttätigen Aktionen.

So feiern Marokkaner in Bonn den Sieg im WM-Viertelfinale
19 Bilder

So feiern Marokkaner in Bonn den Sieg im WM-Viertelfinale

19 Bilder
Foto: Petra Reuter

Es dauerte nur wenige Minuten, da hatte sich Bonns Innenstadt in ein marokkanisches Jubelmeer verwandelt: Bereits kurz nach dem Sieg der marokkanischen Nationalmannschaft im Viertelfinalspiel gegen Portugal bei der Fußball-WM bildeten sich Autokorsos mit feiernden Marokkaner rund um den Bertha-von-Suttner-Platz. Die Polizei hatte sich bereits vor dem Abpfiff mit zahlreichen Kräften in der Innenstadt platziert, um die Fans zu erwarten.

Rund 1000 Marokko-Fans feiern laut Polizei friedlich in Bonn

Rund 1000 friedlich jubelnde und feiernde Fans - ausgestattet mit Trommeln und Pfeifen - bevölkerten nach Angaben der Polizei die Straßen, schwenkten überglücklich über den Sieg die marokkanische Fahne, tanzten ausgelassen, zündeten Pyrotechnik und feuerten Feuerwerkskörper ab.

Der harte feiernde Kern hatte sich an der Kölnstraße neben dem McDonalds-Restaurant gesammelt - abgeriegelt durch die Einsatzkräfte der Polizei. Die dortige Kreuzung war bis in den Abend hinein komplett blockiert. Um eine Gefährdung zu verhindern, zog die Polizei teilweise Pyrotechnik aus der Menge und ließ sie an der Seite kontrolliert abbrennen. Die Polizei hatte den Bereich rund um den Bertha-von-Suttner-Platz ab Kennedybrücke sowie die Kölnstraße ab der Höhe Theaterstraße bis etwa 21 Uhr für den Verkehr gesperrt.

Zwischen den hupenden Autos der Feiernden waren zwischenzeitlich auch einige unbeteiligte Fahrzeuge, deren Insassen erst einmal zum Mitfeiern gezwungen waren - denn entkommen konnte der jubelnden Menge niemand.

Reisende am Bertha-von-Suttner-Platz gestrandet

Da keine Bahnen mehr am Bertha-von-Suttner-Platz durchkamen, wurde diese Haltestelle auch über einen längeren Zeitraum gar nicht mehr angefahren. Die Bahnen von und nach Siegburg fuhren nur bis beziehungsweise ab Konrad-Adenauer-Platz. Und aus der anderen Richtung bis zum Hauptbahnhof und dann wieder zurück. Etliche Reisende waren laut unserer Reporterin vor Ort am Bertha-von-Suttner-Platz gestrandet: „Hier scheint niemand zu sein, der den Leuten Auskunft geben kann.“ Laut Clarissa Pütz von der SWB versuchten die Verkehrsbetriebe, die Kunden aber wohl zumindest per Social Media zu informieren.

Koblenzer Straße in Bad Godesberg gesperrt

Etliche Autokorsos mit marokkanischen Fans wurden auch aus Bad Godesberg, Wachtberg und anderen Teilen des Stadtgebiets sowie aus der Region gemeldet. In Bad Godesberg konzentrierte sich das Geschehen dabei unter anderem auf die Bonner Straße und die Koblenzer Straße. Dort feierten nach Polizeiangaben rund 200 Fans. Zwischenzeitlich kam es auch dort immer wieder zu Verkehrsbehinderungen.

Die Koblenzer Straße in Bad Godesberg war komplett blockiert. Dort kam kein Bus mehr durch. Einige Busse umfuhren deshalb den blockierten Bereich.

Die Koblenzer Straße in Bad Godesberg war zwischenzeitlich komplett blockiert.

Die Koblenzer Straße in Bad Godesberg war zwischenzeitlich komplett blockiert.

Foto: Max Mühlens

Zunächst war in Bad Godesberg keine Polizei vor Ort, berichtete unser Reporter vor Ort. Erst gegen 18.55 Uhr rückten die ersten Kräfte an und sperrten die Koblenzer Straße ab.

