Verein in Bonn Kultur-Tafel vermittelt Tickets an Menschen mit wenig Einkommen
Bonn · Mal führt der Anruf der Kultur-Tafel zu einem Spiel der Telekom Baskets, mal in die Oper: Ehrenamtliche des Bonner Vereins vermitteln Tickets an Menschen mit geringem Einkommen.
Die Kultur-Tafel will eine Brücke bauen zwischen Menschen mit geringem Einkommen und Kultur und Sport. „Wir kommen aus der sozialen Arbeit und sehen jeden Tag, womit die Betroffenen beschäftigt sind. Da steht die Kultur ganz am Ende der Kette“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Kultur-Tafel Bonn, Andrea Hillebrand. Angestellte der Bonner Sozialverbände, darunter Diakonisches Werk, Caritasverband und Arbeiterwohlfahrt, gründeten den Verein 2018 gemeinsam mit Mitgliedern aus Vereinen und Kirchen. Ihr Ziel: Die Teilhabe an Kultur- und Sportveranstaltungen soll nicht vom Geldbeutel abhängig sein.
In den ersten Jahren war die Vereinsarbeit von der Corona-Pandemie und den Lockdowns geprägt. „Die meisten Veranstaltungen zu den rund 1000 Karten, die wir verteilen konnten, fanden in 2022 statt“, berichtet Hillebrand. Die Kultur-Tafel verschenkt im Gegensatz zur Tafel keine Lebensmittel, sondern Angebote für Freizeit, Kultur und Sport.
„Die Bedürftigkeit muss nachgewiesen werden“, sagt Hillebrand. Da reiche aber zum Beispiel der Bonn-Ausweis oder ein Nachweis für Grundsicherung. „Außerdem kennen wir durch unsere Basisarbeit sehr viele Menschen mit geringem Einkommen persönlich. Da wurde der Nachweis dann in der Beratung bereits erbracht. Das reicht uns auch.“
Die Karten werden von den Kulturpartnern gespendet. Darunter finden sich fast alle namhaften Bonner Veranstalter, von der Springmaus über das Beethoven Orchester und Bonn live bis hin zu den Telekom Baskets. Auch Eintrittskarten für Karnevalssitzungen sind gelegentlich dabei, oder etwas für Kinder. „Wir hatten auch schon Yoga-Kurse dabei“, sagt Hillebrand. Die Kultur-Tafel ist offen für die verschiedensten Angebote.
Wer sich auf der Liste der Kulturgäste eintragen lässt, kann das für verschiedene Themenbereiche tun, wie Sport, klassische Musik oder Theater. Wer möchte, kann sich auch gleich für mehrere Bereiche anmelden. „Wir bekommen die Karten oft zwei oder drei Tage vor der Veranstaltung“, berichtet Kulturvermittlerin Martina Göttner. Sie gehört zu den Ehrenamtlichen, die die Kulturinteressierten abtelefonieren.
Wer ans Telefon geht, bekommt die Karten
Sie versucht, die gespendeten Tickets möglichst gerecht zu verteilen. „Aber am Ende ist es auch immer Glücksache, wen ich erreiche“, sagt sie. Und sie erzählt, wie positiv die Rückmeldungen seien. „Mit manchen Menschen telefonieren wir öfter und lernen sie ein wenig kennen“, so Göttner. Sie müssten um so viel kämpfen und jeden Antrag begründen. „Wir rufen einfach an und verschenken etwas.“
Weil die Kultur-Tafel erst jetzt richtig loslegen kann, ist noch viel Platz für Kulturinteressierte ebenso wie für weitere Kulturpartner. „Immer, wenn wir im Gespräch sind, steigt die Anzahl derer, die bei uns mitmachen“, sagt Hillebrand. Der neu gewählte Vorstand, zu dem neben ihr der Vorsitzende Ralf Birkner, Karl Wilhelm Starcke für den Caritasverband, Jörg Schwieger für die Evangelische Lutherkirchengemeinde und Rainer Braun-Paffhausen von der Katholische Jugendagentur sowie die neue Beisitzerin Gisela Anders (Awo-Bad Godesberg) gehören, hat sich für das kommende Jahr viel vorgenommen. Die Situation bedürftiger Menschen in Bonn und den direkt an Bonn angrenzenden Städten soll sich konkret verbessern. Auch Bürgerinnen und Bürgern aus Alfter, Meckenheim, Bornheim, Königswinter, Niederkassel, Siegburg, Sankt Augustin, Troisdorf und Wachtberg können sich als Kulturgäste anmelden.
Die Verstalter melden als Kulturpartner verfügbare Plätze an die Kultur-Tafel. Auch Privatpersonen können Eintrittskarten spenden. „Bevor Karten verfallen, freuen sich unsere Gäste sehr darüber“, so der Verein.
Weitere Informationen unter www.kulturtafel-bonn.de. Kontaktmöglichkeiten per E-Mail an info@kulturtafel-bonn.de oder unter Telefon 0228/22 72 24 52. Der Verein hat seinen Sitz in der Kölnstraße 103. Das Büro ist jeden Mittwoch von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet.