Uni Bonn und IPA „Wir sehen uns als ein Scharnier zwischen Kirche und Gesamtgesellschaft“

Bonn · Mit einem Festakt hat am Mittwoch die Kooperation zwischen der Universität Bonn und dem Institut für Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt (IPA) begonnen. Aufgabe soll unter anderem die systematische Identifikation von Forschungsfragen, die Herausgabe einer wissenschaftlichen Schriftenreihe sowie ein eigenes Lehr- und Praktikumsangebot sein.

Festakt zu einem ersten Thema: Karl Haucke, Mary Hallay-Witte, Jochen Sautermeister und Bischof Stephan Ackermann (v.l.).

Festakt zu einem ersten Thema: Karl Haucke, Mary Hallay-Witte, Jochen Sautermeister und Bischof Stephan Ackermann (v.l.).

Foto: Meike Böschemeyer

Sexualisierte Gewalt, Macht und Missbrauch sind schon seit Längerem wichtige Forschungsthemen der Universität Bonn, insbesondere der Katholisch-Theologischen sowie der Philosophischen Fakultät. Jetzt haben die Bonner Uni und das Institut für Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt (IPA) einen bundesweit bis dato einzigartigen Kooperationsvertrag geschlossen, der das IPA als sogenanntes An-Institut der Universität etablieren soll. Mit einem Festakt wurde diese Zusammenarbeit am Mittwoch besiegelt.

„Wir sehen uns als ein Scharnier zwischen Kirche und Gesamtgesellschaft. Als Ansprechpartner für Entscheidungsträger in gesellschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen und kirchlichen Einrichtungen“, erklärte Mary Hallay-Witte, Leiterin des IPA. Denn sexualisierte Gewalt sei kein innerkirchliches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die Kooperation soll einen kontinuierlichen Austausch in den Bereichen Forschung, Lehre und Praxistransfer sicherstellen. „Durch diese Arbeit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Kindern, Jugendlichen sowie erwachsenen Schutzbefohlenen“, so Hallay-Witte.

„Theologie muss kritisch und selbstkritisch agieren“, betonte Jochen Sautermeister, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät. „Wir haben eine besondere Aufgabe in Sachen Aufarbeitung, Prävention sowie Intervention.“

Die Vernetzungsaktivitäten des IPA sollen dazu beitragen, die Arbeiten der unterschiedlichsten Disziplinen und Fakultäten noch besser aufeinander abzustimmen. Beide Partner wollen so vom wissenschaftlichen Austausch profitieren.

Nationale und internationale Standards sollen etabliert werden

Universität und IPA wollen maßgeblich an der Etablierung nationaler und internationaler Standards mitwirken. „Die kritische Reflexion der kirchlichen Aufarbeitungsprozesse der letzten Jahre und die daraus gewonnenen Lernerfahrungen können dazu beitragen, der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern und Erwachsenen zu begegnen“, so Sautermeister. Geplant sind unter anderem die systematische Identifikation von Forschungsfragen, die Herausgabe einer wissenschaftlichen Schriftenreihe, interdisziplinäre Arbeitsgruppen und Tagungen sowie ein eigenes Lehr- und Praktikumsangebot.

Rektor Michael Hoch, der aus Hamburg per Videoschalte teilnahm, nutzte den Festakt, um die Bedeutung der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Uni noch einmal hervorzuheben. „Diese Kooperation macht die Fakultät noch attraktiver. Gerade auch für angehende Priester. Denn sie werden sich in Zukunft besonderen Herausforderungen stellen müssen. Daher gehört die Theologie an die Universität“, betonte er erneut.

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