Die Leitstelle der Polizei kümmerte sich bis in den späteren Abend hinein um alle WM-bedingten Einsätze im Bonner Stadtgebiet. Da gleich an mehreren Stellen marokkanische Fans den Sieg ihres Landes im WM-Viertelfinale feierten und dabei Straßen blockierten, mussten zahlreiche Polizeikräfte koordiniert werden, hieß es auf GA-Nachfrage. Rund 100 Polizeibeamte waren demnach in Bonn im Einsatz. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, wurden vier Anzeigen ausgestellt - die Hintergründe sind bisher unklar.

Unbekannte attackieren Polizisten in Köln

Auf dem Hohenzollernring in Köln war am Samstagabend kein Durchkommen mehr.

Auf dem Hohenzollernring in Köln war am Samstagabend kein Durchkommen mehr.

Foto: Marcel Wolber

Gefeiert wurde auch in Köln. Dort war beispielsweise der innerstädtische Hohenzollernring komplett von den marokkanischen Fans blockiert, berichtete unser Reporter vor Ort.

Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, kam es jedoch auch zu gewalttätigen Aktionen. Zur Bewältigung setzte die Polizei Einsatzkräfte aus dem gesamten Stadtgebiet ein. Auch im rechtsrheinischen Stadtteil Humboldt-Gremberg hatten sich nach dem Abpfiff spontan mehrere hundert Feiernde im Freien gesammelt. Die Polizei sperrte den Hohenzollernring und die Taunusstraße für mehrere Stunden.

An der rechtsrheinischen Taunusstraße warfen drei Unbekannte die Heckscheibe eines Streifenwagens mit Steinen ein. Die im Streifenwagen sitzenden Polizisten blieben unverletzt. Am Taunusplatz bewarfen Unbekannte die Einsatzkräfte aus der Menge heraus mit Flaschen. Eine davon traf einen Polizisten am Einsatzhelm. Auch er blieb unverletzt. An beiden Orten brannten Unbekannte zahlreiche Pyrotechnikfackeln ab.

Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen und wertet dazu auch die Aufzeichnungen der polizeilichen Videobeobachtung am Hohenzollernring sowie in Kalk aus.

Fan-Feiern auch in Düsseldorf, Dortmund und Essen

Auch in anderen Städten in NRW wurde nach dem Überraschungssieg der marokkanischen Mannschaft im Viertelfinale der Fußball-WM gefeiert: In der Düsseldorfer Innenstadt war eine riesige Menschenmenge zusammengekommen. Es wurden Böller und Bengalos gezündet, Rauch lag über dem von vielen Nordafrikanern bewohnten Gebiet. Vereinzelt gab es Böller- und Flaschenwürfe auf Polizisten, ein Polizist wurde dabei verletzt.

Ein dpa-Fotograf schätzte mehr als 2000 Fans, die den 1:0-Sieg der marokkanischen Mannschaft gegen Portugal feierten. Vereinzelnte Feiernde sollen versucht haben, auf einen Polizeiwagen zu klettern. Auf der Kö wurde zudem Pyrotechnik gezündet, berichtet die Rheinische Post. Erst rund fünf Stunden nach Abpfiff beruhigte sich die Lage in der Landeshauptstadt wieder. Die Polizei schrieb mehrere Anzeigen.

In Dortmund und Essen ging es ruhiger zu. In der Innenstadt von Essen feierten nach Angaben eines Polizeisprechers etwa 300 Fußballfans. „Es wurde auch Pyrotechnik gezündet, aber insgesamt blieb alles friedlich“, sagte der Sprecher am Abend. In Dortmund zog ein Auto-Corso mit einem Hupkonzert durch Stadt. Es wurden Bengalos und Böller gezündet und marokkanische Fahnen geschwenkt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Der digitale Zwilling sitzt mit am Tisch
Bonner Ethiker forscht über Doppelgänger aus dem Computer Der digitale Zwilling sitzt mit am Tisch